Nael
Die Alarmanlage riss mich aus dem Schlaf. Ein schrecklicher Ton und für ihren Nutzen einfach zu grässlich. Es war nur die Botschaft, dass es wieder ein Labor aus den Fängen der Jäger geschafft hatte. Nicht meine Abteilung. Genervt warf ich mich wieder in die Kissen und presste den Stoff auf meine Ohren. Mensch, es war Samstag.
Genervt warf ich das Kissen fort, als die schreckliche Sirene nicht aufhörte. Gut, dann half ich eben. Schnell zog ich mich an und ordnete mein Bett. Dann trat ich auf den Flur. „Na, Schlafnase?", vernahm ich sofort die schrecklichste Stimme in diesem Bunker. „Du mich auch.", knurrte ich und lief an Moe vorbei. Ich hörte noch, wie er mir meinen Namen hinterherrief. Aber nein, das hatte er sich verspielt. Ich war doch keine Hure, die man anrufen konnte, wenn man grade Zeit hatte. Ein verdammtes Jahr hatte er mich ignoriert, hatte mich gemieden und von sich gestoßen. Da musste schon mehr kommen als ein netter Umgang.
„Es ist das Kinderlabor.", hörte ich Eric hinter mir sagen. „Kommst du mit?", fragte er und zog mich in den Aufzug, als ich Anstalten machte, über die Treppe nach oben zu gelangen. „Ich habe ja keine Wahl.", erwiderte ich und gähnte. „Woher hast du überhaupt die Informationen?", fragte ich verwirrt als in meinem Hirn ankam, was er gesagt hatte. Doch Eric tippte nur auf das Inear-Headset an seinem Ohr. Dann sprangen die Türen auf und er schob mich in die Richtung seines Behandlungszimmers.
Ich bildete mir ein, die Arbeit schon vor der Tür riechen zu können. Ob es Einbildung war, würde ich nie erfahren. Aber hinter der Tür befanden sich zwei Tische voll mit Unterlagen. „Kinderlabor. Die alle?", fragte ich fassungslos. Eric nickte und nahm sich den ersten Stapel.
So lief es meistens. Erst kamen die Akten und Kleider. Dann nach und nach die Gefangenen. Sie waren auffälliger als ein paar Unterlagen und Stoff.
Die Tür ging auf und ich hörte Schritte auf dem Boden. Jedoch sah ich weiter fassungslos auf den Berg an Akten.
„Eric, kann ich dich kurz allein sprechen?", hörte ich meinen Halbbruder fragen. Jetzt sah ich doch zu den beiden Ältesten hinüber. „Ist grade schlecht. Geht es auch hier?", fragte Eric und sah weiter durch die Unterlagen. Ich wusste nicht, was er suchte. Aber gründlich war es nicht. „Wir haben das hier zwischen den Kleidungsstücken gefunden, die wir aus dem Labor mitgenommen haben.", sagte Atayo und ließ eine Kette mit einem Ring daran von seinem Finger baumeln. Eric sah nur kurz auf und erwiderte: „Ja und?" Atayo seufzte leise und erklärte dann mit gedämpfter Stimme: „Das ist Lydias Ring. Der Ring deiner Mutter." Sofort schoss Erics Kopf wieder in die Höhe und er griff nach dem Schmuckstück. „War sie in dem Gebäude?", fragte er aufgebracht und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er jetzt lieber die Akten weiter durchforsten wollte oder meinem Bruder zuhören sollte.
„Nael."
Ertappt zuckte ich zusammen und sah mich zu Sanji um. Auf seinem Gesicht machte sich ein kleines Lächeln breit. „Hast du Zeit?", fragte er schmunzelnd und deutete hinter sich in den Gang. Sofort nickte ich und wand mich von dem Berg an Akten ab. „Eh Nael? Was ...", hörte ich Eric sagen. Doch ich rief ihm nur schnell zu, dass Sanji mich brauchte. Dann schlug die Tür hinter mir zu. Mein Bruder sah mich mit einer gehobenen Augenbraue an und sagte: „Das war doch auch gelogen. Wenn du zu tun hast, schaffe ich das auch allein." Ich schüttelte schnell den Kopf und erwiderte: „Ich bin nicht erpicht darauf, länger als nötig in diesem Raum zu sein." Sanji nickte verstehend. Gut, meine Aufgabe war es ja auch, die Akten zu zählen plus die Zuordnung nach tot und gerettet oder auch vermisst. Wer wollte das schon? Es war eine enorme Zahl an Opfern, aber diese auch noch durcharbeiten zu müssen war schrecklicher. Dennoch würde ich es später tun müssen.
„Es sind Kinder, deswegen dachte ich, du seist die beste Wahl. Sie sind sehr verschreckt und ängstlich.", sagte Sanji, bevor er die Tür zur Versammlungshalle öffnete. Fast an allen der Tische saßen junge Kreaturen. Die Körper schmal und klein.
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Vamp Zone 《4》
Fantastik《Abgeschlossen》 Die letzten Jahre haben die Vampire sich in der Unterstadt verschanzt. Die Bedrohung wird immer größer und an Freiheit ist nicht zu denken. Nicht nur dadurch hat Nael zu kämpfen. Der ständige Kontakt zu Moe macht ihm zu schaffen. Un...