Kenneth
Unruhig drehte ich mich in meinem Bett herum und starrte in der Dunkelheit zu Favio. Sein Atem ging ruhig und tief und auch wenn diese Situation entspannter nicht sein konnte kreisten meine Gedanken. Vielleicht hatte ich auf Risa ruhig gewirkt aber ich wusste von Jon, dass ihre Visionen Schicksal waren und meins machte mir Angst. Schreckliche Angst. Fast hätte ich Atayo gesagt, dass ich nicht fahren würde. Es war für mich die einzige Möglichkeit in der sie an mich rankämen. Die nächste zeigte sich als Favio sagte er könne uns in das Labor bringen. Da hatte bei mir alles auf rot geschaltet und ich hatte gebetet, dass Atayo nicht auf dumme Gedanken kam. Aber hier war ich wieder. Zurück im Bunker, mit Favio. In Sicherheit. Niemand würde mir hier etwas tun können.
Zitternd atmete ich tief durch und legte mich auf den Rücken. „Darf ich dich lieben?", hallte es in meinem Kopf wieder. Er sah so schrecklich aus. Als würde ich ihm das Genick brechen, wenn ich nein sagte. Was hatte dieses Arschloch mit ihm angestellt. Wieso suchte er so verzweifelt nach Liebe? Und wieso verstand er nicht, dass ich nicht ehrlich mit ihm sein konnte? Er hatte selber gesagt, dass seine Eltern wegen ihres Glaubens Vampire jagten. Was würde er tun, wenn ich ihm die Wahrheit zeigte. Ihm zeigte, dass ich nicht von Gott geschickt sondern einfach nur da war. Und noch viel schlimmer... Das Jon mir das angetan hatte. Er würde uns alle jagen. Erneut.
Er verstand noch nicht genug. Er hatte Angst und die würde ich nicht schüren.
„Ken.", flüsterte er in die Dunkelheit. Langsam drehte ich mein Gesicht zu ihm und sah wie er die schlanken Beine aus dem Bett schwang. Die Decke um seine Schultern. „Kannst du nicht schlafen?", fragte er leise und schaltete die kleine Lampe neben seinem Bett an. „Mir geht es gut.", erwiderte ich und legte mich zurück auf die Seite, meinen Blick weiter auf ihn gerichtet. Wenn diese Kluft nicht zwischen uns wäre. Die verschiedenen Meinungen, Überzeugungen. Er war perfekt. Einfühlsam, in den richtigen Momenten erwachsen, aber nicht zu ernst. Verständnisvoll, mit einem guten Herzen. Aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass seine Vergangenheit ihn nie los lassen würde und ob ich mit so jemand zusammen sein konnte? Ich wusste es nicht. Woher auch. Ich hatte nie jemanden Festes an meiner Seite.
Meine Matratze senkte sich leicht ab als Favio sich neben mir nieder ließ und seinen Körper an meinen schmiegte. „Worüber denkst du nach?", fragte er leise und legte einen Arm quer über meine Brust. „Deinen Ex.", log ich. Doch ein Funken Wahrheit war dran. „Bel? Wieso?", fragte er überrascht. „Wie seid ihr auseinander gegangen?", erwiderte ich. Favio bis sich überlegend auf die Unterlippe und murmelte: „Wir hatten nie dieses Breakup- Gespräch. Ich habe mich einfach nur zu einem anderen Dienst gemeldet als er und war so nie mehr mit ihm zusammen. Er musste in einem anderen Labor arbeiten als wir und er hatte Nachtschicht, wenn ich keine hatte." „Also seid ihr eigentlich noch...", setzte ich an doch Favio schüttelte energisch den Kopf. „Ich würde nie zu ihm zurück wollen. Er ist nur älter und stärker als ich. Wenn ich mit ihm Schluss machen würde, würde er mich einfach irgendwo einsperren und mir zeigen wie egal ihm das ist. Auch als ich ihm den Sex verweigert habe hat er es dennoch getan.", erklärte er und seufzte leise. Dann schüttelte er den Kopf und sah zu mir auf. „Vielleicht ziehst du mich deswegen so an. Weil du das Gegenteil tust. Du entziehst dich mir immer wieder, denkst du wärst nicht gut für mich. Aber grade das...", hauchte er und strich sanft über meinen Kiefer. Meine Augen fanden seine. Diese unterschiedlichen Farben, die seinen Blick immer so aufgeweckt wirken ließen. „Ich liebe dich.", hauchte er leise und richte sich etwas auf bis sein Gesicht über meinem schwebte. „Favio.", erwiderte ich leise doch da legte er seine Lippen schon auf meine. Bewegte sie sanft und strich mit seiner Zunge vorsichtig über meine Unterlippe. Dabei fuhr seine Hand sanft in den Kragen meines Shirts und seine Finger gruben sich in meine Schulter. „Du musst es nicht erwidern.", sagte er leise als er kurz abließ, dann verwickelte er mich erneut in den Kuss und ich fühle wie er stätig verlangender wurde. Seine zweite Hand glitt in meine Haar und zwang mich dazu meine Lippen fester auf seine zu pressen. Leise keuchend gab ich nach und griff um seine Taille, half ihm sein Bein über meine Hüfte zu legen. Dann ließ ich meine Hände an seinem Brustkorb nach oben gleiten und legte sie schlussendlich in seinen Nacken.
„Favio.", sagte ich überrascht und zog den Kopf zurück. „Was? Habe ich was falsch gemacht?", fragte er nervös und ließ seinen Blick über mein Gesicht huschen. Erneut tastete ich nach der Unebenheit, die ich grade noch gefühlt hatte. Doch Favio schien zu begreifen und zog meine Hand aus seinem Nacken zurück. „Was ist das?", fragte ich. „Nichts.", sagte er etwas zu schnell. „Vio.", hörte ich mich sanft sagen. „Nur eine Narbe. Die Haut ist verhärtet.", sagte er und beugte sich wieder zu mir herunter um an meinem Kiefer hinunter zu küssen. Dabei konnte ich vorsichtig seinen Kragen beiseite schieben und sah auf eine . Kreisrund. Wie von einer Spritze mit einer sehr großen Nadel. Aber gut. Ich hatte Geheimnisse und offensichtlich hatte er die auch. Also wischte ich die Neugier aus meinen Gedanken und gab ihm was offensichtlich grade wollte.
Victor
„Ich frage ein letztes Mal. Wo hält sich dein Stiefsohn auf?", knurrte die dunkle Stimme, die ich jetzt die letzte Stunde gehört hatte. Erneut fühlte ich das Leder auf meine erhobenen Hände herunter schnellen. „Ich weiß es nicht.", rief ich mit verzweifeltem Unterton. „Muss ich dich daran erinnern, dass wir deinen Sohn haben?", fragte er und ich konnte durch meine blutenden Finger erkennen wie er sich zu mir herunter beugte. „Bitte, er hat damit nichts zutun und ich würde euch alles sagen was ich weiß. Aber ich weiß es einfach nicht.", beteuerte ich und rang erschrocken nach Luft als er mich am Hals packte. „Wir können deinen Sohn töten. Glaub nicht, dass wir davor zurück schrecken. Er ist ein Mensch. Aber ich denke es ist plausibel, dass der Halbbruder eines Verräters verwandelt wurde.", knurrte er und sah mir starr in die Augen. Sie durften ihm nicht weh tun. Nicht meinetwegen.
„Schluss damit. Er weiß es offensichtlich nicht.", unterbrach eine hellere Stimme diese Situation. „Wir können seinen Sohn nicht töten und Victor ist einer unserer besten Männer. Er sagt die Wahrheit.", fügte die Stimme hinzu.
Die Hand an meinem Hals löste sich und ich sank röchelnd zurück an die Wand. Sie hatten es geschluckt. Erleichtert atmete ich tief durch und musste stark damit kämpfen kein Lächeln auf meinen Lippen zu zeigen. „Bring ihn raus. Kurier dich aus und komm dann wieder zur Arbeit.", sagte die helle Stimme, welche ich kurz darauf einer großen, schlanken Frau zu ordnen konnte. Ich nickte ergeben und wurde kurze Zeit später von meinem Peiniger auf die Beine gezogen. „Jacob.", brachte ich es schmerzverzerrt über die Lippen. Doch ich bekam keine Antwort. Der Blonde brachte mich auf den Hof des Labors und gab mir meine Sachen zurück. „Mein Sohn.", murmelte ich leise. „Werde nicht zu gierig.", knurrte mein Gegenüber und verschwand wieder im Gebäude. Sie testeten mich immer noch. Sie wussten, dass ich ihnen nicht untreu werden würde solange sie ihn hatten.
Mit brennenden Füßen ging ich zu meinem Auto und schloss es auf. Dort ließ ich mich auf den Fahrersitz sinken und zog mir mit zittrigen Händen meine Schuhe an. Alleine das brachte mich zum Schnaufen. Zudem verschmierte mein Blut die Schürsenkel und machte es nicht leichter sie zu binden. Als es doch geschafft war schwang ich die Beine in den Wagen und nahm mir einen Moment. Nur kurz um durch zu atmen. Aber ich musste so schnell wie möglich zu Theresa. Ich hatte ihre Söhne in Gefahr gebracht und das sollte sie nicht aus den Nachrichten erfahren.
Sobald ich wieder ruhiger atmete verließ ich den Parkplatz und steuerte das kleine Dorf an in welchem meine Freundin lebte. In dem alles begonnen hatte. In das ich nur wegen der ungelösten Mordfälle gezogen war.
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Vamp Zone 《4》
Fantasy《Abgeschlossen》 Die letzten Jahre haben die Vampire sich in der Unterstadt verschanzt. Die Bedrohung wird immer größer und an Freiheit ist nicht zu denken. Nicht nur dadurch hat Nael zu kämpfen. Der ständige Kontakt zu Moe macht ihm zu schaffen. Un...