24. Arne - Straßenköter

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„Halt still und mach die Beine breit! Das kannst du doch so gut!"

Mit rasendem Herzen schreckte ich aus dem Schlaf hoch und keuchte. Mein Magen rebellierte und kurz hatte ich das Gefühl, mich in meinem eigenen Bett wie ich feststellen musste, zu übergeben. Doch da war wieder dieser Blick. Diese Fassungslosigkeit in seinen Augen, die mich im Traum verfolgt, ja regelrecht gefoltert hatte. Sein schönes Gesicht verzehrt vor Wut und Bestürzung. Ich wollte ihm helfen, ihn beschützen, rannte auf ihn zu, versuchte dieses Arschloch, das ihm weh tat, über ihn herfiel, von ihm herunterzureißen. Nur um kurz drauf mir selbst ins Gesicht zu blicken.

„Scheiße ...", fluchend fuhr ich mir durchs Haar. Mein Herz überschlug sich, mein ganzer Körper schien von einer Gänsehaut überzogen zu sein und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Was träumte ich da nur für einen gequirlten Mist zusammen?

Etwas regte sich neben mir, ein Murmeln ertönte und lenke mich von dem Chaos, in das ich erwacht war, ab. Kurz rauschte Panik durch mein Blut und ich überlegte fieberhaft, wer zur Hölle hier neben mir lag, als auch schon die langen dunklen Haarsträhnen meines Bruders zum Vorschein kamen. Der schälte sich nämlich gerade gähnend unter der Decke hervor. Mir fiel gerade partout nicht ein, wann wir das letzte Mal zusammen in einem Bett geschlafen hatten. Ich wusste nur eins, dass das verdammt noch mal kein gutes Zeichen war. In neun von zehn Fällen musste ich in so einem Fall einen total aufgelösten Finn trösten.

Aber da war eine leise Stimme in meinem Kopf, die mir zuflüsterte, dass dies heute nicht der Fall war. Sei es nun der eindeutige Kater, der mich plagte, oder die Tatsachen, dass wir uns in meinem Bett befanden und nicht in seinem.

„Auch schon wach, du Vollpfosten?", knurrte er mich liebreizend an, während er sich fahrig seine Haare, die ihm wild und verwurschtelt ins Gesicht hingen, zur Seite schob. „Wie geht's dir denn?", fügte er noch gnädigerweise hinzu, auch wenn ich das Gefühl hatte, das ihm mein Wohlergehen gerade nicht recht am Herzen lag.

Ja, wie ging's mir denn? Mein Magen fuhr immer noch Achterbahn, auch wenn es schon langsam etwas besser wurde. Außerdem klopfte ein wild gewordener Specht in meinem Schädel herum. Also würde ich sagen, mir ging es definitiv schon mal besser.

„Scheiße ...", stöhnte ich also ehrlich und fragte mich gleichzeitig, wieso mein Bruder so schlecht gelaunt war und wieso zum Teufel ich mich so dermaßen abgeschossen hatte. Sowas tat ich nie! Absolut nie!

War wieder mal jemand gestorben? Hach, Sarkasmus und Kopfschmerzen vertrugen sich einfach nicht wirklich. Außerdem lag der einzig wichtige Mensch in meinem Leben wohlbehalten in meinem Bett. „Nicht der Einzige ...", flüsterte wieder diese leise Stimme in meinem Kopf und ließ mich verwirrt den Kopf schütteln.

„Gut so!", bekam ich selbstzufrieden zur Antwort und versuchte mich verzweifelt an irgendwas von gestern zu erinnern. Irgendwie musste ich ja den Zorn meines herzallerliebsten Bruders auf mich gezogen haben. Sonst vergötterte er mich eher.

„Ich habe gekündigt!", verkündete ich, als ich vorsichtig mein Gehirn durchforstete. Das hatte ich tatsächlich, nach dem mich mein Sous Chef mal wieder in den Wahnsinn getrieben hatte. Meinen Chef bat ich, mich nur noch anzurufen, wenn die Küche brannte, alles andere konnte mein toller Stellvertreter übernehmen.

Ich seufzte, es war immer noch ein tolles Gefühl zu wissen, dass dieses Kapitel endgültig ein Ende hatte. Ab heute würde ein neues Kapitel beginnen!

„Arne, du bist bescheuert!", riss er mich aus den Gedanken und missmutig sah ich zu ihm rüber. Er wusste am besten, wie sehr mich das Arbeiten dort mittlerweile angekotzt hatte, da hätte ich doch etwas mehr Verständnis und Zustimmung erwartet.

„Nicht wegen deinem Job!", schien Finn meine Gedanken zu lesen. „Wegen Michael!"

Wieso jetzt auf einmal Michael? Was sollte schon mit dem Doktor sein? Wieder waren da Bilder vor meinem geistigen Auge, die ich einfach nicht los wurde. Dieser bekloppte Albtraum ließ mir einfach keine Ruh. Hatte mich wie eine Spinne in seinem Netz gefangen. Eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Was für ein furchtbares Gefühl.

Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt