98. Ähnlich

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Kenneth

Erneut schaltete sich die Lampe über der Tür an und nahm mir die Sicht. Ich wusste nicht aus welchen Gründen sie angeschaltet wurde. Es passierte nie etwas. Ich wusste nur, dass es in meinen Augen schmerzte und alles andere als ein Tagesrhythmus war. Seufzend kniff ich die Augen zusammen und fühlte sofort wieder die getrockneten Tränen auf meinen Wangen, die dafür sorgten, dass sich meine Haut zusammen zog. Sie juckte und meine Augen brannten von dem Salz, welches von meinen Wimpern rieselte. Meine Handgelenke schmerzten und von den abstoßenden Anhängseln auf meinem Rücken wollte ich gar nicht erst anfangen. Der Schmerz, der anfangs nur in meinem Rücken wütete hatte sich auf meinen Brustkorb ausgebreitet und das atmen machte es noch schlimmer. Leise keuchend rollte ich meine Schultern so weit ich konnte um diesem Schmerz zu entkommen. Erst als sich die Tür öffnete, erstarrte ich und öffnete die Augen.

Das unerträgliche weiß dieses medizinischen Raum stach in meinen Augen aber mein Blick lag nur auf dem Mann, der mir jetzt schon die letzten Tage vor dem inneren Auge erschienen war. Wütend schloss ich die Augen wieder und wendete den Blick ab. Jedoch sah ich erneut wie dieser widerliche Mann Favio in den Armen hielt. Auf seinem Gesicht die blanke Panik. Meinetwegen.

„Weißt du, eigentlich könnte man meinen, wir seien uns ähnlich", vernahm ich seine Stimme. Dunkel, samtig, bedrohlich. Dennoch verstand ich wieso Favio ihm verfallen war. Seine Stimme war wie das Fell eines Panthers und noch dazu attraktiv.

Langsam öffnete ich die Augen wieder und sah zu ihm auf. Verfolgte ihn mit meinem Blick bevor ich leise sagte: „An uns ist nichts ähnlich, du verdammtes Arschloch." Der Schwarzhaarige grinste leichte und trat auf mich zu. „Weißt du, das denke ich auch nicht. Nur weil meine Eltern mich nach dem Teufel benannten, bin ich keiner. Allerdingst bist du eben dieser", erwiderte er und zuckte leicht mit den Schultern. Dann fing er an mich zu umkreisen. „Teufel?", fragte ich leise. „Ist das nicht klar?", sagte er und strich über die schwarzen Schwingen unter denen er sich grade hindurch duckte. Langsam zog ich die Augenbrauen zusammen und erwiderte: „Keine Ahnung wer oder was ich bin. Aber der Teufel bin ich nicht." „Oh ja, natürlich", sagte er gespielt mitleidig und trat wieder vor mich. „Deswegen hatte Favio auch solche Angst vor dir. Ich weiß, dass ihr euch nahe standet. Er hätte mich sicher auf kurz oder lang für dich sitzen lassen. Aber irgendwas hat ihn so sehr verstört, dass du jetzt hier bist", sagte er mit einem leichten Grinsen. Ich hätte ihn so gerne angeschrien und ihm gesagt, dass Favio ihn nicht liebte. Allerdings sah ich in dem Moment erneut wie Favio sich an ihn klammerte. „Du solltest ihn besser behandeln. Sonst lässt er dich wirklich sitzen", murmelte ich und gab mich mit einem bösen Funkeln zufrieden. „Besser?", fragte er lachend. „In welcher Hinsicht?", fügte er etwas ernster hinzu. Ich wollte ihm weh tun. Aber mit gebundenen Händen würde das nichts werden. Obwohl?

„Hat er je angefangen? Hat er sich um deinen Hals geworfen? Dich angefleht ihn zunehmen, ihn zu berühren, zu befriedigen? Hat er dich je angebettelt dich lieben zu dürfen? Ich denke nicht. Denn er beugt sich dir nur. Aber wer hat das alles mit ihm erlebt?", fragte ich herausfordernd. „Denkst du ich könnte ihn nicht befriedigen?", knurrte er und griff in seine Tasche. „Soll ich dir zeigen wie gut ich ihn behandle? Was ich ihm alles gebe?", fügte er hinzu, während er sein Handy entsperrte. Als er gefunden hatte was er suchte sah er wieder auf. „Er ist dir wichtig, richtig?", fragte er und drehte den Bildschirm unter meine Nase. Von schräg oben sah ich in ein blasses Gesicht, komplett überbelichtet vom Kamera Licht. Nur die hellbraunen Wimpern und die blutroten Lippen, an denen die Eichel eines Gliedes lag, zeigten einen Kontrast. Bis die Person die Augen aufschlug und hinauf zur Kamera sah. Blau-grüner Blick. Hellblau und hellgrün. Strahlend im Licht. Umrahmt von den braunen Wimpern. Wie eingebettet, strahlten sie nur um so heller. „Vio", kam es leise über meine Lippen. „Sieht so eine unglückliche Person aus?", wisperte der Mann vor mir bedrohlich und blätterte in der Galerie weiter. Sofort erkannte ich Favios schlanken Körper wie er sich in den schwarzen Lacken wand und leise stöhnte. „Bel", hörte ich ihn heiser sagen. Die zarte Stimme, die ich so gerne hörte war rau und leise. Als würde man ihn würgen. „Er verlangt nach mir. Nicht nach dir, Satan", lachte er und steckte das Handy weg. „Wehe du kommst ihm zu nah. Egal was du ihm gibst. Lass deine verdammten Finger von ihm, du Bastard!", schrie ich und lehnte mich gegen meine Ketten. Zeitgleich schoss ein schrecklicher Schmerz durch meinen gebrochenen Flügel. Zwanghaft unterdrückte ich den Schmerzenslaut. Dennoch stiegen mir Tränen in die Augen. „Er gehört mir. Er ist freiwillig bei mir.", erwiderte Belial und trat wieder zu meinen Flügeln. Grob riss er eine der Federn heraus. Wimmernd kniff ich die Zähne zusammen und fühlte wie ich automatisch versuchte den Flügel zurück zu ziehen. Doch ich bekam nur ein Kettenklirren.

Mittiefen Atemzügen und dem Versuch mich zu beruhigen beobachtete ich wie er mitder Feder zu einem der Tische ging und sie in einem Tuch einschlug. „Er denktdu bist etwas übernatürliches. Er wird nie wieder zu dir zurück kommen. Machdir keine Hoffnungen. Du wirst an diesen Ketten sterben. Dafür werde ichsorgen. Und das ist dafür, dass du meinen Partner beschmutz hast. Allerdingswird er auch dafür leiden, dass er sich beschmutzen lassen hat.", sagte er ohnemich anzusehen und legte die eingeschlagene Feder in ein Fach. „Lass die Fingervon ihm. Er hat das nicht verdient.", sagte ich leise und beobachtete wie der Schwarzhaarigezurück kam. „Und du hälst dich für Gott? Dass du entscheiden kannst, wer wasverdient hat?", fragte er und griff grob an meinen Hals. Keuchend sah ich zuihm auf und fühlte wie mir ziemlich schnell die Luft ausging. „Wehe du tust ihmweh.", hauchte ich atemlos und starrte ihn hasserfüllt an. Doch er grinste nurund schlug mir dann mit der anderen Hand ins Gesicht bevor er mir den Rückenkehrte und den Raum verließ. 

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt