Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)

22. Michael - Hefeteilchen

„Was war denn das bitteschön?", fassungslos starrte ich dem davon rauschenden Arne hinterher. Bevor ein Ruck durch mich hindurch ging und ich ihm nach ins Treppenhaus stürmte, aber da war es schon zu spät und er war bereits die Treppen hinunter und verschwunden. „Der spinnt doch!" Ich wusste gerade selbst nicht so genau, zu wem ich sprach. Ich wusste nur, dass ich es loswerden musste.

Eigentlich war ich sogar so dumm gewesen und davon ausgegangen, dass er sich freuen würde, mich zu sehen. Stattdessen nahm er einfach Reißaus. Wie immer, wenn ich kam. Lag das nun doch an mir und er hatte mir gestern eiskalt ins Gesicht gelogen? Eine andere Erklärung fiel mir, zumindest zu diesem Zeitpunkt, nicht ein. Also stand ich immer noch hier am Geländer und starrte nach unten. Konnte immer noch nicht fassen, was hier gerade passiert war.

„Er ist weg ...", stellte Finn unnötigerweise fest und trat zu mir ins Treppenhaus.

„Ja ... das seh ich auch!", stieß ich hart hervor und kämpfte mit der aufsteigenden Wut. Wieso musste ich auch immer an solche Idioten geraten? Der hatte mich ja angesehen, als hätte ich die Pest!
„Verdammt nochmal ...", fluchte ich gleich drauf wütend. „Der holt sich nur in seiner Jogginghose und dem T-Shirt noch den Tod da draußen!" Ja, und trotz allem hatte ich nichts Besseres zu tun, als mir Sorgen zu machen. Das war ja mal wieder typisch! „Das machst du spitze, Michael!", lobte ich mich im Geiste für diese Glanzleistung. Absolut unbelehrbar! Und rein gar nichts aus der Sache mit Johannes gelernt!

„Sag mal, Michael!", riss mich Finn aus meinen düsteren Gedanken. „Hab ich da was verpasst?"

„Wie meinst du das?", fragte ich nach, auch wenn ich mir durchaus denken konnte, wie seine Frage gemeint war. Vielleicht hatte ich ja Glück und dumm stellen brachte was. Ach was sagte ich da, wann hatte ich denn schon mal Glück?

„Läuft da zwischen dir und meinem Bruder was?", stellte er also die Frage konkreter, auf die ich eigentlich keine Antwort wusste. Ja, lief da was? Nach unserem Kuss hätte ich fast schon dazu tendiert ja zu sagen, aber jetzt, nach diesem Abgang, konnte doch gar nichts zwischen uns sein. Vor allem, wenn er scheinbar nicht einmal meinen Anblick ertragen konnte. Was zum Henker hatte ich ihm getan?

„Nein, gar nichts!", zischte ich also wenig begeistert und bereute es zeitgleich. Finn war der Letzte, der es verdient hatte, meinen Frust abzubekommen. Der konnte schließlich nichts für meinen schlechten Männergeschmack. Da wäre es wirklich einfacher gewesen, sich in den Jüngeren zu verlieben. Trotz all seiner Probleme und Macken, wäre es wahrscheinlich immer noch der leichtere und stressfreiere Weg gewesen.

„Das klingt irgendwie nicht so! Aber komm erstmal mit rein! Arne kommt schon wieder zur Vernunft, wenn er sich sein Verhalten durch den Kopf hat gehen lassen!" Vorsichtig, als wäre ich aus Glas, schob mich Finn zurück zur Tür.

„Ist er immer so ein Arsch?", wollte ich niedergeschlagen wissen und folgte ihm nach drinnen. Hätte Arne zurückkommen wollen, wäre er schon wieder die Treppe rauf, so stand ich hier völlig vergebens rum.

„Kaffee?", überging er meinen Einwand und ich nickte. Kaffee war immer gut!

„Ich zieh mir kurz was an!" Deutete dabei auf das Handtuch, das ich immer noch lediglich um die Hüften trug und in dem es langsam sehr kalt wurde, und ging Richtung Bad, wo sich meine Sporttasche mit meiner Wechselkleidung befand.

„Meinetwegen musst du das nicht tun.", rief Finn mir vielleicht etwas zu fröhlich nach. „Ich hab nichts dagegen, diesen Anblick weiter zu genießen!"

Auch wenn meine Stimmung gerade immer noch jenseits von Gut und Böse war, huschte dennoch ein Lächeln über meine Lippen. Ja, mit ihm hätte ich eindeutig die bessere Wahl getroffen. Aber nein, ich Masochist stand ja auf Ablehnung und Arschlöcher. Was wollte ich da mit einem netten Typen?