16. Michael - Shopping mit Finn

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„Auf geht's! Jetzt, gleich, sofort! Das wird bestimmt Spaß machen!", sprang Finn voller Tatendrang auf und man merkte absolut nichts mehr von seiner Niedergeschlagenheit. Dafür reichten meine Psychologie Kenntnisse gerade noch aus, um sicher zu sein, dass er sich tatsächlich in einem Schub befand. Dieses auf und ab der Gefühle sprach eindeutig dafür. Aber da mir ein fröhlicher Finn besser gefiel und wir sonst auch nur die Stunden absitzen würden, erhob ich mich ebenfalls von seinem Bett und stimmte lächelnd zu.

„Ich zieh mich nur noch ganz schnell um!", rief er daraufhin strahlend und zog sich nahezu gleichzeitig seinen Pulli über den Kopf.

„Ähm ...", stieß ich etwas überrumpelt aus. „Ich warte dann mal vor der Tür." Und versuchte, gleich mal das Weite zu suchen, aber da hatte ich die Rechnung ohne meinem Patienten gemacht.

„Ach Quatsch! Als hättest du in deiner Laufbahn nicht schon genügend nackte Männer gesehen.", wiegelte er ab und knöpfte bereits die Jeans auf. Klar, dass mein Blick automatisch nach unten ging.

„Ja, aber ...!" Unternahm ich wenigstens den Versuch, mich aufzulehnen. Natürlich hatte ich schon genügend nackte Menschen gesehen, aber das hier war doch nochmal eine ganz andere Hausnummer. Vor allem, weil der jüngere Bruder scheinbar absolut so rein gar nichts von Unterwäsche hielt und von Schamgefühl. Völlig gelassen schob er sich die Hose über die Hüften und entblößte sich kurzerhand komplett von mir. Mir stockte der Atem. Eigentlich war ich ja nicht mal prüde, aber hier blieb mir tatsächlich die Spuke weg. Selbstbewusstsein schien für Finn absolut kein Problem darzustellen.

Grinsend, scheinbar genau wissend, was er mit mir anstellte, trampelte er sich die Hosenbeine von den Füßen und trat plötzlich in seinem Adamskostüm ganz nah an mich ran. Etwas perplex stolperte ich gleich mal einen Schritt zurück.

„Ich muss kurz mal da ran ...", schnurrte er, über mein Erstarren sichtlich amüsiert und war mir mittlerweile so nah gekommen, dass sich unsere Oberkörper berührten. Die Hitze stieg mir in die Wangen und ich wurde langsam ganz leicht nervös.

„Atmen, Doktor!", zwinkernd griff er an mir vorbei. „Sonst muss ich dich gleich noch wiederbeleben ..."

Ich hörte es hinter mir rascheln, konnte mich aber nicht so hundertprozentig darauf konzentrieren und vor allem auch nicht einordnen, was er da genau trieb. Spürte nur die Wärme eines anderen Körpers, die mich etwas aus dem Konzept brachte. Verdammt auch, ich war eindeutig chronisch untervögelt, wenn mich schon lediglich ein nackter Mann, wenn auch ein sehr attraktiver, so aus der Fassung brachte.

„Wobei mir das überhaupt nichts ausmachen würde!", säuselte er hauchend in mein Ohr und ich schloss die Augen.

„Keine Panik!" Immer noch mit einem selbstzufriedenen Grinsen im Gesicht rückte er wieder von mir ab und hielt mir seine Sachen, die er scheinbar aus dem Schrank, vor dem ich stand, geholt hatte vors Gesicht.

Oh, wie toll, scheinbar schien sich mein Hirn auch wieder rebootet zu haben. „Ja, hallo, schön das du auch noch da bist!", dachte ich bitter bei mir und marschierte aus dem Raum. Beim Bücken und Anziehen musste ich jetzt nicht auch noch Zeuge sein, mein Kopfkino trieb auch so schon genug Schindluder mit mir.

Irgendwo war es auch gut und so konnte ich mein aufgeheiztes Libido wenigstens etwas abkühlen, oder zumindest in den Griff bekommen.

„Fertig!", verkündete Finn plötzlich hinter mir, sodass ich erschrocken zusammen zuckte. „Brauchst du noch was? Oder können wir gleich los?", überging er meine Reaktion und stürmte regelrecht zur Garderobe. Irgendwie war er schon süß, in seinem noch so jugendlichen Leichtsinn und Übereifer. Da konnte ich, alter Mann, gar nicht mehr mithalten.

Mr. Unverbesserlich (Mr. 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt