Kapitel 15

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Am nächsten Morgen kommt Alex wie immer fröhlich gelaunt in mein Zimmer und weckt mich. Morgens habe ich generell sehr schlechte Laune, aber heute ist es anders. Heute kommt zur schlechten Laune auch noch dazu, dass ich absolut keine Lust habe. Ich will bloß in meinem weichen, warmen Bett liegen bleiben. Leider geht das nicht, denn heute ist mein erster Schultag an der St. Jules Privatschule. „Komm schon aufstehen. Ich fahre dich später zur Schule und werde dich auch wieder abholen. Ich habe heute frei." meint mein großer Bruder. „Ich will nicht." jammere ich und vergrabe meinen Kopf im Kissen. Murrend stehe ich letztendlich doch auf, da kein Weg dran vorbei führt. Ich gehe schnell duschen, ziehe mich an und gehe danach in die Küche runter. „Tiana, komm, iss noch schnell etwas und nimm dein Insulin, weil wir schon gleich los müssen. Du willst doch nicht am ersten Tag schon zu spät kommen oder?" ohne eine Antwort meinerseits, krame ich ein Joghurt aus dem Kühlschrank und esse dieses. Warum bemuttert mich Alex eigentlich so sehr? Ich weiß sehr wohl gut genug wann ich mein Insulin nehmen muss. Der braucht mir das nicht zu sagen. Meine Laune sinkt immer tiefer in den Abgrund.

Nach kurzer Zeit bin ich mit allem fertig, also schnappe ich mir meinen Rucksack und stiefle zum Auto, wo Alex schon auf mich wartet. Die Fahrt dauert ein wenig. „Na, bist du schon aufgeregt?" fragt Alex gut gelaunt, wie immer. Ich sehe ihn kurz an, bevor ich wieder aus dem Fenster sehe und ein leises Nein murmle. „Ist alles ok? Du bist so ruhig und teilnahmslos. Gehts dir nicht gut? Hast du dein Insulin genommen?" fragt er weiter rum. Man, geht der mir wieder mal auf die Nerven. Ich kann nicht länger meinen Mund halten und lasse somit meine ganze schlechte Laune raus. „Ja, habe ich, wie immer. Ich schaffe das, seit ich diese Krankheit habe. Ich habe damit keine Probleme. Du brauchst also nicht ständig danach fragen. Es nervt." rege ich mich laut auf. „Tiana, was ist los? Was schreist du so herum?" spricht er weiter. Ich allerdings antworte nicht mehr, da wir schon angekommen sind. So schnell, wie ich kann, steige ich aus. „Soll ich nicht mitkommen, Tia?" ruft er mir noch hinterher. Ich renne aber nur ins Schulgebäude. Zum Glück folgt er mir nicht.

Ich bin froh, dass ich nicht mehr die kleine weinerliche Tiana bin. Es wurde Zeit das ich mich zu dem verändere, was ich auch bin. Weinen ist eine Schwäche, mehr nicht. Wenn man schon unbedingt weinen muss, dann kann man das auch dort machen, wo es keiner sehen kann.

Im Sekretariat hole ich mir alle notwendigen Informationen, die ich benötige und mache mich danach auf in meine erste Stunde hier an dieser überaus noblen Schule. An der richtigen Tür angekommen, klopfe ich erstmal und reiße danach die Tür auf. Der junge Lehrer schaut mich verwirrt an. „Hallo, ich bin Tiana, die neue Schülerin hier." sage ich so laut, dass es jeder hören kann. „Ah, ja genau. Also ich bin Mr. Jones, dein Klassenlehrer. Ich unterrichte Mathe, Physik und Sport. Am besten du setzt dich dorthin neben Mila." Ich nicke. „Hey, ich bin Mila." lächelt sie mich freundlich an. Sie ist wirklich sehr hübsch. Lange schwarze Haare, die sehr gesund und gepflegt aussehen. Ihr Kleidungsstil kann ich leider nicht einschätzen, da hier alle eine Uniform tragen müssen. Ich habe noch keine an, weil ich sie heute erst bekommen habe. Das ist noch so eine Sache, die mich an dieser Schule sehr stört.

„Ich weiß." sage ich, während ich nach vorne sehe. Ich hoffe sie ist nicht so eine Bitch, sonst halte ich dieses Mädchen nicht die ganze Zeit neben mir aus. Nachdem der Unterricht endlich nach etlichen Stunden zu Ende ist, laufe ich so schnell es geht raus. Diese Kinder hier gehen mir alle total auf die Nerven. Vor allem aber dieser Justin, der meint er wäre etwas besseres nur weil sein Vater Anwalt ist. Ich könnte kotzen.

„Tiana, warte mal kurz. Wollen wir nicht vielleicht Nummern austauschen?" fragt Mia oder Mila, wie sie auch immer heißen mag. Ich zucke nur mit meinen Schultern und strecke ihr mein Handy entgegen. „Super, ich freue mich. Vielleicht magst du ja auch zur Party am Freitag kommen. Mein Bruder schmeißt eine, aber darüber können wir ja noch reden. Ich muss jetzt leider los bis morgen." strahlt sie mich an. Danach drehe ich mich auch um zum Ausgang und sehe schon Alex an seinem Auto warten. Er lehnt lässig mit einer Sonnenbrille auf der Nase dagegen und hat seine Arme überkreuzt. Wenn er da so steht mit seinem Poloshirt und schicker Hose, sieht er schon ziemlich heiß aus. Ich schüttle schnell den Kopf. Was denke ich da denn bloß? Ach Gott. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt