Kapitel 6

7.1K 163 4
                                    

„Was sagst du?" holt mich Alex wieder aus meinen Gedanken zurück. Ich wusste gar nicht, dass er noch hier war. Ich schaue ihm ins Gesicht und auf meinem geschockten Gesicht breitet sich ein breites Grinsen aus. „Es ist unglaublich. Danke!" sage ich leise. „Das freut mich... Naja, ich lasse dich mal kurz alleine und werde anfangen zu kochen. Es ist ja schon ziemlich spät. Wenn du etwas brauchst, komm einfach nach unten." meint er noch und schon ist er verschwunden.

Nach einigen Minuten, in denen ich bloß in die Luft gestarrt habe, stehe ich auf und fange an meine wenigen Sachen auszupacken. Es ist absolut nicht viel. Dad wollte mir nie neue Sachen zum Anziehen kaufen, weil er das Geld lieber für seinen Alkohol ausgab anstatt für mich. Also gehe ich erstmal ins Ankleidezimmer und packe meine Tasche aus. Obwohl ich bereits alles ausgepackt habe, sieht es so unglaublich leer hier drinnen aus.

Danach nehme ich noch schnell meine Spritzen und das Insulin und verstaue es im Badezimmerschrank. Alex weiß bestimmt noch nichts von meiner Krankheit, aber um ehrlich zu sein, will ich das auch nicht. Ich meine, es ist jetzt nicht wirklich schlimm, wenn er es wüsste. Aber ich habe keine Lust ständig daran erinnert zu werden, ob ich mir das Insulin schon verabreicht habe. Ich komme gut alleine zurecht.

Kurze Zeit später ruft mich bereits Alex. Das Essen ist fertig. Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal jemand zum Essen gerufen hat beziehungsweise überhaupt für mich gekocht hat. Ich glaube, dass ist noch nie in meinem Leben vorgekommen. Zumindest kann ich mich daran nicht erinnern.

Langsam gehe ich die Treppen runter und suche die Küche, die ich kurz später auch schon finde. Auch diese ist sehr modern und schlicht gehalten. Sie sieht genau so schön aus, wie alles andere auch. 

In der Küche sitzen bereits zwei mir fremde Männer auf den Stühlen an der Theke

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

In der Küche sitzen bereits zwei mir fremde Männer auf den Stühlen an der Theke. Alex steht hinter der Küche und rührt im Topf herum. „Ah, da bist du ja. Tiana, das sind Levin und Arian. Benjamin kommt auch gleich noch." sagt Alex. Ich hebe langsam die Hand, um Hallo zu sagen. „Wir haben schon einiges über dich gehört und freuen uns, dass du jetzt bei uns wohnst." meint einer der Männer. Ich glaube, dass war Arian. Ich nicke nur, da ich mich etwas unwohl fühle. Schließlich kenne ich diese Leute nicht.

Der Tisch im Esszimmer ist bereits gedeckt, als ich mich langsam auf einen der Stühle niederlasse. Alex und die beiden Mitbewohner, Arian und Levin, bringen das Essen ins Esszimmer.

Nachdem wir angefangen haben zu essen, kommt plötzlich ein weiterer Mann hinein. Das muss dann wohl der letzte Mitbewohner sein. „Hallo allerseits." meint dieser. „Na endlich. Hattest du heute so viel zu tun?" fragt Arian gut gelaunt. „Ja, total. Ich bin jetzt einfach nur froh, dass ich zu Hause bin." antwortet Benjamin oder wie der nochmal heißt.

Auf einmal fällt sein Blick auf mich. Ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. „Hallo, du musst bestimmt Tiana sein. Ich bin Benjamin, aber du kannst mich ruhig Ben nennen." meint er. Zögerlich lächle ich ihn an und nicke dabei.

Alle unterhalten sich ausgiebig am Tisch, nur ich bin in meinen eigenen Gedanken gefangen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass mein Dad jetzt im Gefängnis sitzen soll, weil er beim Dealen erwischt wurde. Er wird mir nicht mehr weh tun können. Er wird mich nicht mehr einsperren und beleidigen können. Endlich kann ich ein normales Leben führen.

„Hey, Tiana. Hörst du mir überhaupt zu?" fragt Alex mit einem komischen Gesichtsausdruck. „Hm, was ist los?" will ich wissen. „Ich meinte gerade, dass ich dich hier in der Nähe an einer Privatschule angemeldet habe. Diese Woche bleibst du noch zu Hause, ab nächster wirst du hingehen. Ist das in Ordnung für dich?" sagt Alex. Ich wiederum nicke nur.

Danach stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Zielstrebig laufe ich ins Badezimmer, um mir mein Insulin zu spritzen. Als ich damit fertig bin, ziehe ich mir etwas Gemütliches an und schaue Netflix in meinem Bett. Das ist das erste Mal, dass ich Netflix schaue. Es gibt so eine riesengroße Auswahl an Serien und Filme. Ich weiß gar nicht, was ich sehen möchte. Früher war es für mich schon ein Privileg, wenn ich überhaupt mal fernsehen konnte. Das war nur der Fall, wenn Dad nicht zu Hause war. Ich weiß noch, einmal kam er mal wieder besoffen nach Hause und ich saß gerade vor dem Fernseher, was ich eigentlich nicht durfte. Er hat mich angeschrien, hat mir die schlimmsten Beleidigungen an den Kopf geworfen und mich mit seinem Gürtel ausgepeitscht. Wenn ich daran denke, kommen mir wieder die Tränen. Ich höre heute noch meine lauten Schreie vor Schmerzen. Es war grauenvoll. Zum Glück muss ich das nie wieder ertragen, auch wenn ich das nach wie vor nicht glauben kann. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt