Prolog

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Die Welt hatte sich in den letzten sieben Jahren geändert. Für den einen schrecklicher als für den anderen. Die Jäger hatten es geschafft, die Regierung von unserer Boshaftigkeit zu überzeugen. Jetzt wurden wir nicht mehr nur so halb verdeckt gejagt, sondern geradezu getrackt. Zu den dreißig früheren Einrichtungen sind weitere dazu gekommen und solche, die wir schon befreit hatten, wurden einfach neu belegt. Woher sie diese Menge an Vampiren bekamen? Obwohl vermeintlich nur mindestens zehn von ihnen in einem Ort wohnten? Ganz einfach. Sie hatten sich nie als solche geoutet. Sie hatten unter den Menschen gelebt. Unentdeckt. Niemand wusste von ihnen. Warum sollten sie auch? Machte es sie zu schlechteren Personen, dass sie zu Hause Blut von Spendern tranken? Die Antwort der Menschen: Ja. Sie testeten regelmäßig jeden, der ihnen in die Finger kam. Egal ob schon getestet oder noch nicht. Sie hatten Angst vor Verwandlungen. Dass die Vampire anfangen, würden einzelne Menschen so auf ihre Seite zu ziehen. Warum sollten wir? Damit würden wir ihnen doch nur viel mehr einen Grund liefern, uns zu töten. Was ich persönlich viel schlimmer fand, waren die Kinder. Bisher waren es nicht viele. Aber immer wieder war eines unter den Befreiten. Selbst vor diesen kleinen Kreaturen machten sie keinen Halt und ihre Versuche wurden immer kreativer. Mehr Wunden, die Eric zu flicken hatte. Da wunderte es mich nicht, dass er so schnell wie möglich Sanji zu seinem Assistenten ausbildete. Die beiden schmissen die Krankenstation, welche nicht mehr in der Leichenhalle lag. Worüber Eric, denke ich, sehr froh war. Generell hatte Yama der Unterstadt einen neuen Look gegeben. Wir hatten nun vier Etagen. Was bei der Menge an Vampiren sicher noch auf eine Weitere hinauslaufen würde. In der obersten waren alle wichtigen Abteilungen, die Befreite durchlaufen würden. Die Krankenstation, welche aus dem Behandlungsraum, einem Labor, einem OP und um die zwanzig Krankenzimmer bestand. Daneben die Waschräume für Ankömmlinge plus die Kleiderkammer. Darauf folgte der Speisesaal. Alle weiteren Räume waren Wohnräume. Teils dauerbelegt, teils nur so lang, bis neue nachrückten. Eric wollte die Neuen immer so nah wie möglich an der Krankenstation wissen. Zumal die Treppe, welche nach unten und oben führte, nicht optimal für Kranke gebaut war und der Fahrstuhl auch gerne ab und an stecken blieb. Aber dafür waren Yama, Chaz und Ranga zuständig. Die drei hatten zwar angefangen, weitere Leute auszubilden. Aber wenn es schlimm wurde, hatten nur sie den Überblick. Auf der zweiten Etage lagen für die Neuankömmlinge weniger wichtige Räume. Unter dem Speisesaal lag jetzt die Metzgerei, wie Kenneth sie nannte. Für ihn war das Blut uninteressant, weswegen auch er den Auftrag der Nahrungsverarbeitung bekommen hatte. Es schien die meisten zu beruhigen, dass bei der Gewinnung der Nahrung nichts wegkommen würde. Neben dieser Ausblutungsstation lag die Gemüsekammer. Ken hatte angefangen, in einem Haus an der Oberfläche einen Garten anzulegen. Er war geschützt vor den Blicken aus dem Wald. Aber die Sonne erreichte die kleinen Pflanzen. Victor hatte ihm, meine ich, die nötigen Samen dazu mitgebracht. Denn für diesen Job war er der Einzige. Nur noch ihm trauten die Jäger. Dabei war Victor vorwiegend der Schlüssel, der uns half, die Labore zu befreien.

Aber weiter auf der zweiten Ebene. Es gab eine Schneiderei. Hier brachten wir die Kleidung hin, die größtenteils hinter den Laboren lag. Auch wenn wir sie nicht befreien konnten, holten wir uns die Stoffe und verarbeiteten sie oder ließen sie so, wenn sie nicht zerrissen wurden. Was sie leider zu oft waren. Dann wurden Bezüge genäht oder Kleidergrößen, die nicht oft genug vertreten waren. Dazu kamen die Kasernen. Nein, wir zogen keinen Krieg auf. Jedoch wussten wir uns zu verteidigen. Atayo hatte die Führung über eine ganze Menge Alphas, die ihm blind folgten. So jedoch nicht Moe und Jon. Als die zuerst geschlagenen dieser Stadt hatten sie zwar zugesagt, für ihren Schutz zu sorgen. Aber beide waren nicht erpicht auf einen Kampf. Deswegen sah man sie selten auf dieser Etage. Beide fand man öfter auf dem Dach des Einkaufszentrums. Von unten konnten sie dort nicht gesehen werden. Aber sie sahen alles.

Genau wie auf der ersten Ebene befanden sich auch auf Ebene zwei Wohnräume. Diesmal etwas geräumiger. Sie waren für den längeren Verbleib bestimmt. Neuankömmlinge konnten in diese Räume einziehen, wenn Eric sie als gesund freigab.

Auf Ebene drei dasselbe Spiel. Jedoch lagen hier die Bildungseinrichtungen. Wir hatten uns entschieden, sie so weit unter der Erde wie möglich zu betreiben. Denn Kinder waren laut. Es lag ein Kindergarten auf dieser Ebene. Genauso wie eine Schule. Dazu gesellte sich eine Bibliothek und ein Spielraum. Es war vielleicht die lauteste Ebene. Aber es war auch die bunteste, die glücklichste und die, die am meisten Schutz verdiente.

Und dann war da noch die Vierte. Hauptsächlich gab es hier die Technik, damit alles am Laufen blieb. Die Maschine für den Aufzug aus dem Einkaufszentrum, Yamas Luftversorger, Stromgeneratoren versorgt, mit Windkraft. Aber fragt mich nicht, was sonst noch dastand. Ich hatte keine Ahnung. Aber wovon ich Ahnung hatte ... Die Politik lief hier unten. Cirah und Annabelle hatten die Führung übernommen. Jedoch hatten sie jeder Station ein Stimmrecht zugewiesen. Dazu kam das Stimmrecht der Bevölkerung. Eric für die Kranken und die Forschung, Atayo für die Verteidigung, Yama für die Technik, Kenneth für die Nahrung und Risa für die Kinder und die Bildung. Neben den „Politik"-Räumen gab es noch das Gefängnis. Es kam nicht oft vor, dass jemand dort lange einsaß. Nur einer war wohl Dauergast. Es hatte meinem Vater offensichtlich vor sieben Jahren so gut in der Haft gefallen, dass er es in diesen letzten Jahren noch viermal wiederholte. Jedes Mal sperrten sie ihn weg, weil er Unruhe stiftete. Er hetzte die Omega gegen die Alpha auf, streute Furcht und Angst, klagte willkürlich Alpha an. Kurz, er wiederholte, was er bei mir sein ganzes Leben lang getan hatte.

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt