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Das Vibrieren seines Handys in seiner Hosentasche verursacht einen leichten Hüpfer seines Herzens. Immerhin ist er gerade darauf konzentriert nicht aufzufallen und strikt in seiner Rolle zu bleiben, dass ihn dieses unerwartete Gefühl etwas überrumpelt. Trotzdem bleibt er entspannt, als er ruhig in seine Hosentasche greift und kurz auf den aufleuchtenden Display schaut. Eigentlich war es abgemacht keinerlei Nachrichten zu verschicken, damit kein ungewollter Verdacht aufkommen könnte, dass es doch einer getan hat, schürt die Unruhe in ihm und die Angst, dass etwas schiefgelaufen ist.

Eine Nummer, kein Name, steht über der Nachricht. Beabsichtigt, damit keiner, der zufällig in der Nähe steht und die Augen etwas schweifen lässt darüber stolpern könnte. Die Worte darunter, diese knappen aber doch Besorgnis erregenden kurzen Zeilen, lassen sein Herz nicht zur Ruhe kommen. „Was ist?", er kann nicht verhindern, dass er bei diesen scharf gesprochenen Worten zusammenzuckt, als wenn er sich bei etwas ertappt fühlen würde. Im Grunde ist es auch so, aber das soll sein Gegenüber nicht wissen.

Jetzt muss er schnell entscheiden und seine nächsten Worte weise wählen, damit weder er noch die anderen in Gefahr geraten. „Enji konnte die Füße anscheint doch nicht stillhalten.", antwortet er daher mit gerunzelter Stirn und einem deutlichen Missfallen in der Stimme. „Typisch!", Shigaraki spuckt dieses Wort regelrecht aus seinem Mund. Gerade als er noch etwas erwidern will, wird die Tür zu dem kleinen Raum, in dem sie sich befinden, geöffnet.

„Hawk.", wird der Neuankömmling fast schon zu freundlich von dem Grauhaarigen begrüßt und mit offenen Armen empfangen. Sofort schnellen seine stechend gelben Augen zu Toshinori herüber. Dieser schüttelt ganz leicht seinen Kopf und senkt danach seinen Blick. Hawk versteht auf Anhieb und macht sich darauf gefasst nun dominiert zu werden. Und das keine Sekunde zu spät, denn im nächsten Moment fegt ihm Shigarakis widerwärtige Präsent entgegen. „Knie nieder!", er hat den Abstand zwischen ihm und dem Dom kaum überbrückt, da schickt ihn dieser Befehl zitternd auf die Knie.

Er wehrt sich nicht, warum sollte er auch. Die Kraft die er dafür verwenden würde, kann und sollte er anderweitig nutzen. Daher senkt er nur zu willig seinen Kopf, gibt seinem inneren Sub die nötige Aufmerksamkeit. „Erklär mir mal, warum die Polizei nun doch im Hafen herumstreunert?", fordert Shigaraki mit drohender Stimme zu erfahren. Toshinori tritt neben ihn und schenkt Hawk nur für einen kurzen Augenblick einen mitfühlenden Blick, bevor er ihn mit genauso harten und finsteren Miene, wie Shigaraki betrachtet.

„Ich habe zwar Einfluss, aber ...", seine Antwort gleicht einem Seufzen, einem Lechzen nach Gewalt. „... er handelt manchmal einfach impulsiv und ignoriert meine Meinung. Immerhin bin ich nur ein Sub.", in der Erwartung einer Bestrafung hebt Hawk leicht den Blick, funkelt ihn mit seiner leicht rebellischen Art an. Und sie folgt, in Form eine flachen Hand, die ihn heftig an der Wange trifft. Es brennt und Tränen treten ihm in der Augen. Die Wucht befördert seinen Kopf etwas zur Seite und sein rebellisches Herz wird von seinem inneren Sub überrannt.

Er will spielen.

Shigaraki selbst spürt auch den Drang ein Spiel zu beginnen, schiebt diesen Impuls aber beiseite. „Und was machst du hier?", er streicht ihm sanft über den Hinterkopf, gleiten mit seiner Hand in seinen Nacken und fängt an ihn dort zu kraulen. Wie eine Katze schmiegt sich Hawk dieser Berührung entgegen. „Euch sagen, dass dieser Ort nicht mehr sicher ist.", schnurrt er genüsslich. Shigaraki zieht sich und seine Präsenz zurück. Zögerlich und mit etwas zittrigen Beinen steht Hawk wieder auf. Auch wenn sein Sub gerne gespielt hätte, so begnügt es sich mit dem es eben bekommen hat.

Ein wenig unschlüssig sieht der Dom zu Toshinori herüber. Seine Lippen sind zu einem dünnen Strich geworden und seine Stirn liegt in Falten. „Wie lange noch?", er hinterfragt die Information nicht, weiß er doch, welche zweite Bedeutung sie haben. „Nicht mehr lange, sie werden die Finte schnell durchschauen.", berichtet Hawk wieder in seiner üblichen Manier. Er wagt es nicht Shigaraki in die Augen zu sehen und sieht daher Toshinori direkt an, zumindest ist es der Eindruck, den der Grauhaarige bekommt. Das jedoch in diesen gelben Augen so viel mehr zu lesen ist, sieht er nicht.

Er weiß also, dass Midoriya in Schwierigkeiten steckt. Bestimmt hat er die gleiche Nachricht bekommen und sogar schon etwas unternommen."

„Wollen wir?", richtet Toshinori nun das Wort an Shigaraki und deutet auf die Tür. „Müssen wir wohl.", er lächelt, doch es erreicht seine Augen nicht und seine Stimme ist locker, löst aber ein beklemmendes Gefühl in einem aus. Hawk überlässt den beiden Doms den Vortritt und folgt ihnen gemächlich, beobachtet die Umgebung. Die Polizei ist in der Nähe und droht tatsächlich sie fast zu erwischen, in diesem Punkt hat Hawk die Wahrheit gesagt, doch das er selbst es war, der ihnen diese Richtung gewiesen hatte, sollte Shigaraki nicht unbedingt wissen.

Sie verlassen den Raum und steuern auf zwei schlichte und unauffällige Autos zu.

Diese Zusammenkunft heute, sie war eigentlich dazu gedacht Toshinori ins Rampenlicht zu rücken. Und als Shigaraki so darüber nachdenkt, wie der Ältere die Bühne betreten hatte, kommen in ihm plötzlich Zweifel hoch. In dem ganzen Tumult und dem hitzigen Gefecht mit Dabi, ist der Umstand, dass Toshinori aufgetaucht war, nachdem sich Toga mit Bakugou ins Getümmel stürzte, in den Hintergrund gerückt. Tatsache ist, dass er das ganz klar ausgenutzt hat und so den Eindruck vermitteln hatte, als würde Toga mit ihm zusammen oder für ihn arbeiten. Doch ihre Reaktion deutet mehr darauf hin, dass sie keiner Ahnung hatte.

War sie nur einfach nicht eingeweiht, wollte Toshinori kein mögliches Informationsleck? Möglich wäre es, aber etwas sagt Shigaraki, dass das nicht der Grund war. Die Zweifel, ob der Ältere wirklich für ihn Partei ergriffen hat werden großen, lassen sein Herz einen Takt schneller schlagen und seine Gehirnzellen in den Bruchteilen weniger Sekunden alle Informationen auf Hinblick der zweiten möglichen Option durchgehen, weswegen sich Toshinori ihm untergeordnet hat.

Das er immer noch für Midoriya arbeitet!

Sie haben sich kaum drei Schritte von der Tür entfernt. Hawk ist hinter ihm, schließt gerade leise die Tür und Toshinori geht vor ihm, würde es also nicht mitbekommen, wenn er nun den Lauf seiner Waffe auf diesen schwächlichen Rücken richten würde.

Zwei weitere Schritte.

Er wägt ab.

„Das habt ihr zwei wirklich schlau eingefädelt.", kichert er und bleibt stehen. Verwundert dreht sich der Ältere um und schenkt ihm einen fragenden Blick. „Erst nutzt ihr die Verwirrung und beseitigt Dabi, dann trennt ihr mich von meinen Leuten und wollt mich nun an einen Ort bringen, wo mir kein anderer zur Hilfe kommen kann.", seine Präsenz sickert heraus und verursacht eine Gänsehaut bei Hawk, die ihm langsam den Rücken hinauf, bis in seinen Nacken kriecht. Er unterdrückt den Drang sich zu schütteln und dieses widerliche Gefühl von sich zu stoßen, dieses und auch die aufkeimende Panik in ihm.

Rape me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt