Kapitel 24

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Am nächsten Morgen läutet mein Wecker um 6:00 Uhr morgens. Quälend schleppe ich mich aus meinem Bett. Mir geht es hundeelend. Mehr als drei Stunden habe ich nicht geschlafen. Der Streit mit Alex hat sich in meinem Kopf eingeprägt. Immer wieder spielen sich diese Szenen vor meinem inneren Auge ab. Ich hasse ihn. Er ist dafür verantwortlich, dass es mir jetzt so dreckig geht. Durch ihn habe ich fast die ganze Nacht durchgeweint. Meine Augen sind rot und geschwollen. Sie brennen. Langsam mache ich mich für die Schule fertig. So langsam, dass ich keine Zeit mehr zum Frühstücken habe und die anderen nicht mehr sehen kann.

In der Schule angekommen, lasse ich mich so schnell es geht auf meinem Platz nieder und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Mila versucht immer wieder ein Gespräch aufzubauen, aber ich blocke ab. Ich will heute einfach nur meine Ruhe haben.

In der Pause gehe ich raus auf den Schulhof. Überraschenderweise treffe ich genau in den Moment, indem ich mich in eine Ecke verkriechen will, Luca. Mit einem Lächeln im Gesicht kommt er auf mich zu. Ich allerdings bleibe ernst. Niemand kann mir heute meine schlechte Laune raustreiben. Dafür geht es mir einfach zu schlecht. Noch immer verfolgen mich die Gedanken von letzter Nacht.

„Hey! Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Warum hast du mir denn nicht zurückgeschrieben?" fragt er. Die letzten Tage hat er immer mal wieder versucht mit mir Kontakt aufzubauen, aber ich habe nicht geantwortet.

„Es tut mir leid, aber ich hatte einiges zu tun und habe es einfach vergessen." meine ich. Irgendwie tut er mir ja schon leid. „Achso, macht ja nichts. Wie geht es dir so? Du siehst nicht so gut aus. Ist alles ok?" fragt Luca mit Besorgnis. „Ja, nein. Ach keine Ahnung. Es ist alles komisch und verwirrend und ich habe heute absolut keine Lust mehr auf Schule. Ich kann mich ja sowieso nicht konzentrieren." sage ich. „Ok, hör zu. Ich habe eine Idee. Wir werden es so machen. Wir holen schnell unsere Sachen und dann hauen wir einfach ab. Es gibt nicht weit weg von hier einen kleinen See. Dort können wir hin, wenn du magst." Ich stimme zu und wenig später befinden wir uns auch schon an besagter Stelle.

Luca und ich reden über vieles. Eigentlich haben wir echt einen guten Draht zueinander gefunden. Wir verstehen uns echt super. Auch wenn ich nicht dachte, dass das nicht mehr möglich ist, hat es Luca aber trotzdem geschafft, meine schlechte Laune verschwinden zu lassen. Er lenkt mich von meinem Problemen mit Alex und den anderen ab und das tut echt gut. Aber auch heute greife ich immer wieder zur Zigarettenschachtel. Warum genau, weiß ich auch nicht, aber es tut einfach irgendwie gut und ist ein Ausgleich zu den Streitigkeiten.

„Willst du auch?" frage ich höflich Luca, als ich gerade dabei bin mir eine weitere Zigarette in den Mund zu schieben. „Nein, danke. Sowas rauche ich nicht." lacht er rau. „Wie meinst du das?" meine ich skeptisch und etwas verwirrt. „Naja ich rauche einfach keine normalen Zigaretten, sondern brauche hin und wieder etwas anderes zum Entspannen und das rauche ich dann." sagt er mit einem Schulterzucken. „Du meinst Weed?" frage ich nochmal nach, um sicher zu gehen, dass wir uns über das Gleiche unterhalten. Er nickt. Ok, wow irgendwie hätte ich es jetzt nicht unbedingt von ihm gedacht, aber naja es ist einfach schwer zu beschreiben, was ich gerade denke. Ich habe noch nie Drogen genommen, auch wenn ich viel mit Freunden früher feiern war, habe ich immer meine Hände von solchen Dingen gelassen.

„Stört dich das?" fragt Luca vorsichtig nach. Langsam schüttle ich meinem Kopf. „Nein, es ist nur so, dass ich sowas noch nie gemacht habe. Wie fühlt man sich dann?" Meine Skepsis hört man ganz deutlich aus meiner Stimme. „Du fühlst dich gut. Du kennst ja den Zustand, wenn du betrunken bist. Es ist ein bisschen so, aber am nächsten Tag geht es einem nicht so dreckig. Zumindest ist das bei mir so, aber bei jedem wirkt das Zeug ja etwas anders. Wenn du willst können wir ja mal zusammen einen Joint rauchen und du findest heraus, wie das Gefühl ist, high zu sein." bietet mir mein neu gewonnener Freund an. „Ehm... Ja warum eigentlich nicht." meine ich schließlich. Ich bin einfach neugierig und will das auch erleben, was schon so viele in meinem Alter erlebt haben.

Nach einiger Zeit komme ich wieder nach Hause. Mittlerweile ist es schon etwas dunkel geworden, was mich aber nicht stört, aber ich bin mir sicher, dass die anderen das anders sehen werden. Bei dem Gedanken verdrehe ich jetzt schon meine Augen.

An der Haustür angekommen, schließe ich die Tür auf und gehe hinein. Nachdem ich meine Schuhe und Jacke ausgezogen habe, schlendere ich ins Wohnzimmer, wo ich mich schließlich auf die Couch plumpsen lasse. Der Tag war dann doch ganz schön, aber trotzdem bin ich schon sehr müde.

„Tiana, wo warst du?" fragt Levi hinter mir. Ich hebe meinen Kopf an und schaue in seine Richtung. Dann zucke ich meine Schultern. Ich glaube nicht wirklich, dass ihm das zu interessieren hat. „Ok, ich will keinen Ärger mit dir, aber ich glaube bei Ben und Alex wirst du nicht so schnell damit durchkommen." meint er schließlich und setzt sich neben mich. „Alex kann mir sowieso gestohlen bleiben." sage ich ganz leise, dass man es kaum hört. „Vielleicht solltest du dir mal anhören, was Alex zu sagen hat, bevor du Urteile fällst. Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick aussieht." sagt Levin. Er bringt mich damit echt zum Nachdenken. Vielleicht sollte ich wirklich mal meine Sichtweise der Dinge überdenken.

Im nächsten Moment, indem ich wieder aus meiner Gedankenwelt draußen bin, sehe ich schon meinem Bruder auf mich zukommen. „Tiana kannst du mir mal bitte sagen, wo du so lange warst?" fragt er momentan noch relativ ruhig. „Ehm... bin nach der Schule mit Mila noch weg gewesen." meine ich unschuldig. Er braucht nicht wissen, dass ich mit Luca weg war. „Du meinst wohl eher mitten in der Schule. Du bist einfach in der Pause abgehauen und hast geschwänzt, stimmt's?! Dein Lehrer hat mich angerufen." trällert mir Alex vor. Ich nicke nur. Er weiß ja anscheinend eh schon die Wahrheit, oder eher die halbe.

„Sag mal, hast du etwa geraucht?" fragt er nun ganz entsetzt. Scheiße! Wie kommt er denn jetzt auf das. „Hä?" stelle ich mich blöd. „Tiana, ich sitze einen halben Meter von dir entfernt und rieche wie du stinkst, also stell dich jetzt nicht so dumm an. Rauchst du?" Jetzt muss ich wohl meine besten Lügen auspacken. „Nein, natürlich nicht. Was denkst du denn? Ich bin erst 15. Mila und ich waren in einem Restaurant was essen und die neben uns haben eine nach der anderen geraucht, aber schön dass du mir wieder alles einfach so ohne Grund unterstellen musst." zum Ende hin werde ich immer lauter. Nach meinen kleinen Wutausbruch laufe ich noch oben in mein Zimmer und verkrieche mich unter der Bettdecke. Meine Emotionen sind in letzter Zeit echt außer Rand und Band. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt