„Hey, Schlafmütze!", weckte ich den erneut schlafenden Michael. Keine Ahnung was mein Bruder den ganzen Tag mit dem armen Doktor anstellte, dass dieser kurz nach Mitternacht schon schlief wie ein Stein! Und irgendwie wollte ich das auch gar nicht wissen. Dafür kannte ich meinen Bruder einfach zu gut.
Dicht setzte ich mich neben ihn und lehnte mich an. Irgendwie brauchte ich gerade jemanden zum Ankuscheln und er konnte sich nicht wehren. Zumindest jetzt im Halbschlaf nicht.
Meine Arbeit wurde tagtäglich mehr und mehr zu einem Albtraum und am liebsten würde ich von jetzt auf gleich von dort verschwinden. Nur leider war das meinem Team und auch meinem Chef nicht gerade nett gegenüber.
„Arne ...", seufze meine Schlafmütze ganz verschlafen. „Wie spät ist es denn?" Müde rubbelte er sich den Schlaf aus den Augen und sah wirklich süß dabei aus. Neben ihm aufzuwachen wäre gewiss ein Genuss, doch diesen absurden Gedanken schob ich ganz schnell beiseite. Auf was für Sachen mich der gute Doktor brachte, war ja nicht mehr feierlich.
„So wie immer!", sagte ich und dachte, dass ich keine Minute länger in dem Irrenhaus bleiben würde, als das Mindeste meiner Zeit. Ich sollte am besten jetzt gleich noch eine Kündigung aufsetzten. Dann konnte, Monsieur Du Pont, Ausschau nach einem neuen Maître de Cuisine halten, oder im schlimmsten Fall nach einem neuen Sous Chef. Aber das konnte mir ja dann egal sein. Ich wäre längst über alle Berge.
„Was ist los? Du bist ja ganz heiß!" Rückte er von mir ab und griff mir an die Stirn.
„Hey ..." Stieß ich seine Hand weg. „Wenn du mir an die Wäsche willst, dann zerstör dabei nicht meine Frisur.", knurrte ich ihn an, wobei meine Gedanken immer noch in meiner aktuellen Küche festhingen.
„Ist ja gut ..." Trotz meiner Abfuhr, die mir jetzt schon leidtat, schließlich wollte ich ja den Körperkontakt, nahm er seine Hand nur sehr zögerlich runter. „Hätte ich dich begrapschen wollen, würden mir übrigens andere Stellen, als deine Stirn einfallen.", entkam es ihm murrend und er rückte ein weiteres Stück ab. Das behagte mir nun auch wieder nicht.
„Tut mir leid ...", seufzte ich also schuldbewusst und rückte wiederum an ihn ran, nur um gleich darauf meinen Kopf auf seine Schulter zu legen. „Ich hatte einen Scheißtag ... ach was sag ich da. Eine scheiß Woche! Eigentlich sind es sogar schon Monate ..." Und eigentlich wollte ich gar nicht Jammern. Außerdem hatte der Doc bestimmt Besseres zu tun, als meinen Problemen zu lauschen. Und doch, hatte ich dieses unaufhaltsame Bedürfnis, mich ausgerechnet ihm zu öffnen. Ob das daran lag, dass er Arzt war? Oder das er, einfach er war?
Wieder so ein unmöglicher Gedanke, den ich geschickt in das Fach ‚kurzzeitiger Wahnsinn' ablegte.
„Was ist passiert?" Machte er mir mein Vorhaben noch viel leichter, indem er tatsächlich echtes Interesse zeigte.
„Mein Sous Chef ist passiert!", seufzte ich und rieb mir über die Augen. „Das war der, der es fertig brachte als zweiter Küchenchef eines Sternerestaurants, eine einfache Sauce Mornay nach Socken schmecken zu lassen. Und das, nach jahrelanger Kocherfahrung. Zumindest ist er deutlich älter als ich, also sollte er somit eigentlich schon viel länger in einer Küche gestanden und praktische Erfahrungen gesammelt haben. Aber wenn man der Enkel eines sehr reichen und bekannten Restaurantbesitzer war, dann sieht die Sachen wohl eher anders aus. Vor allem, wenn man nur kocht, um Ruhm zu ernten, und nicht kocht, um des Kochens Willen.", beendete ich niedergeschlagen meinen Monolog. „Was hältst du von Rührei? Ich verhungere!" Sprang ich plötzlich auf und lief in die Küche. Diese Nähe und Wärme, die von ihm ausging, waren wirklich gefährlich. Gerade dann, wenn man wie ich, sich in einem leicht labilen Zustand befand. Nicht, dass ich mich da in was verrannte. Aber der Doktor würde in ein paar Tagen wieder verschwinden und sich wohl nie wieder bei uns blicken lassen. Wer würde es ihm verübeln? Dennoch, auch wenn es gerade recht irrational war, vermisste ich ihn jetzt schon.
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Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)
RomanceWas passiert, wenn man aus Verliebtheit eine Stelle annimmt, nur um seinem Schwarm nahe zu sein? Ganz einfach, man zieht die goldene Arschkarte! Vor allem, wenn der vermeintliche Mr. Right, seinen eigenen Mr. Right bereits gefunden hat und man infol...