96. Vaterposition

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Eric

Unglaublich müde beobachtete ich, wie Ezra in seinem Essen herum stocherte. Langsam hatte ich den Eindruck, dass er nicht wirklich viel Interesse an menschlichem Essen hatte. Dafür sprach auch das leere Glas vor ihm.

„Hey Kleiner, du musst das schon essen.", hörte ich Shota neben mir sagen, bevor er sich mir gegenüber hinsetzte. „Kein Hunger.", murmelte er und legte das Besteck weg. „Du wirst Mangelerscheinungen haben. Du bist nur zur Hälfte ein Vampir.", erwiderte Shota und band sich die langen Haare zu einem Knoten. Ich seufzte leise und sah dann wieder zu Ezra bevor ich sagte: „Nur ein wenig, okay?" Ezra hob den Blick und murrte: „Damals wolltet ihr, dass ich unbedingt Blut trinke und jetzt nicht mehr oder was?" „Beides. Du sollst beides zu dir nehmen.", warf Shota ein und sah zu Moe auf als auch dieser zu uns stieß. „Aleksis isst nur menschliches Essen.", sagte er mit verschlafener Stimme und stellte sein Glas vor sich ab. „Sein Anteil ist nicht so hoch.", erwiderte Shota und sah besorgt zu mir. Doch ich schüttelte nur unmerklich den Kopf. Ich wollte mich nicht schon am frühen morgen aufregen. Für nichts und wieder nichts.

„Haben wir was neues wegen des Maulwurfes?", fragte Moe und es war ziemlich offensichtlich, dass er versuchte die Konversation am laufen zu halten um nicht selber denken zu müssen. „Er hat mich verraten.", sagte Shota und nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Verraten?", hackte Moe nach und sah verwirrt auf. „Meine Identität.", erwiderte Shota und deutete auf sein Gesicht. Mein Bruder nickte verstehend und sagte dann: „Also er lebt und wir müssen um unser Leben bangen?" Anklagend deutete ich auf Ezra. „Doch nicht vor den Kindern.", knurrte ich. Doch Ezra zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Wäre ja nicht das erste Mal." Shota hob beide Augenbrauen und murmelte: „Also ja Vampirkinder entwickeln sich recht schnell. Aber das..." Ungläubig deutete er auf Ezra. „Ich denke, es ist die Situation.", warf ich ein und legte sanft einen Arm um den zierlichen Körper. Ezra griff wieder nach seinem Besteck und fing langsam an seinen Teller zu leeren.

Shota stützte die Hände auf die Bank auf der er saß und lehnte sich leicht zurück bevor er sagte: „Ich denke immer noch, dass wir schon längst tot während wenn Favio was gesagt hätte. Außerdem ist Victor dort. Er wird nicht zu lassen, dass Favio redet." Moe nickte verstehend und ließ seinen Blick durch die Mensa gleiten.

Überall saßen die Neuankömmlinge. Kaum einer der Vampire hatte es heute morgen hinauf geschafft. Auch schon gestern Abend war es ihnen nicht möglich gewesen etwas Gastfreundschaft zu zeigen. Doch das war nicht was Moes Blick gefangen hielt.

Als ich seinem Blick folgte entdeckte ich Nael und Nicoleen.

„Geht es Nico wieder gut?", fragte ich Shota. Aufgrund ihrer Verwandlung hatte ich mich fenrgehalten um ihre Schmerzen nicht zu verschlimmern. Aber wenn sie jetzt wieder in die Mensa kam. „Ja, sie hat keine Schmerzen mehr. Naels Anwesenheit hat ihr sehr geholfen.", erklärte er und sah ebenso wie ich zu Moe. Doch er sah jetzt nur noch starr auf sein Glas. Vorsichtig legte Shota eine Hand auf seinen Arm und sagte: „Ich finde es auch nicht okay wie Nael mit dir umspringt. Es tut mir leid, dass ich das nicht früher erkannt habe." Moe schnaubte nur und schüttelte die Hand des Omega ab. Sicher hätte Shota noch etwas gesagt, wenn nicht in diesem Moment Atayo sich zu uns gesetzt hätte. „Entschuldigung für den Überfall. Wir hatten bis grade eine Besprechung wegen der Wölfe. Nach Vanja sollte er in wenigen Tagen hier sein. Bis dahin müssen wir wenigstens ein paar Unterkünfte aufbauen. Wir brauchen alle die helfen können. Kann ich mir Lev und Sanji...", setzte er an doch Shota unterbrach ihn. „Ich werde mit Sanji mich um die Kranken kümmern. Du bekommst Aleksis, Lev und Eric.", sagte er und zog so den Blick seines Sohnes auf sich. Atayo hob eine Augenbraue und erwiderte: „Meinst du Sanji ist nicht stark genug. Oder wie darf ich das deuten?" Shota sah ihn schweigend an und atmete tief durch. „Oder meinst du ich würde ihn zum Arbeiten zwingen um ihn leiden zu sehen?", knurrte Atayo und drehte sich jetzt gänzlich zu seinem Vater. „Nein, Aito. Ich weiß, dass du Sanji liebst, du würdest ihm nichts antun. Aber ich will ihn nicht dort oben sehen. Bei deinem Trupp.", versuchte Shota zu erklären. Atayo schnaubte und erwiderte: „Sanji hat keine Wirkung..." „Er bleibt ein Omega. Gib dich mit Eric, Aleksis und Lev zufrieden.", unterbrach Shota ihn und funkelte ihn warnend an. Bevor die Situation eskalieren konnte legte ich eine Hand auf Atayos Unterarm und sagte: „Ich kann eh nicht viel auf der Krankenstation tun. Du weißt, dass die meisten mich meiden. Ich werden nach Lev und Aleksis suchen und zu euch stoßen. Außerdem hatte dein Bruder die Nachtschicht. Ihn jetzt dort oben über das heiße Feld zu treiben könnte ihn zu sehr belasten. Lass ihn ausschlafen und eurem Vater helfen."

Atayo schnaubte nur und erhob sich mit einem Ruck. Dann nickte er und verschwand.

„Danke.", hörte ich Shota sagen. „Es wird schlimmer, oder?", fragte ich einfühlsam und beobachtete wie Shota sein Glass auf dem Tisch drehte. „Ich glaube, es war schon immer so schlimm. Nur jeder meiner Versuche lässt ihn weniger versuchen es zu verstecken. Ich werde für immer der schreckliche Vater sein, der seine Kinder zurück gelassen hat. Mit einer tottraurigen Mutter und einem Omega Bruder.", murmelte er und atmete tief durch. „Ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Ich wäre auch sauer auf mich.", fügte er hinzu und lächelte schwer. „Er ist nicht sauer. Er braucht dich nur nicht.", vernahm ich Ezras helle Stimme. Im selben Moment schob er seinen leeren Teller von sich. Verwirrt musterte ich ihn und fragte: „Wie kommst du darauf?" Ezra zuckte mit den schmalen Schultern und erwiderte: „Ich kenne meinen Vater nicht. Aber ich habe gelernt ohne ihn zu leben. Ich brauchte ihn nicht. Wahrscheinlich wäre ich auch sauer wenn er kommen würde und versuchen würde mein Vater zu sein." Im Augenwinkel sah ich wie Shota nickte und hörte ihn sagen: „Das verstehe ich. Ich versuche auch gar nicht etwas nachzuholen, denn ich weiß, dass er ohne mich klar kommt." Doch durch meinen Kopf schwirrte nur ein Gedanke. Würde Azrael auch so denken? Vielleicht gab er mir sogar die Schuld an seinem Leid. Ich war doch der Grund wieso sie ihn positiv testen konnten. Wieso er in ihren Radar gerutscht war. 

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt