Kapitel 25

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Alex' Sicht

Ich weiß nicht mehr wirklich, was ich mit Tiana machen soll. Ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll. Es ist alles so schwierig. In ihren Augen bin ich der böse Bruder, weil ich ihrer Meinung nach von zu Hause abgehauen bin und sie alleine gelassen habe. Tiana kann nicht wissen, dass das alles ganz anders war. Dass mich Martin rausgeworfen hat und ich keine andere Wahl hatte, als mein Sache zu packen und ein neues Leben anzufangen. Tiana weiß auch nicht, dass ich ihr Briefe geschrieben habe, die sie anscheinend nie bekommen hat, sonst hätte sie gewusst, dass sie einen großen Bruder hat. Die Situation gerade ist sehr verzwickt. Wenn sie mir doch bloß mal zuhören würde, aber sie blockt immer total ab. Hoffentlich kann ich in nächster Zeit zu ihr durchdringen. Dass es so nicht mehr weitergehen kann, ist mir und auch den anderen klar.

Tiana's Sicht

Heute weckt mich ausnahmsweise mal nicht der Wecker, weil ich ihn vergessen hatte einzuschalten. Stattdessen übernimmt diese Funktion heute Ari. „Guten Morgen, Tia. Ich bin heute dein persönliches Taxi, welches dich zur Schule bringen darf." meint er mit einem Schmunzeln. „Warum? Ich kann doch auch mit dem Bus fahren, mache ich doch sonst auch immer." sage ich müde. „Ja, aber wir wollen sicherstellen, dass du heute auch in der Schule ankommst und nicht schwänzt. Also komm, steh auf und mach dich fertig. Du sollst ja schließlich nicht zu spät kommen." Brummend stehe ich auf und ziehe mich an.

In der Schule bin heute mal etwas besser gelaunt. Mila und ich reden wieder ausgelassen miteinander. In der Pause treffen wir wieder auf Luca. „Geht ihr eigentlich auch am Donnerstag auf die Party der Johnson Brüder?" fragt er irgendwann mitten im Gespräch. Mila und ich schauen uns kurz an, grinsen und nicken dann gleichzeitig. „Ok, das war ja eindeutig. Könnt ihr Gedanken lesen oder so?" lacht Luca. Wieder nicken wir beiden und fallen in schallendes Gelächter. Wir machen uns noch aus, dass wir uns alle vor der Party im Park treffen, um dann gemeinsam hinzugehen.

Gerade als ich wieder von der Pause zurück ins Klassenzimmer gehen wollte, nimmt Luca meinen Oberarm und zerrt mich sanft um die nächste Ecke. Etwas verwirrt schaue ich ihn an. Was will Luca denn?

„Hey, jetzt schau doch nicht so. Ich wollte nur fragen, ob ich am Donnerstag, also übermorgen, etwas mitnehmen soll. Du weißt schon, dass was wir letztens am See besprochen haben." meint er. „Also, darum gehts. Ehm ..." ich überlege. „Du brauchst nicht gleich zu antworten, schreib mir einfach und sag mir bescheid. Aber hey, Tia, hör zu. Ich will nicht, dass du dich gezwungen fühlst. Es ist nur ein Angebot meinerseits. Du brauchst nicht, wenn du nicht willst, hörst du, Kleine?" sagt er. „Ja, ich weiß. Danke. Du bist echt ein guter Freund, aber nenn mich nicht Kleine. Ich bin nicht klein." meine ich gespielt beleidigt. „Jaja." ist Lucas Antwort darauf, bevor er sich umdreht und in seine Klasse verschwindet. Davor strubbelt er mir allerdings nochmal durch meine Haare.

Als die Schule zu Ende ist, gehe ich raus und will gerade zum Bus laufen, als ich einen Pfiff hinter mir höre. Verwundert drehe ich mich um. „Tia, hier." schreit Alex. Man wie peinlich ist der denn bitte. Das hat jetzt bestimmt jeder gehört.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, steige ich in sein Auto und warte bis auch er sich ins Auto setzt. „Kann die Dame vielleicht auch Hallo sagen und grüßen?" fragt Alex, aber auch dieses Mal schweige ich. „Tiana, bitte rede doch mit mir." meint er als wir wieder vor unserer Haustür stehen. „Ich soll mit dir reden. Wie wäre es, wenn du nicht immer so peinlich wärst und mich über den ganzen Schulhof rufst. Weißt du eigentlich, wie das aussieht." lasse ich meinen Zorn aus. „Es tut mir leid, aber ich habe dir auch eine Nachricht geschrieben. Du hast sie allerdings scheinbar nicht gesehen." meint er nur und geht an mir vorbei in die Küche.

Anscheinend hat Alex echt schon keine Nerven mehr für mich. Klar, habe ich vielleicht in letzter Zeit den Bogen etwas überspannt, aber er muss mich auch mal verstehen. Er ist derjenige, der einfach so abgehauen ist und sich einen scheiß um mich gesorgt hat. Jetzt kann ich auch gut und gerne auf seine Besorgnis verzichten. Alex hat es nicht anders verdient. Mit diesem Gedanken falle ich schließlich in mein Bett, wo ich kurz darauf auch schon in einem Traum versinke.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt