Kapitel 14

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Tiana's Sicht

Langsam öffne ich meine Augen. Sie fühlen sich so unglaublich schwer an. Was ist passiert? Wo bin ich? Vorsichtig setze ich mich auf und schaue mich um. Ich bin definitiv in meinem Zimmer, aber wie komme ich hier bloß her. Die letzte Erinnerung, die ich habe, ist ... OMG! Sie wissen es. Sie wissen alles. Scheiße! Was mache ich jetzt?!

Schnell springe ich aus meinem Bett. Die Folge ist, dass mir gleich etwas schwindelig wird und ich kurz die Augen schließen muss. Danach ziehe ich mich schnell um und gehe nach unten, wo heute natürlich auch alle anderen sein müssen. Warum? Sonst sind auch mindestens zwei immer arbeiten, aber heute ausgerechnet nicht. Mit kleinen Schritten gehe ich auf sie zu. Alle sitzen bereits am Esstisch und sind am Frühstücken.

„Guten Morgen, Tia." begrüßt mich mein Bruder. Ich schaue kurz zu ihm, bevor ich wieder am Boden schaue. Warum bin überhaupt nach unten gegangen? Ich weiß es nicht. Diese ganze Situation hier ist mir so unangenehm. Ich stehe einfach so mitten im Raum und schaue auf den Boden.

Langsam drehe ich mich wieder um und will noch oben gehen, aber da kommt schon Alex, der mich in seine starken Arme zieht und mich an seine Brust drückt. „Tia, es tut mir so leid. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich dich doch längst da raus geholt." redet mein Bruder. Ich nicke nur. Warum bin ich jetzt auf einmal so weinerlich? Er zieht mich mit zum Tisch und setzt sich mit mir auf den Schoß nieder.

„Was willst du essen?" fragt er. Ich schüttle nur meinen Kopf. Ich habe keinen Hunger. „Brot oder Joghurt?" fragt jetzt auch noch Ben. „Ich habe keinen Hunger." meine ich etwas aufgebracht. Die sollen mich mit diesem Blödsinn in Ruhe lassen. „Schwesterherz, du musst etwas essen. Hörst du?" Jetzt bin ich aber wütend. Immer das gleiche Theater.

Schnell stehe ich auf und renne nach oben in mein Zimmer. Zum Glück kommt mir keiner von ihnen nach. Im Moment ist mir einfach alles etwas zu viel. Alles was in letzter Zeit passiert ist, hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Mein Vater wurde verhaftet, ich musste zu meinem Bruder ziehen, den ich nicht kannte und dann hat er auch noch herausgefunden, dass mich Dad misshandelt hat. Das alles ist einfach zu viel.

Ich genieße die Ruhe und verbringe meine Zeit mit Netflix, obwohl ich eigentlich gar nicht richtig aufpasse, so sehr bin ich in meinen eigenen Gedanken gefangen. Was ist bloß los mit mir? Nie zuvor war ich so verletzlich, wie in letzter Zeit, oder zumindest habe ich meine Verletzlichkeit nie gegenüber anderen gezeigt. Ich muss mich ändern, so viel steht fest. Ich muss wieder die starke Tiana werden, die selbst meinen Vater überlebt hat. Er hat mir schlimme Sachen angetan, aber trotzdem war ich stark und habe mich nicht unterkriegen lassen. Jetzt bin ich das komplette Gegenteil, dass muss sich dringend ändern, vor allem weil ich morgen meinen ersten Schultag an dieser Privatschule habe. Das kann ja was werden. Wahrscheinlich laufen dort nur reiche Schnösel umher und ich mitten drin. Hoffentlich sind die nicht so, wie ich mir sie vorstelle. Das wäre nämlich eine Katastrophe. Eingebildet und Hochnäsig. Einfach schlimm. 

Twisted Life   (Big Brother Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt