33. Michael - von Hoppelhäschen

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Nervös lief ich in meiner Wohnung auf und ab. Die ganze Nacht hatte ich schon kaum ein Auge zu getan und jetzt nach der dritten Tasse Kaffee, wurde es nicht gerade besser.

Meine Tasche war gepackt, ich war fertig angezogen und langsam wurde es in der Jacke ziemlich heiß. Verdammt, immer noch fünf Minuten und ganz langsam wusste ich nicht mehr wohin mit mir. Ich konnte doch nicht zum hundertsten Mal aus dem Fenster sehen.

Das Läuten an der Tür ließ mich vor Schreck fast vom Sofa fallen. Herrgott, wieso brachte mich dieser Kerl nur so durcheinander? Nach alldem Auf und Ab der letzten Wochen, wollte ich einfach nur zur Ruhe kommen, stattdessen führte ich mich auf wie ein Schuljunge vor dem ersten Date.

Es läutete erneut. Oh Mist, da war doch was, ich sollte vielleicht doch endlich mal die Tür auf machen. Jetzt, wo es scheinbar endlich so weit war, hatte ich tatsächlich etwas Schiss. Was, wenn es in einem Desaster enden würde? Quasi Honeymoon mit willkommen in der Realität Michael, du bleibst für immer allein, weil dich niemand liebt.

Emm ... ja, ich sollte wirklich endlich diese blöde Tür öffnen, bevor ich mich endgültig in meinem Bett verbarrikadierte und meine Nase nie wieder ans Tageslicht steckte.

„Guten Morgen, Micha!", flötete mir Arnes fröhliche Stimme entgegen, dabei griff er mir an den Kragen der Jacke und bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, klebten seine Lippen auf den meinen. Mein Herz setzte aus und ich fragte mich, wieso ich so aufgeregt und so zappelig war? Denn jetzt, so an ihn gepresst, seine forsche Zunge in meinem Mund, war auf einmal alles richtig und ich die Ruhe in Person. Nahe am Atem- und Herztod, aber nervlich definitiv ruhiger.

„Ich hab dich vermisst ...", hauchte er gegen meine Lippen, das mein Herz gleich mal einen Takt aussetzte. „Du ahnst gar nicht wie."

Spätestens da verabschiedete sich mein Hirn komplett, indem es zu Matsch wurde, und ich drückte ihn fest an mich. Egal, was mich heute erwarten würde, jetzt war ich mir sicher, dass es gut enden würde.

„Dito", war das Einzige, was ich mangels Luft hauchen konnte.

„Bist du bereit?", wollt er wissen, als er sich endgültig von mir löste und einen Schritt zurücktrat. Ich nickte, nur, weil ich nun, da er nicht mehr an mir klebte, doch etwas Aufregung verspürte.

„Was hast du mit mir vor?!" Doch statt mir zu antworten, griff er nach meiner Tasche, die ich scheinbar mit zur Tür genommen hatte, anschließend nach meiner Hand und zog mich Richtung Ausgang.

„Gleich so viel? Das ist ja der Wahnsinn! Wie hab ich das nur verdient?", fügte ich etwas sarkastisch an, weil er mir immer noch eine Antwort schuldig blieb, mich aber die Neugier langsam innerlich etwas zerfraß.

„Schon, nicht wahr?", grinste er mir über die Schulter entgegen und lachte auf, als ich darauf nur mit den Augen rollte.

Sein Audi stand direkt vor der Eingangstür und er öffnete mir galant die Autotür. Kaum, dass ich eingestiegen und mich ins weiche Leder gekuschelt hatte, verstaute er meine Reisetasche im Kofferraum und stieg zu mir ins Auto.

„Bereit?", wollte er vielsagend wissen. Kam natürlich drauf an worauf, oder? Ach, was dachte ich da? Ich war bereit, egal wohin uns dieser Weg auch führen würde, ich wollte ihn gehen. Solange nur er bei mir war.

„Bereit", antwortete ich also glücklich und lehnte mich im Sitz zurück.

Wir fuhren nicht allzu lange, bis er abbremste und mir kam das Grauen. Denn Arne parkte plötzlich genau vor dem Restaurant, in dem wir uns das erste Mal gesehen hatte und wo ich sein Essen so liebevoll ‚als nach Socken schmeckend' beschimpft hatte. Mir wurde ganz flau im Magen und das schlechte Gewissen nagte erneut an mir. Ob ich diesen Fauxpas je hinter mir lassen würde?

Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt