„Du bist so ein Idiot, Arne!", brüllte Finn über den Flur hinweg und warf mir einen Schuh hinterher. „Nie... nie... darf ich mit!", setzte er hinzu und ich duckte mich, weil der zweite Pantoffel in meine Richtung flog, während es gleichzeitig an der Tür läutete.
„Mensch, Kinder!", seufzte Ilsa und schlängelte sich zwischen uns auf den Weg zur Tür.
„Wieso!!!", nörgelte mein liebster Bruder, währenddessen ich in meine Schuhe schlüpfte und nach meiner Jacke griff. Diese kleine Zecke war so lästig. Ständig klebte er an mir. Wollte mit mir mit, egal wohin ich ging. Aber mal ehrlich, wie cool war es, mit seinem dreizehnjährigen Bruder bei einer Party aufzuschlagen? Ich konnte es euch sagen, gar nicht cool. Wieso nur, konnte ich nicht mal einen Abend in der Woche meine Ruhe haben? Das war doch nicht zu viel verlangt. An allen anderen Abenden gehörte ich eh ihm. Nur heute eben nicht. Aber nein, diese Zecke ließ einfach nicht locker.
„Du bist so gemein!", stöhnte Finn und ich verdrehte die Augen. „Das sag ich Mama! Sobald sie kommt!", fügte er an und verschränkte mit bebenden Lippen die Arme vor der Brust.
Kurz schloss ich die Augen und sog Luft in meine Lungen. Zählte innerlich bis drei und versuchte mich zu beruhigen. Ich liebte meinen Bruder. Ich verbrachte sehr gerne Zeit mit ihm. Aber heute wollte ich endlich wieder mit meinen Freunden abhängen, und dass ohne Anhang.Es läutete erneut und Ilsa öffnete die Tür. Das ignorierte ich gänzlich, weil ich immer noch der Inszenierung des sterbenden Schwans Namens Finn beiwohnte und innerlich mein Leben verfluchte.
Andere hatten es da viel einfacher. Sie hassten ihre Geschwister und es juckte sie einen feuchten Dreck, was diese trieben. Wieso konnte ich ab und an nicht so abgebrüht sein? Dann konnte ich einfach verschwinden, ganz ohne schlechtem Gewissen. Stattdessen wusste er genau, dass er mich an der Leine hatte. Welche Knöpfe er drücken musste, bis ich letzten Endes doch spurte.
„Oh mein Gott ...", ertönte es fassungslos von der Tür und ich riss mich von Finns Anblick los, der immer noch beleidigt auf seiner Lippe kaute und mir damit ein schlechtes Gewissen einreden wollte.
Aus meinem Blickwinkel sah ich lediglich Ilsa, die die Tür einen spaltbreit offen hatte, dabei weiß anlief, als würde der Leibhaftige vor der Tür stehen und sich an die Brust griff. Nun doch interessiert trat ich einen Schritt auf sie zu, um sehen zu können, was sie so in Schock versetzte.
Da landete eine Mütze an meinem Kopf. „Finn...", zischte ich wütend und zeigte ihm den Stinkefinger, meine ganze Aufmerksamkeit auf unsere Haushälterin fokussiert. Irgendetwas an ihrem Anblick machte mich nervös. Gut, sie war schon immer recht schreckhaft und auch so sehr emotional, aber dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht machte mir angst.
In wenigen Schritten war ich also bei ihr und blickte über ihre Schulter nur um selbst im Schock zu erstarren. Da standen zwei Beamte vor unserer Haustür. Ihre Mützen vor sich in der Hand und redeten leise auf Ilsa ein. Das Blut gefror mir in den Adern. Ich wusste ja nicht viel, und mit der Polizei hatte ich noch nie etwas zu tun gehabt, aber selbst mir war klar, dass dieser Ausdruck auf ihren Gesichtern und ihr Auftauchen nichts Gutes zu bedeuten hatte.
„Nein ...", flüsterte Ilsa mit brüchiger Stimme und trat einen Schritt rückwärts, nur um in mich zu laufen. Erschrocken fuhr sie herum. Blickte mit ihren großen, dunklen, vor Schreck aufgerissen Augen zu mir rauf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch kein Ton verließ diesen. Dieses Entsetzen in ihrem Gesicht sorgte dafür, das mir endgültig das Herz stehen blieb.
Was zum Teufel war hier los? Genau das hätte ich eigentlich fragen sollen, stattdessen konnte ich ihr lediglich in die Augen sehen. Die Welt schien still zu stehen.
„Arne ...", quengelte es plötzlich an meiner Seite und Finn zupfte an meinem Ärmel herum. „Arne ... was ist hier los?", fragte Finn erneut und nun klang seine Stimme wirklich ängstlich und weinerlich, statt wie zuvor, als er es nur gespielt hatte. Aber was hätte ich antworten sollen? Was? Ich wusste es nicht. Ich wollte es nicht wissen. Egal was es zu wissen gab, ich wollte es nicht hören. Alles in mir drin sträubte sich.
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Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)
RomanceWas passiert, wenn man aus Verliebtheit eine Stelle annimmt, nur um seinem Schwarm nahe zu sein? Ganz einfach, man zieht die goldene Arschkarte! Vor allem, wenn der vermeintliche Mr. Right, seinen eigenen Mr. Right bereits gefunden hat und man infol...