Kapitel 46

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Tiana's Sicht

„Komm, zieh dir deine Schuhe an." sagt mir mein Bruder. Verwirrt schaue ich ihn an. Wo will er denn bitte hin? Bevor ich auch nur eine Frage stellen kann, geht er schon an mir vorbei nach draußen. Noch immer verwirrt blicke ich zu Levi, der auf der Couch sitzt. „Du brauchst mich nicht so anschauen. Ich weiß nicht, was er vor hat." meint dieser nur schulterzuckend. Ich habe das Gefühl, dass er ganz genau weiß, wohin Alex mit mir will. Sie haben vorhin noch über mich geredet und jetzt will mir Levin ernsthaft verkaufen, er wüsste von nichts.

Mit bleibt nichts anderes übrig, als mir meine Schuhe anzuziehen und meinem Bruder zu folgen. Im Auto frage ich sofort meinen Bruder, wohin er will. „Wirst du schon noch sehen." ist seine einzige Antwort. Die ganze Situation ist komisch, aber auch sein Verhalten mir gegenüber. Ich habe kein gutes Gefühl.

Nach einigen Minuten bleiben wir an einen mir sehr bekannten Ort stehen. Auf dem Parkplatz der Klinik, in der Ben und Alex arbeiten. „Was sollen wir hier? Mir geht es gut. Ich gehe da ganz bestimmt nicht rein." Ich werde immer lauter. „Tiana, jetzt beruhige dich doch mal. Du hast eine Platzwunde am Kopf, einige Hämatome im Gesicht und ich bin mir sicher, dass du noch mehr Verletzungen hast. Das muss versorgt werden. Ich will dir nur helfen." Er steigt aus dem Auto aus und kommt auf meine Seite. „Na komm. Ich verspreche dir, ich werde dir alles erklären. Du brauchst keine Angst haben." Alex greift nach meiner Hand und zieht mich schon fast aus dem Auto, weil ich nicht aussteigen will.

Auf dem Weg überschlagen sich meine Gedanke. Alexander versteht mich nicht. Ich habe keine Angst vor der Untersuchung. Es ist mir einfach unglaublich unangenehm. Plötzlich kommt mir ein Gedanke in den Sinn. Nein! Nein, ich kann das nicht machen. Er würde alles sehen. Er würde meine Verletzungen am Arm sehen, die ich mir selbst zugefügt habe. Das darf nicht passieren. Mitten im Flur bleibe ich stehen. Mein Bruder hat noch immer meine Hand in seiner großen umschlossen und bekommt so sofort mit, dass ich stehen geblieben bin. „Bitte, Tiana. Es wird alles gut. Du brauchst keine Angst haben." spricht er. Ich schüttle meinen Kopf und will wieder zurück zum Auto gehen. Er hält mich allerdings auf. „Tia, es führt kein Weg daran vorbei. Deine Wunden gehören versorgt." Er klingt besorgt, auch sein Blick spricht dafür, dass er sehr besorgt ist. Zögerlich gebe ich nach und folge ihm in ein Behandlungszimmer.

Als wir reinkommen, ist Ben bereits dort. Anscheinend hat er auf uns gewartet. „Hallo! Tiana, was ist denn mit dir passiert?" fragt er schockiert. Er hat mich bis jetzt noch nicht gesehen. Mein Gesicht ist wirklich etwas entstellt. Ich will nie wieder in diese Schule zurück. Alex erzählt in der Zwischenzeit, in der ich wieder in meine eigenen Gedanken versunken bin, was passiert ist. Allerdings habe ich nicht wirklich Ahnung über was sie alles reden, da ich nicht zuhöre. „Na gut. Tia, leg dich mal bitte auf die Liege. Wir werden uns als erstes um deinen Kopf kümmern." meint Ben. Ich dachte, mein Bruder wird mich untersuchen, aber nun macht das Benjamin, womit ich eigentlich auch kein Problem habe.

„Also gut, hast du Schwindel oder Kopfschmerzen?" fragt Ben mich. In der Zwischenzeit richtet sich Benjamin die Lampe über der Liege so her, dass sie auf meinen Kopf scheint, genauer gesagt auf meine Platzwunde. „Bisschen." meine ich. „Und wie sieht's aus mit Übelkeit?" fragt er weiter. „Geht." antworte ich wieder. Mein Bruder sieht sich das ganze Spektakel vom anderen Ende des Raumes an. Er lehnt lässig an der Wand.

„Ok, deine Kopfwunde muss genäht werden, ansonsten wird sie immer wieder aufreißen und eine sichtbare Narbe wird zurückbleiben. Wenn wir sie nähen, bleibt zwar auch eine Narbe zurück, aber diese wird wesentlich kleiner sein." gibt nun Ben seine ärztliche Aussage ab. Ich nicke nur. Die sollen machen, was sie wollen. Ich habe keine Angst vor Nadeln. Warum auch? Ich muss mir ja schließlich jeden Tag mein Insulin spritzen. Da wäre es sehr blöd, wenn ich mit Spritzen nicht klar komme.

„Danach will ich dich noch zum Schädel-CT schicken, um schlimmere Verletzungen des Gehirns ausschließen zu können." meint er wieder. Dieses Mal verdrehe ich die Augen. Muss wirklich so ein großer Aufwand betrieben werden?! Mir geht es doch gut. „Hast du noch andere Verletzungen?" fragt mich Ben. Zügig schüttle ich den Kopf. „Tiana, ich weiß ganz genau, dass das nicht die Wahrheit ist." mischt sich mein Bruder ein. Kann der nicht einfach leise sein. „Nein, ich habe sonst keine Verletzungen. Du irrst dich." bleibe ich bei meiner Meinung. „Zieh mal bitte deinen Pulli aus." meint nun auch Ben. Wollen die es nicht verstehen?! Ich werde das ganz bestimmt nicht tun. „Ganz sicher nicht." sage ich mit lauter und fester Stimme. „Tiana, tu was Ben dir sagt." befiehlt mir mein Bruder, doch ich gedenke gar nicht auf ihn zu hören. Zornig verschränke ich meine Arme vor der Brust. „Ok, so wird das hier nichts. Du kommst jetzt erstmal zum CT und dann sehen wir weiter." sagt Ben. Wenn er glaubt, dass ich bis dahin meine Meinung geändert habe, liegt er ganz falsch. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt