46. Party

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Ranga

Sanji wollte noch einen Moment alleine haben. Es schien ihn wirklich sehr zu belasten, dass es wieder gekommen war. Das sein menschliches Ich einfach nicht verschwand. Yamas Keuchen riss mich aus meinen Gedanken. „Hier wird wohl der perfekte Ort sein, oder meinst du die meisten haben keine Lust?", fragte er und stemmte die Hände in die Hüfte. Ich zuckte mit den Schultern und sah hoch zu den Lautsprechern, die Yama schon vor einer Weile aufgehängt hatte. Allerdings hatte Cirah ihm bisher immer verboten sie zu nutzen, da die Lüftung zu nah war und sie Angst hatte es würde nach draußen dringen. Jetzt allerdings hatte Chaz sie gedämpft, so dass zwar Luft hereinkam aber der Klang nicht über die ganze Lichtung schallen sollte. „Also ich denke schon, dass einige das Bedürfnis haben sich abzulenken.", erwiderte ich und zog eine der Flaschen aus dem Wagen mit dem Yama sie geholt hatte. „Du bist der Bar Typ.", erwiderte Yama und sah zu der Anrichte, die ich hergerichtet hatte aus ein paar alten Paletten. „Du hast doch ebenso in einer Bar gearbeitet.", erwiderte ich. Yama schüttelte grinsend den Kopf. „Nein, nur in einer Disco. Außerdem hatte ich mit Alkohol nicht so viel am Hut. Ich wusste nicht, dass wir es vertragen. War nur für die Musik, Technik und Licht zuständig.", erwiderte er und deutete hinter sich auf die Kisten mit der Anlage. Es war erstaunlich wie viel er aus dieser verfallenen Stadt schon gefischt hatte und dazu auch noch reparieren konnte. Chaz war natürlich das Ober Brain aber Yama führte seine Aufträge mit einer solchen Verständlichkeit aus.

„Hilfst du mir?", fragte Yama. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er zu den Technikkisten gegangen war. Also folgte ich ihm schnell.

Es war nicht nur eine Anlage.

In den Kisten lagen Lichter plus Mischpult für sowohl Musik als auch Licht. „Das ist nicht alles von hier. Der Club oder Bar oder was es war, hat sehr wohl was abbekommen. Aber er liegt sehr abgelegen vom Feuerherd. Deswegen war einiges noch intakt und ich musste nur ein paar Kabel wieder richten. Beziehungsweise die Lampen waren auch gesprungen. Aber nichts was man nicht ersetzen könnte.", erklärte er als er meinen überraschten Blick sah.

Dann gab er mir Anweisungen wo was hin sollte.

Es dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit bis wir die Halle in eine Disco verwandelt hatten. Zwischendurch tauchten Kenneth und Favio von oben auf. Als Kenneth erkannte was wir taten war er sofort Feuer und Flamme und verpflichtete Favio mit ihm die restlichen Flaschen zu holen.

„Haben ich das grade richtig gesehen?", fragte Yama von der Leiter herunter. „Was denn?", fragte ich und richtete die Bar hinter der Anrichte her. „Ach nichts. Dann war es sicher nichts. Du hast den Gay- Radar.", erwiderte er und wendete sich wieder der Lampe zu, welche als letztes angebracht werden musste. Er hatte sie alle an dem Gerüst an der Decke aufhängen können, was die ehemalige Lagerhalle zum perfekten Platz machte.

Unzufrieden sah ich zurück auf die Bar. Wir hatten kein Wasser um Gläser auszuspülen und da die Gläser sicher nicht reichen würden...

„Da hinten ist ein Wasseranschluss.", sagte Yama als er neben mich trat und meine Unzufriedenheit sah. „Ich kann schauen ob ich einen Schlauch organisiert bekomme.", sagte er und verschwand. Gut, wenn er diesen finde würde sollte alles gut sein.

„Was wird das?", hörte ich die Stimme meines Bruders fragen. Er stand in dem Durchgang zum Krankenabteil. „Was ist denn mit dir passiert?", warf ich schockiert zurück. Ich sprang von der Anhöhe und ging auf ihn zu. „Mit mir?", fragte er neben sich. „Wow, hast du was genommen?", fragte ich belustigt und strich seicht seine Haare zurück, die ihm unordentlich auf dem Kopf lagen, was im Übrigen mehr als ungewöhnlich für ihn war. Aber was mich viel mehr überraschte, war das offene Hemd. „Hast du wieder in deinem Büro geschlafen?", fragte ich lachen und knöpfte sein Hemd wieder zu. Jedoch als ich seinen Kragen richtete hielt ich inne. „Eric.", kam es langsam über meine Lippen. Ungläubig strich ich über die geröteten Stellen an seinem Hals. „Wer war das?", fragte ich und sah ihn ernst an. „Chrissy.", erwiderte er und schien langsam wieder klarer zu werden. Fassungslos schnaubte ich und nahm die Kette um seinen Hals in die Hand. „Du trägst Mutters Ring, den du Lydia gegeben hast, mit der du ein Kind hast aber dennoch lässt du dich von einer anderen flachlegen?", knurrte ich vorwürfig. „Ranga, ich denke, das geht dich nichts an.", erwiderte er und nahm mir den Ring aus der Hand. „Du hast sie geliebt!", rief ich als er versuchte an mir vorbei zu kommen. „Ich habe, richtig.", fauchte er und fuhr doch noch einmal zu mir herum. „Doch sie ist nicht hier und ich werde sie nie wieder sehen. Willst du das ich mein Leben deswegen alleine bin? Es tut mir leid dich zu enttäuschen, kleiner Bruder. Aber so funktioniert das Leben nicht. Niemand wird ewig an deiner Seite sein.", rief er und ich sah wie seine Augen das selten gesehene Gelb annahmen. „Wie kannst du sie einfach so aufgeben?", fragte ich betroffen. Wenn ich mir vorstellen müsste, dass ich Sanji aufgegeben hätte... oder er mich. „Was wenn Lydia an dir festhält? Fändest du das fair? Sie hat dich geliebt. Sie hat dich akzeptiert wie du bist. Sie wäre hier nicht Wochen lang in ihrem Zimmer geblieben, weil ihr Vampire solche Angst machen. Sie hätte angepackt und geholfen.", führte ich aus. „Aber sie ist nicht hier, Ranga. Sie ist ziemlich sicher tot. Weil ich sie nicht mit mir genommen habe. Weil ich dumm genug war zu glauben, sie wäre sicher. Dabei habe ich dieses Kind, was einer Bombe gleicht bei ihr gelassen!", rief er. Ich schnaubte freudlos und erwiderte: „Du wirst deine Schuldgefühle nicht loswerden, wenn du jemand anderen flachlegst. Sie werden schlimmer werden." „Ah genau, weil du ja auch in die Zukunft sehen kannst.", fauchte er und drehte sich mit Schwung herum bevor er mit hallenden Schritten den Saal verließ.

Was zum Teufel? Ich hatte die letzten Jahre geglaubt Jon hätte es am schlimmsten getroffen und hatte ihm deswegen so viel Freiraum eingeräumt aber es war Eric. Er gab sich auf. Er gab sich die Schuld an allem und er ertrank in dieser Schuld. Doch genau wie Moe würde er nicht über seinen Stolz springen und nach einer rettenden Hand greifen. Niemals. Meine Familie brach. Genau wie Moe es gesagt hatte. Wir würden anfangen eigene Leben zu führen. Er hatte es gewusst. Schon damals als ich ihn wegen meines Ranges gefragt hatte. Aber ich konnte das nicht. Ich brauchte meine Brüder. So wie sie waren. Wie wir waren.

„Ranga."

Neben mir sah ich auf in diese hellroten Augen. „Ich hab euch streiten hören. Ich dachte... Gib ihm Zeit. Er wird zurückfinden.", sagte Sanjis Vater sanft und wenig später fühlte ich seine Hand auf meinem Arm. „Was verstehst du schon davon.", knurrte ich und schüttelte seine Hand ab. „Ich kenne euren Vater und Eric kommt sehr nach ihm.", erwiderte er ernst. „Unser Vater...", setzte ich an doch Shota brachte mich mit einem einzelnen Blick zum Schweigen. Diese Augen. Voll Wissen, dass ich nie haben könnte. Denn ich erinnerte mich nicht an die Zeit in der mein Vater noch bei uns war. Ich war zu jung.

Favio

„Was tust du?", fragte ich unsicher als ich den Atem meines Freundes auf meinem Hals spürte. Seine Hände schlangen sich um meine Taille und drückten meinen Rücken gegen seine Brust. „Bitte Fa.", hauchte er und zog mich sanft rückwärts in die Abstellkammer. „Wir dürfen das nicht.", erwiderte ich nervös als er mich herumdrehte und gegen die Tür drückte. „Seit wann interessiert dich was man darf? Fa, wenn ich dich noch einen Tag länger beobachten muss ohne dich spüren zu dürfen.", keuchte er und fuhr sanft unter mein Shirt. „Du bist so verdammt heiß.", flüsterte er und biss sanft in mein Ohrläppchen. „Belial.", hauchte ich zitternd und konzentrierte mich auf seine Berührungen. Er ließ mich erschaudern. „Bel.", sagte ich leise und beobachtete wie er den Kopf hob um mich anzusehen. Nervös lächelnd musterte ich sein Gesicht. Diese dunklen Augen unter den schwarzen Haaren und der leichte Bart, der mir noch lange fehlte. „Was... was hast du vor?", fragte ich zitternd. „Lass dich einfach fallen. Vertrau mir. Du wirst dich gut fühlen.", versprach er mir und beugte seinen Kopf wieder zu meinem Hals. Sanft fing er an, meine Haut zu küssen und entlockte mir damit ein erschrockenes Keuchen. „Bel.", entkam es mir wieder und ich klammerte mich verspannt an seine Kleidung. „Beruhig dich Kleiner.", flüstert er bevor er wieder anfing mich zu küssen. Seine Lippen wanderten über meinen Kiefer zu meinem Mundwinkel bevor er sanft seine auf meine legte und dabei fest einen Arm um meinen Oberkörper schlang. „Bel.", winselte ich gegen seine Lippen. „Wir können nicht...", setzte ich erneut an als er sich deswegen löste. „Wir können.", erwiderte er bevor ich aussprechen konnte.

Es war verboten. Solch ein Kontakt zwischen Jungen. Männern ganz zu schweigen.

„Favio, du sagtest, dass du es wissen willst. Wie es ist. Und ob du so fühlst.", hauchte Belial und strich sanft meine Haare zurück. „Und ich brauche diesen Kontakt.", fügte er leise hinzu.

„Favio!"

Erschrocken stieß ich Belial von mir weg und riss die Tür hinter mir auf. „Was tust du... tut ihr da?", fragte meine Mutter stockend und musterte Belial. „Ich hatte meine Kette verloren. Er hat sie mir suchen geholfen.", erklärte ich nervös und zog Bel aus der Kammer. „Verloren.", echote meine Mutter und hob eine Augenbraue. Dann schüttelte sie enttäuscht den Kopf und stützte sich auf dem Schreibtisch in der Mitte des Raumes ab. „Ich will das nie wieder sehen.", sagte sie dunkel und rollte seufzend mit den Augen. Dann schien sie das Thema aber beiseite zu schieben und sagte: „Welche Aufgabe wirst du übernehmen. Hast du dich endlich entschieden?" Unsicher sah ich kurz zu Bel und murmelte dann: „Vater wird wollen, dass ich... seinem Beispiel folge." Meine Mutter schnaubte und erwiderte: „Du bist zu schmächtig um Vampire zu jagen." Ich nickte verstehend und versuchte mir nicht anmerken zu lassen wie sehr mich das freute. „Ich...", setzte ich unsicher an. „Komm in die Forschung.", unterbrach Belial mich. Im Augenwinkel sah ich wie meine Mutter überrascht die Augenbrauen hob. Jedoch konzentrierte ich mich nur auf Bels Lächeln. „Du verbringst so viel Zeit hier in der Bibliothek. Ich denke wir können alle von dir lernen.", sagte er und sah dann zu meiner Mutter. Also tat ich es ihm gleich. „Wenn du meinst.", sagte sie und zuckte mit den Schultern. 

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt