Kapitel 11

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Ich werde mitten in der Nacht wach. "Mama!" schreie ich so laut ich kann, aber sie kommt nicht. Mein Gesicht ist mittlerweile komplett nass. Meine Augen brennen. Ich gehe ins Schlafzimmer meiner Eltern. Doch keiner liegt im Bett. Ich weine immer mehr. Angst breitet sich aus. Wo sind Mama und Papa? Meine Atmung wird immer schneller und schneller. Ich schreie. Laut.

Langsam gehe ich mit zittrigen Beinen die ganze Wohnung ab. Nirgends kann ich meine Mama finden. Alles ist dunkel. Die Angst fließt durch meine Adern. Mir ist kalt und mein ganzer Körper zittert.

Das letzte Zimmer, das Badezimmer. Mit meinen kleinen Füßen tapse ich dorthin. Ein Schrei entkommt meiner Kehle. Doch dann falle ich in eine Starre. Alles ist rot. Überall ist Blut. Das Blut meiner Mama. Ich fühle nichts mehr. Mein Kopf ist leer. Viel zu leer. Keinen einzigen Gedanken habe ich. Ich starre meine Mama, die am Boden liegt, an. Auch sie ist voller Blut. Plötzlich klopft es laut an der Wohnungstür. Ich schrecke zusammen. Wer ist das? Angst kriecht in mir auf. So schnell es geht klettere ich in die Badewanne und verstecke mich hinter dem Duschvorhang. Immer wieder klopft es. Ich habe so Angst, dass ich mir die Ohren zu halte. Auf einmal höre ich dumpf durch meine Ohren einen Knall. Wieder zucke ich zusammen. Jemand kommt hinein. Ich drücke so fest, wie ich nur kann meine Augen zusammen. Meine Hände verweilen noch immer auf meinen Ohren.

Plötzlich kommen die Schritte immer näher und näher. Ich kann die Männer nicht sehen, aber ich höre sie miteinander sprechen. Ich mache mich klein. Nach einigen Momenten, kurz nachdem ich meine Augen aufgemacht habe, wird schlagartig der Vorhang zur Seite geschoben. Mein Blick liegt auf dem Mann, der vor mir steht. Ein anderer Mann kniet vor Mama. Ich starre ihn aus großen angsterfüllten Augen an. Zu mehr bin ich nicht mehr fähig. Ich kann erkennen, wie er mit mir redet, aber ich höre nicht mehr als ein Summen. Die Angst, die ich noch immer in mir trage, ist nach wie vor so groß. Plötzlich spüre ich zwei Arme die mich hochheben und mich wegtragen.

Mich rütteltet jemand. Ich schreie laut auf und reiße gleichzeitig meine Augen auf. Vor mir steht ein verwirrter Alex, der mich mit großen verschlafenen Augen ansieht. Mein Blick huscht zur Tür, in der ich Ben stehen sehe. Was ist passiert?

"Tiana, was ist los?" fragt Alex, während er sich zu mir aufs Bett setzt. Ich antworte nicht. Zu sehr bin ich noch erschrocken von meinem Albtraum. Warum muss ich ausgerechnet jetzt wieder davon träumen?! Immer wieder habe ich diesen Traum, welcher eigentlich nur der Realität entspricht. Meine Mama hat sich das Leben genommen und ich habe sie gefunden auf dem Badezimmerboden. Von da an begann aber erst der wahre Alptraum, mein Vater.

"Ben, du kannst ruhig wieder schlafen gehen. Ich übernehme das hier." kann ich Alex leise sprechen hören, bevor er sich wieder mir zuwendet.

"Tiana, kannst du mich hören? Was ist denn los? Hattest du einen Albtraum?" spricht er ruhig auf mich ein.

Leicht nicke ich und blicke auf meine Hände. „Willst du darüber sprechen?" fragt er mich sanft und sieht mich besorgt an. Leicht schüttle ich den Kopf. „Kannst du hierbleiben?" frage ich mit zittriger und heiser Stimme. Mit leichten Lächeln nickt mein Bruder.

Am nächsten Morgen werde ich ziemlich früh von meinen Bruder geweckt. „Guten Morgen, Tiana!" sagt er während er in mein Zimmer hineinspaziert. Anscheinend war er schon duschen und ist bereits angezogen, denn er hat noch leicht nasse Haare und sein typisches Outfit an. Es besteht aus einem Hemd und einer schicken Stoffhose. „Mach dich bitte fertig. In einer halben Stunde fahren wir los." danach verschwindet er wieder.

Ich will noch immer nicht diese Untersuchung haben, weshalb ich meine Augen verdrehe. So langsam muss ich mir aber wohl oder über eingestehen, dass ich keinen anderen Ausweg habe, als mich untersuchen zu lassen.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt