18. Michael - Frühstück zum Abendessen

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„Wo willst du essen?", fragte ich, nach dem ich Teller sowie Besteck geholt hatte. Eigentlich hätte ich längst nach Hause fahren sollen und ins Bett kriechen! Aber sonderbarerweise geriet Schlaf in der Nähe von Arne zur Nebensächlichkeit und am liebsten hätte ich die ganze Nacht hier mit ihm zusammengesessen.

Zusammen kochen, reden, Nettigkeiten austauschen, sich gegenseitig aufziehen und das Leid des jeweils anderen teilen. So stellte ich mir immer eine harmonische Beziehung vor. Das war es auch, nach dem ich mich im Alltag sehnte. War es da so verwunderlich, dass ich bleiben wollte?

„Sofa?", schlug er vor und verteilte das Rührei auf die Teller, die ich zuvor auf der Arbeitsplatte abgestellt hatte.

Also nahmen wir unser Essen, den Wein und machten es uns auf dem Sofa gemütlich.

„Du musst doch nicht alles jetzt sofort entscheiden!", griff ich unser vorheriges Thema auf. Der Gedanke, ein glücklicher Arne in seiner eigenen Restaurantküche, gefiel mir einfach zu gut. Da würde ich gerne zum Essen gehen. „Du könntest dich erst in Ruhe umsehen, schauen, was der Markt an bereits fertigen Häusern zu bieten hat. Dir vielleicht sogar ein paar Entwürfe zeichnen lassen, dann kannst du immer noch entscheiden, was dir besser gefällt."

„Die Architekten, die ich kenne, sind alle alt und furchtbar nervig.", stöhnte Arne und pickte ein Stückchen von dem Rührei auf seine Gabel. Fasziniert beobachtete ich, wie er es sich langsam an seine Lippen führte. Er hatte aber auch zu schön geschwungene Lippen. Die Untere etwas voller als die Obere und eine winzig kleine Narbe in der Oberlippe, kurz vor dem Mundwinkel. Wie er das wohl angestellt hatte?

„Ich kenne einen sehr jungen Architekten", sagte ich immer noch vertieft in seinen Anblick. „Der Freund von Johannes ist Architekt. Sag mal, woher hast du eigentlich diese kleine Narbe?" Oh Scheiße! Hatte ich das jetzt laut gesagt? Nicht, oder? Panisch löste ich meinen Blick von meiner Betrachtung und sah hoch.

„WAS?" Aufgerissene Augen musterten mich fassungslos! Oh nein ... ich war zu weit gegangen! Hatte mich mal wieder blamiert! Wieso funktionierte mein Hirn in seiner Gegenwart auch immer nur auf Sparflamme?

„Der Burg hat einen Freund? Also mit Freund meinst du schon Freund? Im Sinne von fest zusammen. Liebesbeziehung usw?!" Überging er glücklicherweise meine peinliche Frage. Vielleicht hatte ihn diese Tatsachen ja so überrascht, dass er sie gar nicht erst gehört hatte.

„Hmm ... ja! Warum auch nicht ...", nuschelte ich vor mich hin.

„Hey ... was war das?", wollte er plötzlich wissen.

„Was war was?", fragte ich irritiert zurück. „Na dieser Ton und dieser Blick! Jetzt sag bloß, dich hat er auch in seinem Spinnennetz eingefangen?" Grinsend beugte er sich vor, um ja keine meiner Regungen zu verpassen. Dass ich gerade rot an lief, und mir diese Situation mehr als peinlich war, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

„Nein ...", presste ich also heldenhaft hervor und versuchte, nicht den Status einer überreifen Tomate zu bekommen.

„Oh je ...!", lachte Arne auf und rückte ein Stück ab. „Du Armer! Aber denk dir nichts. Dem sind sehr viele heimlich nachgelaufen und er hatte nie was bemerkt. Oder hattet ihr vielleicht Mal was miteinander?", fügte er plötzlicher sehr interessiert hinzu.

„Nein! Außerdem ist das schon lange vorbei!", rechtfertigte ich mich bitter. „Auf jeden Fall ist sein Freud der Sohn von Robert von Aren.", lenkte ich das Gespräch wieder in die eigentliche Richtung. Hier ging es nicht um mich und meine peinlichen Eskapaden, sondern um ihn und seinen Traum.

„Weiß er es?!" Ließ sich mein Gegenüber zu meinem Verdruss nicht vom Thema ablenken.

„Nein!", knurrte ich regelrecht. „Und das soll auch so bleiben!" Fehlte gerade noch, dass mein aktueller Schwarm, meinem Ex Schwarm auf die Nase band, dass ich mal unsterblich in ihn verliebt war. Aber das wusste er ja zum Glück nicht, und das sollte gefälligst auch so bleiben.

Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt