Kapitel 30 - Tag 1

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                                                                                               Tag 1



Es war schnell gegangen. Fast schon hektisch, als Ron sie ins Mungo gebracht hatte. Sie hatte nach Draco gefragt. Ständig. Die Heilerin war darauf gar nicht eingegangen. Sie hatte sich nur Sorgen gemacht um Hermine und um das Baby. Mit dem Baby hatte etwas nicht gestimmt. Es hatte Hermine nur noch mehr aufgeregt, dass alle auf sie eingeredet hatten, dass alles gut werden würde. Sie hatte das schon einmal geglaubt und dann war er aufgetaucht. McLaggen. Sie hatte nie und nimmer damit gerechnet. Er als dieser wahnsinnige Mörder. Er der Schuld daran war, dass man das Baby holen musste. Sie war panisch gewesen, als man die Narkose eingeleitet hatte. Was war mit Draco? Was war mit dem Baby? Würde sie beide verlieren? Das waren ihre letzten Gedanken gewesen und die ersten, die wieder kamen, als sie zu sich kam. Sie blinzelte und sah Tageslicht durch ein Fenster fallen. Sie bewegte sich leicht und seufzte, als sie ein Stechen in ihrem Rücken wahrnahm. „Hermine?" fragte eine vertraute Stimme besorgt und Hermine sah auf, als sich jemand am Rand des Bettes setzte und ihr über die Wange stich.

„Narzissa?" fragte sie verwirrt und Narzissas Augen wurden feucht, bevor sie Hermine umarmte und mütterlich auf die Stirn küsste. „Oh meine Kleine. Als uns Harry Bescheid gegeben hat, haben wir uns schreckliche Sorgen gemacht. Lucius und ich sind sofort zurückgekommen." Narzissa drückte ihre Hände. „Du wirst noch ein paar Tage Schmerzen haben. Aber deine Wunden sind verheilt." Hermine setzte sich auf und Narzissa half ihr dabei. „Vorsichtig. Du bist noch geschwächt." „Was ist mit Draco und dem Baby? Geht es beiden gut?" fragte Hermine panisch und Narzissa lächelte milde. „Es geht beiden gut. Draco muss die nächsten zwei Tage noch hierbleiben. Er hatte tiefe Stichverletzungen. Aber er wird wieder gesund. Und eurer Kleinen geht es sehr gut." Hermine schniefte und fuhr sich über die nassen Augen. „Sie? Es ist ein Mädchen?" Narzissa lächelte. „Ja. Sie ist wohlauf, Hermine. Sie ist gesund und bildhübsch. Ronald passt auf sie auf. Er lässt sie keinen Augenblick alleine." „Ron?" fragte sie ungläubig. Ron war bei ihrer Tochter. Narzissa lächelte schwach. „Das ist seine Pflicht als Auror, behauptet er. Ich denke, er will nur Lucius damit ärgern." „Wo ist Lucius?" „Bei Draco. Wir wechseln uns immer ab."

Sie wollte den Mund aufmachen, als es klopfte und Harry seinen Kopf hereinstreckte. „Du bist wach." stellte er fest, als er eintrat und war mit wenigen Schritten bei ihr, bevor er Hermine fest umarmte. Sie schluchzte erstickt auf. Glück. Pures Glück, anders konnte man es nicht bezeichnen, was sie zwei, nein, sie drei, gehabt hatten. „Merlin Mine, wenn Ron nicht die Galleone... Ich will mir gar nicht vorstellen, was dann passiert wäre." Aber Ron hatte mit der Galleone gespielt. Er hatte es ernst genommen und war gekommen, obwohl so viel zwischen ihnen vorgefallen war. Sie löste sich schwer von ihm und Hermine griff nach Harrys Händen. „Es war Cormac. Die ganze Zeit." fing sie an und Harry nickte beruhigend, bevor er sich auf den freien Stuhl setzte, der vor ihrem Bett stand. Offenbar Narzissas Platz. „Er war da. Er hat was gefaselt davon, dass er mich liebt und wir füreinander bestimmt wären." Ihre Stimme überschlug sich fast. „Hermine, bitte versuch dich nicht aufzuregen." bat Narzissa sie. Nicht aufregen? Wie sollte sie sich da nicht aufregen. „Er wollte.... er wollte..." schniefte sie und Harry strich ihr über die Wange. „Cormac ist ein scheiß Psychopath. Es ist nicht deine Schuld Hermine. Er ist krank."

Sie schloss die Augen und atmete einige Male tief ein und aus. „Er ist eingesperrt. Er wurde dem Haftausschuss schon vorgeführt." erklärte Harry in einem ruhigen Ton. „Wir haben ihn, Hermine. Wir haben ihn." Sie nickte schwer und Harry atmete tief ein und aus. „Vanessa Green ist auch hier im Mungo." Sie runzelte leicht die Stirn. „Seine Partnerin?" „Er hat versucht sie umzubringen. Aber sie lebt. Sie steht unter Schock. Sie war nur sein Alibi. Sie hat nichts davon gewusst, dass er sie nur benutzt hat. Er hat sich selbst angriffen und er hat Klee umgebracht." „Das verstehe ich nicht. Wieso hat er das getan, wenn er mich trotzdem weiterhin..." Nun was auch immer. Harry fuhr sich durch seine Haare. „Klee hat offenbar Spuren von Cormac gefunden. Spuren die ihn eindeutig identifiziert hätten. Er hatte einen Verdacht, Hermine. Er wollte euch warnen. Euch selbst. Deshalb war er bei eurem Versteck. Er hat versucht euch vor ihm zu warnen. Klee hat es keinem anderen erzählt, weil er nicht wusste, wem er vertrauen konnte." Also musste Klee sterben, weil er sein Geheimnis aufgedeckt hatte. „Cormac hat es rausbekommen und ihn nicht mehr aus den Augen gelassen. Er hat ihn umgebracht."

Hermine verstand nicht. „Woher weißt du das alles?" „Weil er gestanden hat." antwortete Harry. Ihre Augen wurden groß und als würde Harry Gedanken lesen können, erzählte er weiter. „Alles Hermine. Jeden Mord. Jede Tat. Er ist richtig stolz darauf." Und sie war schuld. Sie war Schuld an dem ganzen Chaos hier. „Es ist nicht deine Schuld." murmelte Narzissa, als Hermine erneut schluchzte. „Narzissa hat Recht. Cormac ist ein krankes Schwein. Er hat es als Kränkung empfunden, dass du ihn in Hogwarts abblitzen hast lassen. Total Krank." Sie versuchte sich zu beruhigen und blickte dann beide besonnen an. „Ich will jetzt zu Draco. Bitte." „Liebes, du bist noch sehr schwach. Die Heilung und dann noch die Geburt." fing Dracos Mutter an und sie schüttelte den Kopf. „Ist mir egal. Ich will zu ihm. Jetzt. Bitte." Sie ließen sie. Ihre Beine waren wackelig, als sie die ersten Versuche machte und deshalb hakte sie sich bei Narzissa und Harry ein. Sie kam sich seltsam betäubt vor. Als wäre sie in einen skurrilen Traum. Es war vorbei. Es war wirklich vorbei. Das was sie vor Monaten gedacht hatte, war erst jetzt in Wahrheit eingetroffen. Der Mann der ihr damaliges Leben und sie fast selbst zerstört hatte, war gefasst. Es war Cormac und keiner hatte mit ihm gerechnet.

Er war wach. Er lag zwar aufrecht im Bett, sah aber aus wie tot. Seine Haut war nicht einfach nur blass, so wie sie es gewohnt war, nein, sie wirkte eher grau. Seine Brust war nicht bedeckt von einem Nachthemd, Shirt oder Unterhemd. Sie war eingebunden mit Verbänden. Er blickte auf, so wie sein Vater, der vor dem Bett stand und sich offenbar noch unterhalten hatte. Sie musste schon wieder heulen und sie fragte sich, ob es an dem Geschehen lag oder den Hormonen. „Hey." sagte er und lächelte dabei schief. „Schaut wer da kommt." „Idiot." murmelte sie, als sie an seinem Bett ankam und sich am Rand hinsetzte. Ihre Hände fuhren fahrig zu seiner Brust. „Oh Gott, was hat er dir nur angetan?" Sie hatte die Wunden gesehen und erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, wie schwer Draco verletzt gewesen war. Er griff nach ihrer Hand, die auf seiner Brust lag und sah sie bittend an. „Hör auf zu weinen, Hermine. Mir geht es gut." Er sah nicht aus, als würde es ihm gut gehen. „Ich überlebe. Ich werde nicht sterben. Also kein Grund zum Weinen."

„Arschloch." brachte sie schwer hervor und er grinste breiter, während Harry gluckste und auch offenbar Lucius gedämpft lachte. „Das bist schon eher du. Hast du noch irgendwo Flaschen, die du auf mich werfen willst?" Sie beugte sich vor um seinen dummen, frechen Mund zu verschließen. Er löste sich von ihr, während eine Hand sich in ihren Locken vergraben hatte. „Mir geht es gut. Ich lebe. Okay?" sagte er leise und sie nickte schwer. „Wo ist unsere Kleine?" fragte Hemine sachte, als sie sich langsam beruhigte. „Weasley holt sie. Ich hab Potter schon geschickt und ihm ausrichten lassen, dass ich selbst jetzt losgehen werde, wenn er nicht sofort meine Tochter freigibt." Harry rollte vielsagend mit den Augen. „Ich hab es ihm gesagt. Werdet ihr keine Freunde mehr?" „Nie und nimmer." „Draco." ermahnte ihn seine Mutter und Dracos Gesichtsausdruck wurde spöttisch. „Aber vielleicht nenn ich ihn nicht mehr Wiesel. Aus Respekt. Immerhin hat er mein Leben gerettet."

„So ein Kindergarten." murmelte sein Vater und Draco blickte sie an, bevor er ihre Hand griff und ihre Fingerspitzen kurz liebkoste. „Wie geht es dir?" „Erschöpft." sagte sie knapp. Sie war einfach zu aufgewühlt um zu wissen, was sie eigentlich fühlen sollte. Wut? Hass? Erleichterung? Sie blickten alle auf und Hermines Herz schlug schnell, als Ron eintrat, mit einem kleinen Bündel im Arm. „Wird auch Zeit." spottete Draco und Rons Augen blitzten kurz auf. „Klappe Malfoy oder ich gehe wieder." Ron ging nicht. Hermine sah mit großen Augen zu Ron auf, der vor ihr stehen blieb. „Ich glaub dir will jemand Hallo sagen, Hermine." meinte Ron sanft und ihre Hände zitterten, als Ron ihr vorsichtig das kleine Wesen in die Arme legte. Sie spürte, wie sich Draco vorsichtig aufsetzte und Hermine sah mit klopfendem Herzen und einem seltsamen Gefühl auf ihre kleine Tochter, die sich sachte in ihren Armen bewegte. Sie lächelte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie den blonden Haarschopf bereits erkannte. Sie besaß ein wunderhübsches Gesicht mit rosigen Wangen und sie sah Draco an, als dieser sanft mit seiner Hand, die Wange des Babys liebkoste.

„Ist sie nicht perfekt?" fragte Hermine voller Faszination und Draco nickte mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen. „Ja das ist sie." „Hallo Kleine." wisperte Hermine und schniefte vor Freude. „Wie wollt ihr sie nennen?" wollte plötzlich Harry wissen und Hermine so wie Draco sahen zu ihm auf, was ihn zum Lachen brachte. „Ihr habt noch keinen Namen?" „Es sollte etwas Besonders sein." mischte sich Weasley ein und zu Hermines Verwunderung, widersprach ihm Draco nickt. „Wie wäre es mit Hope." sagte Draco ruhig und sah Hermine fragend an, die kaum sichtbar nickte, bevor sie wieder ihre Tochter ansah. „Das ist ein schöner Name. Hope. Gefällt er dir?" fragte sie ihre kleine Tochter, die keinen Mucks von sich gab, sondern in Ruhe weiterschlief. „Ich finde ihn perfekt." antwortete Narzissa. „Das ist schon ein wenig aufgesetzt, oder?" meinte Ron und Dracos Augen sprühten Funken. „Kritisiere nicht meine Tochter." „Ich kritisiere nicht deine Tochter, sondern deinen bescheuerten Namen." Sie stritten, leise, um das Baby nicht zu wecken. Doch das war Hermine egal. Es war vorbei und dieses Mal endgültig. Ihr Leben konnte endlich beginnen. Ein Leben ohne Angst. Tag 1, vom Rest ihres Lebens.


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