Kapitel 54

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Alex' Sicht

„Ich würde mich noch gerne kurz mit Ihnen unterhalten wollen, wenn das ok für Sie ist?" fragt Dr. Becker mich. „Ja, natürlich. Tia, du kannst ja schon mal zum Auto gehen. Hier hast du die Schlüssel." sage ich meiner kleinen Schwester. Sie geht meiner Anweisung nach und ich folge Dr. Becker in sein Büro. „Also, Tiana will nicht, dass ich Ihnen sage, über was wir geredet haben. Allerdings hat sie sich geöffnet und damit große Fortschritte gemacht. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie sich auf dem richtigen Weg befindet. Was das Thema Selbstverletzung betrifft, worüber Sie mich informiert haben, haben wir bis jetzt noch nicht gesprochen. Es war einmal sehr wichtig, dass Tiana sich mir anvertraut und überhaupt spricht. Der nächste Schritt wird sein, sie langsam an dieses Thema heranzuführen. Aber an sich, war heute ein sehr guter Tag. Wie schon gesagt, sie hat heute große Fortschritte gemacht." sagt Dr. Becker. Als er mir das erzählt, fällt mir ein riesiger Stein vom Herzen. Ich bin so froh, dass Tia die Hilfe, die wir ihr bieten, annehmen will.

Natürlich kann ich Dr. Becker verstehen. Tia vertraut ihm jetzt und das Vertrauen will er nicht gleich wieder zerstören, indem er mit ihr über etwas spricht, über das Tiana überhaupt nicht sprechen will, denn dann würde sie sich wieder komplett verschließen und keinen an sich ran lassen.

Tiana's Sicht

Irgendwie hat es echt gut getan, dass ich mal mit Fabian geredet habe. Außerdem glaube ich, dass Alex auch echt froh darüber sein wird und vielleicht sogar ein bisschen stolz auf mich ist.

Nach kurzer Zeit kommt er auch schon zum Auto, wo ich warte. Er hat ein leichtes Grinsen im Gesicht, was mich auch leicht lächeln lässt. „Wollen wir noch kurz an den See fahren?" fragt mich Alex gut gelaunt, als er am Fahrersitz Platz nimmt. „Ja, gerne." Ich war schon lange nicht mehr da. Ich glaube, das letzte Mal war damals mit Luca.

Circa 15 Minuten dauert die Autofahrt. Wir sprechen in dieser Zeit nicht wirklich miteinander, sondern genießen die leise Musik aus dem Radio. Außerdem habe ich so Zeit meinen Gedanken nachzugehen, denn in letzter Zeit habe ich echt viele davon. Wie wohl mein Leben aussehen würde, wenn Mom sich damals nicht das Leben genommen hätte? Hätte ich meinen Bruder dann überhaupt kennengelernt? Fragen über Fragen zu denen ich nie eine Antwort haben werde.

Alex und ich setzen uns auf den Steg und lassen unsere Beine nach unten baumeln. Das Wasser ist allerdings so weit unten, dass wir nicht nass werden. Es ist echt schön hier. „Tia, ich bin froh und wirklich sehr stolz auf dich, dass du mit Dr. Becker gesprochen hast." beginnt mein Bruder ein Gespräch. Ich nicke nur. Danach ist es wieder eine Zeit lang still. „Was war denn gestern los?" fragt er mich. Ich blicke hinab aufs Wasser. „Ehm ... Ich- Ich will nicht zurück in die Schule, nicht wenn Viktoria noch da ist." sage ich ganz leise. Alex seufzt. „Ach, Tia, dass ist doch klar. Du musst dort erstens nicht mehr zurück hin, wenn du nicht willst und du wirst sowieso die Schule wechseln und eine andere besuchen, wenn diese Viktoria und ihre Anhängsel nicht von der Schule fliegen. Jetzt wo wir das alles wissen, werden wir auch dafür sorgen, dass es wieder alles in Ordnung kommt." meint er zu mir. Mir fällt echt ein Stein vom Herzen. Ich hatte echt schon etwas Angst dorthin zurück zu gehen.

Ich bin Alex dankbar für alles, was er für mich macht. Ich lehne mich zu ihm rüber und kuschle mich an ihn an. Er legt seinen großen, starken Arm um mich und zieht mich noch etwas näher an sich heran. „Danke, Alex. Ich hab dich lieb." nuschle ich. „Das ist doch klar. Ich werde immer für dich da sein, egal was kommt. Ich hab dich auch ganz doll lieb." Eine Weile verbleiben wir noch so, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt