Eric
Ich hatte es nicht länger mit Aleksis in einem Raum ausgehalten. Das Wissen, dass er die erste Wahl nach mir war machte mich irre. Der einzige Trost, den ich hatte war, dass er jetzt hier und nicht bei ihr war.
Seufzend öffnete ich die Tür zu Shotas Labor. Er war schon dabei alles vorzubereiten und Nicoleen saß auf einem Sessel in einer Ecke. Ziemlich schäbig aber offensichtlich noch gut genug.
„Wird es auch mit Tierblut funktionieren?", fragte ich als Shota mir keine Aufmerksamkeit schenkte. „Ich glaube nicht.", war die konzentrierte Antwort. „Okay, und wer wird der Unglückliche sein?", fragte ich weiter. „Lev.", erwiderte er einsilbig und deutete auf das volle Glas neben sich. „Du bist wie Nathanael, wenn es um Forschung geht.", murmelte ich und trat zu Nico. Sie hatte den Kopf auf die Armlehne gelegt und ihre Augen waren geschlossen.
Shota hielt inne und drehte sich dann zu mir herum. „Ich bin was?", fragte er, obwohl klar war, dass er mich verstanden hatte. Er atmete tief durch und hob dann seinen Zeigefinger. „Ich bin nicht wie dein verlogener Vater.", knurrte er und sah mich ermahnend an. Interessiert legte ich den Kopf schief und erwiderte: „Ich sagte nur, dass du dich genauso abweisend verhältst, wenn du forscht." Shota funkelte mich mit seinen hellroten Augen an doch er sagte nichts mehr.
„Warum trifft dich sein Verrat so? Es ist doch nicht mal sicher ob Moe recht hat.", sagte ich und legte eine Hand auf Nicoleens Kopf. „Es würde so einiges erklären.", knurrte er leise und drehte sich wieder zu den Instrumenten um. „Zum Beispiel?", fragte ich interessiert. Shota seufzte und stützte sich auf der Tischplatte auf. Dann drehte er sich wieder zu mir und erwiderte: „Man spricht nicht schlecht über die Toten. Lassen wir das." Dann widmete er sich wieder den Instrumenten.
Sanft fuhr ich durch Nicoleens Haar und musterte Shotas Rücken. Ich wusste, dass er meinem Vater recht nah gestanden hatte. Ich meine, ich erinnerte mich gut an die schlaflosen Nächte, weil sie im Labor nebenan forschten. Ich erinnerte mich an den Schmerz, den meine Mutter versucht hatte zu verstecken. Vielleicht dachte sie mein Vater wäre Shinji verfallen. Dabei teilten sie einfach nur ein sehr leidenschaftliches Hobby. Zumal ich mir sicher war, dass Raluca es nicht zugelassen hätte, dass sich jemand an ihren Mann wirft.
„Ist mein Vater schuld an deiner Alphaphobie?", fragte ich und beobachtete wie er erneut inne hielt. Kurz blieb es still. Nur Shotas tiefen Atem hörte ich und das leise Knacken seiner Finger.
Dann drehte er sich doch zu mir herum. Auf seiner Unterlippe erkannte ich Bissspuren und der verspannte Kiefer zeigte mir wie sehr ihn dieses Thema belastete. Aber er hatte auch keine Rücksicht auf mich genommen. Wenn ich vor ihm zusammenbrechen musste konnte er das auch.
„Dein Vater hat mir nie geschadet und vielleicht ist das der Grund, warum ich deine Gegenwart genieße. In meinem Leben gab es nur ihn und Raluca, die mich wirklich als Person gesehen haben. Jeder andere Alpha sah nur den Omega. Nur wenn Moe recht hat, dann sah er mich genauso. Er wäre nur anders vorgegangen.", schilderte er und atmete tief durch. Dann lachte er bitter auf und fügte hinzu: „Aber dann sollte ich es ja gewöhnt sein."
Sein Blick fand wieder meinen. „Du hast ein viel zu gutes Bild deines Vaters. Er hat dich so sehr geliebt und ich denke nicht, dass ich das mit meinen Erfahrungen mit ihm zerstören sollte.", sagte er leise mit brechender Stimme. Ein kleines Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Ich suche immer nach der Wahrheit, Shota. Du kannst nichts zerstören. Ich weiß, dass er mich liebte und daran wird sich nichts ändern. Egal was er getan hat. Auch Personen mit bösen Taten können ihre Kinder lieben. Also sei ehrlich zu mir.", erwiderte ich und beobachtete wie Shotas Körper langsam an Anspannung verlor. Langsam ließ er sich gegen den Tisch sinken und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dass ich Nael und Sanji vor Hochrangigen schütze ist sicher auf seinem Mist gewachsen. Zurück blickend hätte ich es sehen müssen. Es war teilweise echt offensichtlich wie sehr er... Er hat immer Ranga als Ausrede verwendet. Vielleicht konnte ich deswegen nicht damit umgehen als mir gesagt wurde, dass sie gebunden waren. Wer weiß, wenn Atayo mir nicht gesagt hätte, dass er tot ist... dann hätte ich vermuten können, dass er sie gezwungen hat.", erklärte er und zuckte leicht mit den Schultern.
Ich nickte verstehend und erwiderte: „Das kann ich verstehen. Aber Ranga hat Sanji schon sein ganzes Leben beschützt. Wenn Atayo ihn verletzte war er der erste der in das Behandlungszimmer kam. Auch als Sanji ihm sagte, dass Atayo ihn dafür bestrafen würde. Es war ihm egal. Auch wenn ihm nicht unbedingt klar war, dass er Sanji liebte... er wollte ihn glücklich machen, ihn lachen sehen. Selbst später als sie älter wurden. Er hatte wegen Sanji Schlafmangel. Versuchte vor mir zu verstecken, dass er die ganze Nacht auf war um Sanji zu suchen. Um die Minuten abzupassen, die Sanji sich draußen aufhielt. Er hat Moe damit irre gemacht. Rangas Kleidung roch jedes Mal nach deinem Sohn." Shota hob kurz die Augenbrauen bevor er sagte: „Dennoch küsst er einen anderen vor seinen Augen."
Ich nickte langsam und seufzte. Warum wusste ich, dass dieser Vorfall Sanji und Shota näher bringen würde? Außerdem hatte ich gehofft, dass Ranga nach meiner Rückkehr dieses Problem behoben hätte.
Apropo.
„Hattest du nach Nael gesehen?", fragte ich gerissen aus dem Kontext. Zumindest für Shota. Dennoch antwortete er: „Nein, aber Sanji war heute morgen bei mir. Nael geht es gut. Er ist wohl recht müde aber ansonsten ist alles okay." Ich nickte verstehend.
In dem Moment öffnete sich die Tür ohne, dass jemand klopfte. Verwirrt sah Shota auf und ich folgte seinem Blick. „Victor.", kam es uns synchron über die Lippen. „Ja, ihr habt mich sicher vermisst.", erwiderte er mit einem witzelnden Unterton. „Du warst fort?", fragte ich. Victor legte leicht den Kopf schief. „Okay, das verletzt mich.", erwiderte er und griff sich dramatisch an die Brust. Doch das hielt nicht lange an. Wenig später sah er zu Shota und bat: „Können wir unter uns sprechen?" Shota sah kurz zu Nico, allerdings schlief sie immer noch. „Klar.", erwiderte er und sah mich auffordernd an. „Viel Spaß.", sagte ich bevor ich den Raum verließ.
Was auch immer die beiden zu besprechen hatten. Außerdem, war Victor nicht immer für eine Weile fort?
Kopfschüttelnd betrat ich den Versammlungsraum. Jedoch blieb ich abrupt stehen. Cirah und Atayo betraten grade mit bestimmt zwanzig weiteren Gestalten die Halle. Verwundert zog ich die Stirn kraus und löste mich dann aus meiner Starre.
„Was wird das?", fragte ich leise als ich bei meinem besten Freund ankam. „Werwolf Nothilfe.", erwiderte er stumpf und verschränkte die Arme. Verwirrt sah ich erst zu den Neuankömmlingen und dann zurück zu Atayo. „Sie haben uns angegriffen.", verdeutlichte ich und legte den Kopf schief. Atayo zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Cirah braucht offensichtlich eine Werwolf-Armee"
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Vamp Zone 《4》
Fantasía《Abgeschlossen》 Die letzten Jahre haben die Vampire sich in der Unterstadt verschanzt. Die Bedrohung wird immer größer und an Freiheit ist nicht zu denken. Nicht nur dadurch hat Nael zu kämpfen. Der ständige Kontakt zu Moe macht ihm zu schaffen. Un...