27. Finn - Geheimnis

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„Finn!", ertappt fuhr ich zusammen. So ein Mist auch, eigentlich hätte ich gehofft, ihn zu finden, bevor mich jemand erkannte. Vor allem nicht der da. Eilige Schritte ertönten hinter mir und holten rasch auf. Verdammt auch, das Pech schien zurzeit buchstäblich an meinen Schuhsohlen zu kleben.

„Dr. Burg!", begrüßte ich Johannes freundlich und versuchte nicht betreten, sondern nett drein zusehen, auch wenn mir das schlechte Gewissen gerade aus allen Poren drang. Vielleicht hatte er es ja eilig und würde gleich weiter gehen und ich konnte in Ruhe nach Michael suchen.

„Seit wann nennst du mich Dr. Burg?", sein kalter und berechnender Blick ruhte auf mir. Bei ihm hatte ich immer das Gefühl, dass er mit seinem Blick durch Wände leuchten konnte und durch aufgeregte und zappelnde Finns erst recht.

„Ich scherze doch nur!", grinste ich schon fast panisch und stieß ihm gespielt in die Seite. „Klar bist du der Johannes!", lachte ich dann auf und versuchte, mir gleichzeitig fieberhaft etwas einfallen zu lassen, wie ich ihn loswurde. „Ich will dich aber auch gar nicht weiter stören, du hast bestimmt viel zu tun!", versuchte ich mein Glück und setzte dabei meinen Dackelblick auf. In den meisten Fällen vollbrachte er Wunder. Doch da war ja noch die Sache mit dem Pech und den Schuhsohlen, die mich ja geradezu verfolgte.

„Was ist hier los?", wollte Johannes, statt mir zu glauben, sofort wissen. „Und vor allem, was habt ihr beiden mit meinem Doktor gemacht?!"

„Wieso?", fragte ich auch noch blöde nach und hätte mich im gleichen Augenblick selbst in den Allerwertesten beißen können. Statt das Gespräch auslaufen zu lassen, oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren, fing ich hier Diskussionen an.

„Weil er, seit er vorzeitig von euch zurück ist, wie ausgewechselt ist!"

„Echt?", mir brach der Schweiß aus, weil mir partout nichts Logisches einfallen wollte, wie ich mich aus dieser Misere retten konnte. Und so jemand schimpfte sich Autor???

„Emm ... ist mir nicht aufgefallen ...", sprudelte es aus mir heraus, während mein Hirn weiterhin seinen Dienst quittierte.

„So, so ... deswegen reagiert dein großer Bruder wohl auch nicht auf meine Anrufe? Vielleicht sollte ich einfach mal bei euch vorbeischauen!" Er sagte es zwar nett und locker daher, doch die Drohung kam sehr wohl bei mir an.

„Ich ...", fing ich an zu stottern. „Er ... ja ... also Arne ist zurzeit sehr beschäftigt.", log ich und versuchte das Bild, eines sich in seinem Zimmer verkriechenden Arnes zu verdrängen. „Er zieht es aktuell in Betracht sich selbstständig zu machen! Da ist viel zu tun und zu organisieren." Fiel mir endlich der rettende Gedanke ein. So hoffte ich zumindest. Irgendwie musste ich doch aus dieser misslichen Lage entkommen können.

„Finn!", erklang erneut mein Name, bevor Johannes antworten konnte, und mir fielen nicht nur Steine, sondern regelrecht Brocken, vom Herzen. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich darüber gewesen, die Stimme meines tollen und lieben Doktors zu hören.

„Michael!", stieß ich voller Erleichterung aus. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen und hätte ihn abgeknutscht. Mein Retter! Als dieser entpuppte er sich tatsächlich immer wieder. Wenn da nicht die Sache mit meinem liebsten Bruder wäre, dann hätte ich ihn mir glatt unter den Nagel gerissen.

Gott, war ich froh, ihn zu sehen. Jetzt musste ich, oder besser gesagt wir, nur noch Johannes loswerden, dann konnte ich ihm endlich im wahrsten Sinne des Wortes um den Hals fallen.

„Da bist du ja!", improvisierte ich und strahlte ihn förmlich an. „Dann können wir endlich Kaffee trinken gehen!", fügte ich an und hoffte, dass er mitspielen und mich nicht auffliegen lassen würde. Oder noch schlimmer: abblitzen. Denn in den vergangen zwei Wochen, seit er nicht mehr zu uns kam, hatte ich ihn richtig aufrichtig vermisst.

Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt