Kapitel 68

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Langsam gehe ich nach Hause, auch wenn ich schon etwas spät dran bin durch Max. Zu Hause angekommen, ziehe ich mir als aller erstens meine Schuhe aus und gehe danach in die Küche, wo Ben steht und kocht. „Hallo." sage ich mit normalen Gesichtsausdruck. „Na, wie war die Schule?" fragt er grinsend. Ich zucke nur mit den Schultern. Mir ist gerade im Moment nicht nach reden. Nach einen kurzen Blick in den Kühlschrank gehe ich nach oben in mein Zimmer. Erstmal gemütliche Klamotten. Danach setzte ich mich sofort an die Hausaufgaben. Ich bin verwundert über mich selbst. So kenne ich mich nicht. Normalerweise mache ich alles auf den letzten Drücker, denn unter Druck arbeite ich einfach besser. Aber ohne Handy, weiß ich einfach nicht, was ich gerade machen soll. Mir fehlt der Kontakt zu meinen Freunden. Später habe ich auch noch Fußballtraining, von dem her passt es auch gut, jetzt die Aufgaben zu machen.

Am Nachmittag, so gegen 15:30 Uhr mache ich mich fürs Training fertig, da es um 16:00 Uhr beginnt. Heute hat keiner Zeit mich zum Platz zu bringen, weshalb ich laufen muss. Das Training ist genauso, wie das letzte Mal, sehr anstrengend. Völlig ausgepowert und am Ende meiner Kräfte, schlendere ich nach Hause. Ich freue mich auf eine heiße und ausgiebige Dusche.

Beim nächsten Gedanken, der mir in den Kopf schießt, ändert sich meine Laune augenblicklich. Gleich kommen Sofia und ihre Begleitung, wer auch immer das sein mag. Was ich auf jeden Fall schon weiß ist, dass ich absolut keine Lust habe. Ich will nicht ein falsches Lächeln aufsetzen müssen und jeden in den Hintern kriechen müssen. Das geht mir einfach nur auf die Nerven. Aber dennoch weiß ich, dass mir nichts anderes übrig bleibt, wenn ich je mein Handy wieder sehen will.

Viel schneller als mir lieb ist, vergeht die Zeit. In einer viertel Stunde sind unsere Gäste da, wie sie Alex bezeichnet. Über diesen Begriff kann ich nur lachen. Ich würde eher sagen, in einer viertel Stunde kommt die Hölle auf mich zu. Zu diesem Zeitpunkt, weiß ich aber noch nicht, dass das der Wahrheit entsprechend wird.

Und plötzlich ist es soweit. Es klingelt. Sie sind da. Noch bevor die Haustür geöffnet wird, höre ich schon Alex nach mir rufen. Widerwillig gehe ich die Treppen nach unten. Auf direktem Weg gehe ich ins Esszimmer, wo ich mich auf meinem Platz niederlasse. Begrüßen kann ich die ja schließlich auch hier.

Keine Minute später stehen sie auch schon vor mir. Als ich Alex strengen Blick sehe, zwinge ich mich dazu aufzustehen und ihnen die Hand zu geben. „Hallo, Tiana!" sage ich zu dem Jungen. Sag bitte nicht, dass diese Sofia einen Sohn hat. Das darf doch nicht wahr sein. Ich lebe wirklich in der Hölle. „Das ist Moritz, mein Sohn. Ich hoffe, ihr werdet euch gut verstehen." spricht Sofia. Nach der Begrüßung setzen wir uns alle auf die Plätze rund um den Tisch.

„Tia, kannst du mir bitte kurz helfen?" sagt mein Bruder. Ohne jegliche Anzeichen von einem Lächeln blicke ich zu ihm und folge ihm dann, als er mir ein Handzeichen gibt. „Was?" frage ich mehr als gereizt. Wir stehen in der Küche. „Reiß dich zusammen, bitte. Ich weiß, es ist nicht leicht für dich, aber Sofia ist die Frau, die mich glücklich macht. Bitte gib ihr eine Chance." spricht er. Langsam nicke ich. Ich will das beste für meinen Bruder, auch wenn mich diese Situation gerade mehr als aufregt. „Hilfst du mir bitte das Essen hinzutragen?" fragt mich mein Bruder hoffnungsvoll. Wieder nicke ich.

Das Abendessen verläuft soweit ziemlich ruhig ab. Hin und wieder trage auch ich etwas zu den Gesprächen zu, aber eigentlich nur, wenn ich etwas gefragt werde. Was soll ich auch schon groß erzählen? Dass wir heute einen neuen Schüler Max bekommen haben. Dass er nicht schlecht aussieht und Mila mich auf jeden Fall mit ihm verkuppeln will, was niemals im Leben geschehen wird. Ich bin nicht eine der Bitches, die gleich darauf reinfällt, wenn ein gut aussehender Junge etwas zu ihnen sagt.

Ich bin viel zu sehr in meinen Gedanken versunken, sodass ich nicht mal mitbekomme, als mich jemand etwas fragt. Plötzlich wedelt eine Hand vor meinem Gesicht. Erschrocken fahre ich hoch. „Wo bist du denn mit deinen Gedanken?" fragt mein Bruder schmunzelnd. Ich zucke nur mit meinen Schultern. Es geht ihn nichts an. „Ich meinte gerade, dass es eine gute Idee ist, wenn du mit Moritz rauf in dein Zimmer gehst. So habt ihr ein bisschen Privatsphäre und könnt euch besser kennenlernen." sagt mein Bruder und schaut mich eindringlich an. Mir bleibt nichts anderes als zu zustimmen, auch wenn ich das überhaupt nicht will.

Moritz und ich machen uns also auf den Weg nach oben. Welch Fehler das allerdings ist, wird mir erst später bewusst, als es zu spät ist.

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt