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Wenn man Bakugous Gemütszustand in diesem Moment beschreiben soll, dann wäre absolute Fassungslosigkeit das passende Wort dafür. Er sieht ihn, er kennt ihn, welcher aufstrebende Polizist kennt diesen Mann auch nicht, denn er ist eine Legende. Nein, er war eine Legende, bevor ihn dieser Unfall von vor zwei Jahren vollkommen aus der Bahn warf. Dennoch, dieser Mann bleibt in den Augen vieler Polizisten ein Held, auch wenn er sich den Gesetzt abgewandt hat.

Toshinori verließ die Polizei. Offiziell aufgrund seiner Verletzung, aber hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass dieser Inbegriff von Rechtschaffenheit, sie schon längst nicht mehr vertritt. Er soll sich unlauteren Methoden bedient haben, glitt in einen Sog, der ihn immer schlimmere Dinge tun ließ, ihn immer tiefer sinken ließ.

Der gefallene Held. Ein unschöner Titel, aber Toshinori trägt ihn mit Stolz.

„Also arbeitet die kleine Schlampe nun für dich?", für diesen Kommentar hätte Toga dem Todoroki am liebsten eine geklebt, aber sie belässt es bei einem entrüsteten Schnauben. „Nein, aber so war mein Auftritt doch um einiges dramatischer, nicht?", in seinen eingefallenen Augen blitzt der Schalk auf, der selbst Shigaraki schmunzeln lässt. „Dann beenden wir dieses Theater mal.", ein kurzer Blickkontakt zwischen Dabi und Shigaraki und sie beide halten auffordernd dem alten Mann die geballte Faust entgegen.

Als sich dann diese, fast schon zierliche Hand ebenfalls zu einer Faust ballte und mit den wesentlich kräftigeren der beiden Doms sanft kollidiert, setzen beim Bakugou kurzzeitig alle Gehirnströme aus. Und nicht nur dem Blonden verlässt in diesem Moment die Fähigkeit dieses Bild zu verarbeiten.

Yagi Toshinori, ein ehemaliger Polizist und einer der erfolgreichsten Detektivs und rechtschaffenste Menschen in der Geschichte der Polizei von Musutafu gibt Toya Todoroki und Tomura Shigaraki fast schon freundlich die Hand. Egal wie tief dieser Held gefallen war, so tief kann er nicht gesunken sein, das will Bakugou in diesem Moment einfach nicht akzeptieren.

„Ihr alle kennt ihn, viele von ihnen hassen ihn sogar, aber ...", Shigarakis Stimme hebt sich und löst die Starre, in der einige stecken. „... er ist einer unserer größten Unterstützer.", ein schiefes Lächeln entsteht auf den alten Gesichtszügen des kränklichen Mannes. „Du und deine Ansprachen.", Toshinori verdreht die Augen und sieht dabei flüchtig zu Hawk herüber.

„Wie jetzt?!", kreischt Toga auf einmal und spricht damit anscheint einigen aus der Seele. Über ihre Fassungslosigkeit kann sich Dabi in diesem Moment einfach nur amüsieren, diese aufgedrehte und viel zu vorlautes Nervenbündel mal so zu sehen, es ist eine Augenweide. „Wir hatten zwar so unsere ... Differenzen.", fängt Shigaraki schmunzelnd zu erklären und entlockt dem alten Mann ein leichts hochziehen der Augenbrauen, bei dieser Bezeichnung ihrer früheren Auseinandersetzungen. „Aber Yagi hat schnell erkannt, wem es zusteht über diese Stadt zu herrschen."

„Nicht frech werden.", Toshinori funkelt den Grauhaarigen an. „Oh, tut mir leid ... Toshinori.", gekünstelt senkt er seine Stimme und neigt leicht seinen Kopf.

Toga versteht immer noch nicht, was an ihrem offenstehenden Mund deutlich zu sehen ist. Daher erbarmt sich der Ältere, es ihr, es ihnen allen zu erklären. „Wir leben in einer Welt, in der Stärke alles bedeutet. Je mächtiger man als Dom ist, desto höher das Ansehen und die Stellung. Ich bin kein starker Dom und wollte mich diesem System nie unterordnen, jugendliche Dummheit könnte man es nennen."

Alle hören gebannt zu, nur einer nicht, nur einer sieht woanders hin, nur einer sieht, was kein anderer sieht.

„Mein Unfall brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und ich erkannte, wo mein Platz war und was ich nun zu tun hatte. Ehrlich gesagt, war ich bis vor nicht allzu langer Zeit noch der Auffassung, dass Deku der stärkste Dom dieser Stadt ist und ich ihn deshalb unterstützen müsste."

Der Griff um Bakugous Arm lockert sich und ihm wird etwas in die gefesselten Hände gelegt.

„Aber auch er ist schwach! Hat sich an ein Sub gebunden und sich dadurch freiwillig einen nutzlosen Klotz ans Bein gebunden. Erbärmlich! So etwas soll der stärkste Dom sein? Nein, das konnte ich nicht akzeptieren und suchte jemanden, der meine Unterstützung wahrlich verdiente."

Der junge Polizist will sich umdrehen, will sehen, wer ihm diesen Gegenstand in die Hände gedruckt hat, doch als er seinen Kopf schon leicht gedreht hat, begegnen ihn stechend, gelbe Augen. Die stumme, aber deutliche Aufforderung, den Kopf nicht weiter zu drehen, unter keinen Umständen.

„Rührende Worte, von so einem alten Mann.", witzelt Dabi, fühlt sich aber dennoch irgendwo in seinem Herzen geehrt die Unterstützung eines solchen Mannes zu bekommen. Er mag ein Polizist gewesen sein, hat dieses Leben aber restlos abgelegt und nutzt nun sein Wissen und seine Verbindungen für andere Zwecke, Dabis Zwecke.

„Ich glaube, er hatte eher mich gemeint.", auch wenn Shigarakis Stimme amüsiert klingt, verlieren die Worte nichts an ihrer bedrohlichen Bedeutung. Dabi mag zwar diesen Aufstand ausgelöst haben, aber wer führt ihn nun an?

Beide schwenken ihre Augen zueinander, verengt und voller unausgesprochener Drohungen. Und als sich ihre Blicken treffen füllt sich der Raum nicht nur mit einer elektrisierenden Spannung, sondern auch mit den Präsenzen dieser zwei mächtigen Doms.

Dieser Machtkampf, er ist unausweichlich gewesen, denn sie sind beide Doms, welche sich nicht unterordnen wollen, wobei Shigaraki dies immer sehr gut schauspielern konnte und Dabi damit das Gefühl vermitteln konnte, er sein der Anführer. Diese Sicherheit, diese Macht, welche Dabi glaubte zu haben, sie war scheinheilig, denn im Grunde, hat der Todoroki in dieser Gemeinschaft nichts mehr zu sagen.

Und das merkt Dabi in diesem Moment auch, denn seine Präsenz, von der er immer glaubte, sie war mächtiger als Shigarakis, wird zurückgedrängt. Das Kribbeln auf seiner Haut, dieses Ziehen in seinen Muskeln, alles Anzeichen dafür, dass er einem mächtigeren Dom gegenübersteht, als er es ist. Wie konnte er das nur nie sehen? Wie konnte dieser Mann es nur die ganze Zeit verheimlichen, wie mächtig er eigentlich war?

Kurz denkt er an seine Waffe, schussbereit in seiner Hose steckend. Nein, er muss diesen Machtkampf so gewinnen. Wenn er ihn nun hier erschießen würde, dann würden ihm nicht alle folgen. Er muss beweisen, dass er mächtiger war, was bei dieser überwältigen Präsenz fast ausweglos erscheint.

Und dann macht Dabi einen Schritt zurück, einen kleinen Schritt zurück und besiegelt dadurch seine unausweichliche Niederlage. Er hat verloren. Er ist schwächer als Shigaraki, welcher ihn herablassend anlächelt. Seine Angst, dieses widerliche Kratzen im Hinterkopf, wenn er manchmal an der Loyalität dieses Mannes zweifelte, bestätigt. Er hatte es immer mit der sicheren Gewissheit abgetan, ihn in einen solchen Machtkampf schlagen zu können, doch er hat sich geirrt, so gewaltig geirrt!

Dabis Körper bebt vor Anspannung, vor Frust. All seine Bemühungen sollen umsonst gewesen sein? All diese Arbeit und wofür? Nur um kurz vor dem Erreichen des Zeil vom Thron gestoßen zu werden? Nein, dafür hat er zu viel aufgegeben!

„Du verdammtes Arschloch!"

Rape me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt