Sanji
Ich musste ziemlich lange suchen, bevor ich auch nur den Anflug einer Ahnung hatte, wo Nael stecken könnte. Shota hatte nochmal nach seiner Wunde sehen wollen, aber er war nie in seinem Zimmer angekommen.
Deswegen trugen meine Füße mich jetzt in die vierte Etage. Mit laut hallenden Schritten trat ich in das Gefängnisabteil und steuerte die einzig geschlossene Zelle an. Grob riss ich die Tür auf und mir bot sich ein jämmerliches Bild.
„Moe.", keuchte ich erschrocken und stürzte zu ihm auf den Boden. „Hey, schhh. Wie ... Moe.", stammelte ich überfordert und zog ihn in meine Arme. Die Wut darüber, dass er meinen Bruder verletzt hatte, war verflogen. Besorgt drehte ich einen seiner Innenarme nach oben und betrachtete die blutigen Kratzer. Wie lange musste er das getan haben? In Kürze war mein Oberteil mit Tränen durchtränkt und sicherlich hatte sein anderer Arm auch Blut darauf hinterlassen. „Ich kann das nicht mehr.", rief er unter Tränen und klammerte sich hilflos an mich. „Töte mich.", schluchzte er diesmal schon fast gehaucht. „Bitte!", schrie er, als ich nichts tat. Was zum Teufel ist geschehen? „Moe, das werde ich nicht tun.", kam es leise über meine Lippen und ich strich überfordert über seinen Kopf. „Ich werde ihn verletzten. Immer wieder. Bitte ... bitte, hilf mir.", schluchzte er und zog seine Beine näher an meinen Körper. „Du hast es doch bei mir auch geschafft.", erwiderte ich und schlang nun beide Arme fester um ihn, vielleicht gab ihm das ja etwas Halt. Ich hasste ihn nicht. Er war der Bruder meines Partners und eigentlich verstanden sich die beiden sehr gut. Auch wenn Ranga immer noch etwas grummelig wurde, wenn es um mich ging. Aber ansonsten hatte er mehr mit Moe zu tun als mit Eric oder sogar Jon. Aber diese Situation war dennoch seltsam für mich. „Das ist nicht dasselbe.", erwiderte er. „Was ist denn überhaupt passiert?", fragte ich, um die Dinge hier besser zu verstehen. „Er kam und wollte ... wollte. Sanji ... er wollte die Markierung behalten. Er sagt, er wollte mir gehören.", stammelte er. „Das hast du ihm ja hoffentlich nicht geglaubt.", knurrte ich und richtete mich etwas auf. „Natürlich nicht.", schluchzte Moe und griff etwas fester in mein Oberteil, offensichtlich in der Angst ich würde ihn von mir stoßen. „Nur konnte ich mich kaum wehren. Wegen seiner Fähigkeit.", wimmerte er. „Ich habe alles versucht.", fügte er hinzu und schien sich etwas beruhigen zu können. Allerdings fing er jetzt an sich selber zu wiegen und ich folgte seiner Bewegung. Ich konnte das nicht nachvollziehen, da Naels Fähigkeit auf mich nicht wirkte. Jedoch hatte Eric mir erklärt, dass selbst er, der ziemlich unsensibel Pheromonen gegenüber war, Nael sehr deutlich wahrnahm, wenn er sie nicht kontrollierte oder erhöhte.
„Was hast du getan?", fragte ich leise. Unter meinen Fingern wurden seine Haare eine Spur roter. Es war zu seinem Zeichen der Unterwerfung geworden, sein eigentliches Gesicht zu zeigen. „Er hat mich geküsst. Mich und sich entkleidet.", setzte er mit brüchiger Stimme an und ich fühlte wie er hinter meinem Rücken wieder anfing sich die Unterarme aufzukratzen, also zog ich sie hervor und hielt sie fest. „Er hat sich an mir gerieben und er ... Fellatio.", hauchte er und sah zu mir auf. „Er hat dich oral ...", setzte ich an. Doch er ersparte es mir, es auszusprechen, mit seinem Nicken. „Wolltest du es?", fragte ich sanft und strich seine Tränen fort. „Nicht so.", hauchte er leise. „Er ist mir mehr wert als sowas. Sanji, ich würde ihm das nie antun, niemals.", winselte er unterwürfig und fing erneut an zu weinen. „Ich weiß. Beruhig dich. Atme. Es wird alles gut. Ich weiß, dass er dir mehr bedeutet.", hauchte ich sanft und drückte seinen Kopf an meine Brust. „Atme.", wiederholte ich leise und wiegte ihn in meinen Armen bis er wieder ruhiger Luft holte und sich entspannter an mich lehnte. „Ich komme später wieder. Bitte tu dir nicht mehr weh.", sagte ich sanft und erhob mich vom Boden. Moe nickte leicht und beobachtete noch, wie ich den Raum verließ.
Wenn ich dich erwische, Nael.
Mit schnellen Schritten lief ich zurück in den mittleren Teil der Ebene. Wohin? Vielleicht das Dach? Es war mein letzter Tipp. Also lief ich die Treppen hinauf in die erste Ebene, durch die Gänge bis zum Durchgang in den Turm. Dann die lange Treppe nach oben.
Schon auf den letzten Stufen rief ich den Namen meines Bruders. Und wirklich.
Seine hellen und dunklen Haare wirbelten im Wind. Seine Beine baumelten über dem Rand der Mauer, welche die Plattform umgab.
„Nael.", keuchte ich und schlang meine Arme von hinten um seinen Oberkörper. Sofort fühlte ich das Beben seines Brustkorbes und hörte sein Schluchzen. „Schneid sie raus.", winselte er und ich sah auf seine blutigen Hände. „Nael, sie muss heilen, damit wir diese Bindung komplett entfernen können.", sagte ich leise. Auch wenn ich von Ranga gehört hatte, dass sicher der andere Part darunter leiden würde. Shota hatte es bei ihm versucht als unser Band neu entstand. Atayo sagte, ich wäre gestorben, wenn er es erlaubt hätte. Ich wusste nicht wie es bei einem einseitigen Band war und Shota wäre es egal. Auch wenn Moe der Sohn seines besten Freundes war ... Dieser Freund hatte ihn verraten, wie wir mittlerweile wussten. Hatte es getan, um mich zubekommen. Ich denke nicht, dass Shota noch einen Finger für Nathanaels Söhne rühren würde. Auch wenn er sich doch um Eric kümmerte. Doch sicher mehr aus Eigennutz.
„Du kannst das nicht tun. Moe hat das nicht verdient, dass du ihn so ...", setzte ich an. Doch Nael fuhr zu mir herum und sprang von der Mauer, um mir vor die Brust zu stoßen. „Er hat dich vergewaltigt. Er hat dich gezwungen, deinen Partner zu vergessen, deine Liebe zu löschen. Er hat dich missbraucht, dich gebissen gegen deinen Willen, dich unterworfen. Er hat auf meinen Gefühlen herumgetrampelt und hat mich an sich gebunden, obwohl ich ihm kurz vorher noch sagte, dass das nicht mein Wunsch ist. Und dennoch stehst du hier und sagst mir, er hätte nicht verdient, dass ihm jemand zeigt, was er anrichtet? Es war nicht meine Entscheidung. Aber ich schäme mich auch nicht für meine Worte. Er ist ein mieses Stück Dreck. Er verdient es alleine zu verrecken, sich zu wünschen, dass irgendjemand ihn liebt und dabei zu wissen, dass es niemand tun wird. Er verdient es!", schrie Nael und schlug auf meine Brust. „Wow, pass auf, was du sagst. Du redest von meinem Schwager.", erwiderte ich ernst. „Und ich bin dein Bruder!", rief Nael und stampfe zornig mit dem Fuß auf. „Er liebt dich. Er würde lieber sterben, als dir etwas zu tun. Aber du lässt ihm nicht die Chance, das zu beweisen. Deine Fähigkeit macht es ihm unmöglich, dich zu schützen. Dir den Raum zu geben,
den du verdienst. Aber du gibst ihm die Schuld. Nael, ja, du bist mein Bruder. Aber deswegen werde ich nicht über deine Fehler hinwegsehen.", erwiderte ich. Nael verstummte und sah mich entgeistert an. „Du schützt ihn.", hauchte er leise und trat einen Schritt zurück. „Er hat sich geändert, Nael.", erwiderte ich. „Er tut dasselbe, wie damals bei dir.", knurrte Nael leise und ich sah, wie seine Augen anfingen vor Wut ihre Farbe zu wechseln. „Nein, Nael. Du zwingst ihn dazu. Er würde nichts davon tun, wenn du dich einfach zusammenreißen würdest.", sagte ich und verschränkte die Arme. Mein Bruder riss die Augen auf und schnappe nach Luft. Auch von hier sah ich, wie ihm Tränen in die Augen traten.
„Aber du bist ein Opfer deiner selbst.", fügte ich hinzu. „Nur gib nicht ihm die Schuld daran, wenn es Umstände deines Zustandes sind.", ergänzte ich und trat auf ihn zu. „Sieh es ein.", verlangte ich.
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Vamp Zone 《4》
Fantasía《Abgeschlossen》 Die letzten Jahre haben die Vampire sich in der Unterstadt verschanzt. Die Bedrohung wird immer größer und an Freiheit ist nicht zu denken. Nicht nur dadurch hat Nael zu kämpfen. Der ständige Kontakt zu Moe macht ihm zu schaffen. Un...