Kapitel 16

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Hermines Miene war regungslos, als der Auror, welcher sich entschuldigt hatte, auch das Gästezimmer durchsuchte, dass Hermine bewohnte. Sie stand mit dem Rücken zum Kamin und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt, dass sie die Reste des Parfümfläschchens nicht weggeschmissen hatte, statt sie in den Kamin zu pfeffern. Aber solange sie nicht gefunden wurden, hatte sie nur einen Gedanken: Draco. Wie konnte sie ihn am besten und vor allem am schnellsten aus dieser Situation rausholen? Der Auror, der kaum älter war als Hermine, schob eine Schublade vorsichtig zu und sah fast beschämt zu ihr: „Ich denke das Zimmer ist sauber."

Sie nickte stumm. Das hätte sie ihm auch gleich sagen können. Sie räusperte sich: „Wieso verdächtigt man Draco? Ich meine, mal abgesehen von dem angeblichen Mord an Delia Forststetter?" „Angeblich soll er in der Nähe dieses Hotels gesehen worden sein. Aber die Aussage ist nicht bestätigt. McLaggen und Potter wollten eigentlich die Sache intern regeln. Ohne großes Trara. Aber die Sache ist irgendwie aus den Rudern gelaufen, wegen-" „Ron," vervollständigte Hermine den Satz und verschränkte die Hände vor der Brust, als besagte Person den Raum betrat. Ron sah sich skeptisch im Zimmer um und fuhr den Auror an: „Hast du den Raum durchsucht?" „Ja." „Gründlich?" „Natürlich." „Fahr ihn nicht so an, Ron. Er hat seine Arbeit gründlich gemacht."

Ron nickte dem Auroren zu und dieser verließ eilig den Raum. Ron wartete bis er außer Hörweite war: „Du kannst mit mir nicht so vor meinen Leuten reden, Hermine." Hermine schnaubte: „Ich rede mit dir wie es mir gefällt. Ich bin nicht dein Hündchen Lavender, die tut was du ihr befiehlst." „Hermine," presste Ron zornig hervor und Hermines Blick war kalt: „Was Ronald? Das war schon immer dein Problem in unserer Beziehung. Die Tatsache, dass ich mir nicht den Mund verbieten lassen oder mich für dich verbogen habe." Rons Wangen schienen zu glühen: „Vor allem ging es darum, dass du keine Familie wolltest." Hermine lachte hohl: „Keine Familie? Ich wollte Familie Ron. Aber ich wollte dafür nicht mein ganzes Leben aufgeben."

„Ich bin nicht deine Mutter, die den ganzen Tag daheim sitzt und sich nur noch um ihre Kinder und ihren Haushalt sorgt. Ich habe Freunde. Ich habe eine Arbeit. Und verdammt nochmal Ron, ich habe ein Leben!", fuhr sie ihn aufgebracht an und Ron schüttelte den Kopf: „Du bist so anders, seit dem du mit Malfoy rumhängst." „Nicht schon wieder diese Leier. Ich kann es langsam nicht mehr hören. Immer, aber wirklich immer, soll Draco an allem schuld sein. Er ist ein Freund." „Er ist ein Todesser." „War!", unterbrach ihn Hermine barsch. „Diese Zeiten sind schon lange vorbei." Ron zeigte mit seinem Finger auf Hermine: „Du vertraust ihm. Du bist so dumm und vertraust ihm blind. Er hat vielleicht diese ganzen Menschen umgebracht. Diese Nutte..."

„Ihr Name ist Delia Forststetter," presste Hermine hervor und Ron stutze: „Wie bitte?" Hermine atmete tief ein und aus, um nicht völlig die Kontrolle über sich zu verlieren. „Diese Prostituierte hatte einen Namen. Sie hieß Delia Forststetter." „Ist doch scheißegal wie diese Bordsteinschwalbe hieß," entgegnete Ron fast genervt und Hermine schnaubte verächtlich. „Du vertraust ihm ohne es zu hinterfragen. Er hat vielleicht auch deinen Verlobten umgebracht." Hermines Stimme zitterte: „Das hat er nicht. Draco würde so etwas niemals tun. Niemals. Er hat Astoria verloren und seinen Sohn. Denkst du wirklich er hätte seine eigene Familie umgebracht?"

„Er ist ein Malfoy," erwiderte Ron und Hermine merkte unglaublichen Zorn in sich aufsteigen: „Er war für mich da Ron. Die ganze Zeit. Er hat mich verstanden. Weil wir beide das gleiche durchgemacht haben. Er war es nicht. Ich weiß es und du weißt das im Grunde auch." „Nein. Das einzige was ich weiß ist, dass man einem Malfoy nicht trauen kann und du schon völlig verblendet von ihm bist. Bei Merlins Bart, Hermine, schau dich doch mal um wo du bist!", fuhr Ron sie aufgebracht an. „Du wohnst bei den Malfoys! Du wurdest unten im Salon gefoltert. Weißt du das noch?" „Sie sind für mich da Ron! Im Gegensatz zu dir oder deiner Familie. Sie haben sich um mich gekümmert. Denn deine Mutter hat ja kein gutes Wort mehr für mich übrig, seitdem ich mich von dir getrennt habe."

„Oh, natürlich. Jetzt ist meine Mutter wieder schuld, weil du zur Malfoys kleinen persönlichen Hure mutiert bist." Im nächsten Moment hielt sich Ron auch schon die gerötete Wange. Hermines Hand brannte von der Ohrfeige, die sie ihm verpasst hatte, ließ sich dies jedoch zu keinem Zeitpunkt anmerken. „Du bist ekelhaft Ronald Weasley! Draco ist ein Freund. Wir schlafen nicht miteinander. Denkst du wirklich ich würde schon wieder mit jemand neuem schlafen? Ich hab meinen Verlobten verloren und mein ungeborenes Kind!" Rons Augen wurden groß und Hermine nickte: „Ja, Ronald Weasley! Ich war schwanger! Ich wollte nämlich eine Familie!" „Hermine," ertönte eine Stimme hinter ihr und die beiden wandten sich zur Tür. In dieser stand niemand anderes als Blaise Zabini und Hermine hatte das ungute Gefühl, dass er dort schon länger gestanden hatte.

Rons Augen verengten sich: „Zabini. Ich dachte du bist im Ministerium. Musst du nicht deine Aussage aufnehmen?" Blaise schien völlig entspannt zu sein: „Ich wollte mich erst um Dracos Rechtsbeistand kümmern, da ich ja nicht selbst für ihn eintreten kann, Weasley. Wenn du jetzt bitte gehen würdest. Soviel ich weiß, ist das Manor durchsucht worden und es ist absolut nichts gefunden worden. Weder etwas, das Draco in strafrechtlichem Belangen belasten würde, noch die Familie Malfoy selbst." Ron knirschte mit den Zähnen, bevor er an Blaise vorbeistürmte und das Zimmer verließ. Hermine fuhr sich erschöpft an die Stirn und Blaise musterte sie besorgt: „Ist alles in Ordnung mit dir?" Ihre Hand kam an ihrem Hals zum Ruhen und sie nickte: „Ja. Ich denke schon."

Blaise nickte Richtung Tür: „Komm mit runter. Dann gehen wir unser weiteres Vorgehen durch. Dracos Vater hat die Anwälte antanzen lassen." „Draco war das nicht Blaise. Ich weiß es", sagte Hermine und ihr Gegenüber nickte milde lächelnd: „Ich weiß, ich weiß. Und wir werden das auch Beweisen. Du wirst sehen, bis zum Frühstück ist er wieder hier. Komm." Er hielt ihr eine Hand hin, die sie auch sogleich ergriff. Es war gut, das Blaise da war. Hermine kannte ihn nicht nur von Draco sondern auch von Mike. Mike und Blaise waren Arbeitskollegen gewesen. Sie betraten den Salon und Narzissa, die blass an der Tür stand, umarmte Hermine mit feuchten Augen: „Hermine." Die junge Hexe tätschelte etwas unbeholfen Narzissas Rücken und die blonde Frau ließ sie wieder los: „Ist das nicht schrecklich?"

Lucius sah von seinem Platz auf: „Narzissa, ich sagte dir doch bereits, du sollst dir keine Sorgen machen. Unsere Anwälte regeln das." „Eben. Blaise sagt auch, dass Draco bald wieder hier ist", erklärte Hermine und Blaise nickte zustimmend. Narzissa wischte sich mit einem weißen Spitzentaschentuch einige Tränen von den Wangen: „Aber diese angeblichen Aussagen. Ich meine..." Blaise unterbrach sie mit ruhiger Stimme: „Delias Forststetters Tod können sie ihn nicht anhängen. Schon allein wegen Potters Aussage. Draco war doch anschließend bei ihm. Was die Sache mit dem Angriff auf McLaggen angeht muss ich erst mehr erfahren."

„Draco war hier," erwiderte Hermine. „Ich bin doch die ganze Zeit neben ihm gesessen, als er hier geschlafen hatte. Und nur kurz nachdem ich zu Bett gegangen war waren die Auroren schon da. Er war hier Blaise. Er hat das Manor nicht verlassen." „Das stimmt", fügte Narzissa hinzu. „Ich hab ein paarmal nach ihm gesehen, als Hermine schon oben war. Er schläft zu wenig. Deshalb ist er immer so müde." Einer der Anwälte, ein großer Mann mit breiten Schultern und schütterem Haar, räusperte sich: „Nun gut. Dann brauchen wir nur noch die Alibis für die anderen Tatzeiten." Hermine atmete schwer aus: „Das sind über zwanzig Fälle." Der Anwalt nickte: „So ist es Miss Granger und bei einigen dieser Tatnächte, könnten sie uns behilflich sein." Hermine sah den Mann verdattert an.

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Er wollte aufstehen. Rumrennen in dem kleinen Raum, in dem er sich vorkam wie ein Tier das man eingesperrt hatte. Er wollte schreien. Den Tisch und die beiden Stühle zerschmettern. Versuchen, den bescheuerten Spiegel zu zerbrechen. Spiegel. Er schnaubte innerlich. Er wusste, dass nebenan im Raum Auroren saßen und ihn von dort aus beobachteten. Er, Draco Malfoy, der hier schon dutzende Kriminelle befragt und verhört hatte, saß nun selbst in diesem verdammten Raum und bemerkte es erst jetzt, wie beängstigend sich das anfühlte. Doch er zwang sich ruhig zu bleiben. Völlig ruhig. Auszurasten oder nochmal die Kontrolle zu verlieren wie bei Weasley wäre nicht vorteilhaft. Er war unschuldig. Es gab nichts vor dem er Angst haben musste. Rein gar nichts. Sein Gewissen war rein.

Seine Wut war da, als das Wiesel eintrat. Er verspürte aber auch so etwas wie Genugtuung, als er Blut auf dessen Umhang erkannte. „Na, Nase reparieren lassen?", begrüßte ihn Draco mit ruhiger Stimme und Weasleys Augen verengten sich gefährlich. „Halt die Klappe, Malfoy", zischte er und setzte sich ihm gegenüber. Ronald Weasley schien es wirklich alle Kraft zu kosten, ihm nicht die Fresse zu polieren. „Wir haben das Haus deiner Eltern und deine Wohnung durchsucht und..." Draco beugte sich etwas über den Tisch: „Und nichts gefunden. Richtig, Wiesel?" Weasley presste fest die Lippen zusammen und Draco lehnte sich lässig auf den Stuhl zurück. Er war nicht ohne Grund gut darin, Leuten Informationen aus der Nase zu ziehen.

„Ich sag es dir ja nur ungern Weasley, aber du bist ein Idiot und du verschwendest hier Zeit, während da draußen ein Kerl rumläuft, der Leute umbringt." Weasley grinste: „Vielleicht aber haben wir diesen Irren auch schon." „Du bringst Granger in Gefahr, du elende feige Ratte", knurrte Draco ärgerlich. Ronald schien es nicht sonderlich zu interessieren, den er sprach völlig ruhig weiter: „Fangen wir doch einfach an, ja? Wie wäre es, wenn du mir erzählst was du eigentlich im Red-Felicia getrieben hast." Draco lehnte sich mit verschränkten Händen auf seinem Platz zurück. „Ohne meine Anwälte sage ich nichts. Das ist mein verdammtes Recht Weasley. Solltest du während deiner Ausbildung gelernt haben."

Forced PainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt