Kapitel 72

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Tiana's Sicht

Verschlafen strecke ich mich erstmal ausgiebig in meinem Bett und öffne dann erst meine Augen. Wo bin ich? Ich bin definitiv nicht in meinem Zimmer. Plötzlich schießen mir alle Erinnerungen von den gestrigen Abend in den Kopf. Sofort wird mir schwummrig und schlecht. Ein flaues Gefühl breitet sich in meinen Magen aus.

„Du bist wach." stellt Max fest, als er das Zimmer betritt. Ich nicke immer noch total verschlafen. Er kommt auf mich zu, woraufhin ich ganz nach hinten an die Lehne vom Bett rutsche. Als Max das bemerkt, bleibt er sofort stehen und mustert mich. „Du brauchst keine Angst vor mir haben, hörst du. Ich tue dir nichts, versprochen." Ich schaue ihn trotzdem etwas misstrauisch an. „Darf ich mich setzen?" fragt er nach einiger Zeit. „Ja." Meine Stimme ist ganz heiser. Ich spüre auch, wie angeschwollen meine Augen sind. Außerdem brennen sie wie Feuer von den ganzen Tränen, die ich vergoßen habe.

„Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?" verdutzt schaue ich ihn an. Max weiß doch gar nichts. Ich habe ihn nichts erzählt. „Woher?" frage ich ihn. „Deine Wange ist blau. Außerdem habe ich deine Handgelenke gesehen. Anscheinend hat dich jemand festgehalten. Was ist genau passiert?" Er zeigt jeweils auf die besagten Stellen.

„Wie spät ist es? Wir müssen doch in die Schule." spreche ich auf einmal. Ich weiß gar nicht so recht, wo das auf einmal herkommt, aber die Wörter haben einfach meinen Mund verlassen, ohne wirklich darüber nachzudenken. „Mach dir darüber keine Gedanken, Tia. Ich habe uns beide krank gemeldet." spricht Max fürsorglich. Ich bedanke mich bei ihm, bevor mir schon der nächste Gedanke in den Kopf springt. Alex. Der muss schon durchgedreht sein vor Sorge, wenn ich plötzlich von zu Hause abhaue.

„Darf ich dein Handy mal haben? Ich habe meines nicht dabei." frage ich vorsichtig. Ich weiß auch nicht, warum mir das peinlich ist. Max lächelt mich an. „Natürlich, hier. Du kannst ruhig duschen gehen und dich an meinem Kleiderschrank bedienen, wenn du willst. Ich bin unten. Falls irgendwas ist, rufe einfach nach mir." sagt er mir noch, bevor er das Zimmer verlässt.

Schnell rufe ich meinen Bruder an. „Alex, ich bin es." sage ich extrem leise, als Alex den Anruf entgegen nimmt. „Tiana, oh Gott. Geht es dir gut? Was ist das für eine Nummer?" schießt es sofort aus ihm heraus. „Es ist alles gut, Alex. Ich bin bei einem Freund. Es ist sein Handy, weil ich meines ja nicht habe. Ehm ... es tut mir leid." Den letzten Teil stottere ich leise ins Telefon. „Ich bin froh, dass es dir gut geht. Jage mir bitte nie wieder so einen Schrecken ein. Tiana, ich will, dass du nach Hause kommst. Es gibt einiges, worüber wir reden müssen." spricht er. „Ja, Alex." sage ich nur, bevor ich auflege.

Ich nehme noch schnell eine heiße Dusche. Danach schnappe ich mir noch Klamotten von Max und ziehe mich um. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich die große elegante Treppe hinunter, die direkt ins Wohnzimmer führt. „Max!" rufe ich durch das Erdgeschoss. „Ja? Ich bin in der Küche." schreit er zurück. Die Küche ist nicht schwer zu finden. Sie befindet sich direkt um die nächste Ecke.

„Ehm... Ich bin dir wirklich sehr dankbar für alles, was du für mich getan hast. Wirklich Max, danke." spreche ich. „Es ist selbstverständlich, Tia." sagt er, wobei ich den Kopf schütteln muss. Nein, heutzutage ist nichts mehr selbstverständlich. „Ich muss jetzt aber nach Hause gehen. Mein Bruder will mit mir reden." Zum Ende hin werde ich immer leiser. Als er das hört, kommt Max mir näher. „Bist du dir sicher, dass du nach Hause willst? Gestern wolltest du das auf keinen Fall." Max zieht die Augenbrauen nach oben und sieht mich besorgt an. Ich allerdings nicke nur.

„Ja, alles gut. Ich habe nur ein bisschen überreagiert gestern." spreche ich ganz leise und schaue dabei auf den Boden. Ich weiß ganz genau, dass das eine dicke, fette Lüge ist. „Tiana-" fängt Max wieder an, aber ich unterbreche ihn. „Wirklich, alles gut. Ich muss dann auch mal." sage ich und drehe mich um, um nach Hause zu gehen, auch wenn ich nicht wirklich weiß, wie ich nach Hause kommen soll. „Warte ich fahre dich."

Wenig später stehe ich auch schon vor der Haustür und will gerade die Klingel betätigen, als mir Levin entgegen kommt. „Tia, da bist du ja. Wir haben uns Sorgen gemacht. Was ist denn los?" Als er das ausspricht, spüre ich, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Ich zucke bloß mit den Schultern. „Ich komme gerade von meiner Nachtschicht. Wir haben dich die ganze Zeit gesucht. Alex war wirklich schon verrückt vor Sorge." sagt er weiter. „Ich weiß." murmle ich nur. Mein Blick ist stur auf den Boden gerichtet. Meine Haare fallen mir ins Gesicht dabei. „Na komm, lass uns reingehen." Levi sperrt die Tür auf und wir treten ein. Irgendwie ist mir ein bisschen unwohl. Ich habe vor Alex' Reaktion Angst. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt