45. Der Teufel

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Sanji

Würgend stürzte ich in unser Bad und übergab meinen Mageninhalt. Warum jetzt? Ich hatte die Hoffnung es würde verschwinden. Es war jetzt schon mehrere Wochen seitdem letzten Mal her und dennoch saß ich weiter hier. Mit Tränen in den Augen gab ich dem nächsten Schwall nach und klammerte ich an den Rand der Schüssel. Warum? Schluchzend setzte ich mich auf den Boden und legte den Kopf in den Nacken. Ich war mir sicher, dass nicht mehr allzu viel in meinem Magen sei.

Im Schlafzimmer hörte ich die Tür aufgehen. „Sanji?", hörte ich Ran fragen. Kurz verstummte er. Dann näherten sich seine Schritte. Auch die Badezimmertür öffnete sich und er sah besorgt auf mich herab. „Sanji, wenn es dich so sehr belastet...", setzte er an. Schien doch dann das wirkliche Problem zu erkennen. „Es hat wieder angefangen?", fragte er und ich nickte leicht. Sofort ließ er sich neben mir auf den Boden sinken und zog mich in seine Arme. Ich konnte nicht mehr an mich halten und ließ einfach alles raus. Und Ranga saß nur da, streichelte meinen Kopf und gab mir eine Schulter zum Ausheulen. Erst als ich mich langsam beruhigte sagte er leise: „Eric wird einen Weg finden dir zu helfen." Schniefend schüttelte ich den Kopf und erwiderte: „So funktioniert Biologie nicht." Ran seufzte und küsste meine Stirn. „Magst du dich abschießen? Yama hat mir grade gesagt, dass sie den Keller einer Bar gefunden haben. Sie war verschüttet. Doch jetzt wurde sie frei gelegt und ich würde sagen, wenn da was Brennendes reingefallen wäre, wäre diese Lichtung ein einziger Krater.", erzählte er. „Auch so funktioniert Physik nicht.", sagte ich leise. Ran lachte auf und schlag seinen Arm etwas fester um mich. „Ich werde es auch nicht lernen. Aber im Klartext: Da war sehr viel Hochprozentiges. Was im übrigen auch Vampire vertragen.", sagte er und küsste sanft meine Schläfe, dann wieder meine Stirn und hob dann meinen Kopf an. „Du willst hier alle betrunken machen?", fragte ich mit glasigen Augen. „Ich werde meinem Beruf nach gehen. Ob dabei Leute betrunken werden liegt nicht in meiner Verantwortung.", sagte er schmunzelnd und sah auf meine Lippen. „Eigentlich würde ich dich gerne küssen.", fügte er hinzu, sah dann aber wieder in meine Augen. „Später.", erwiderte ich mit einem aufgesetzten Lächeln und kuschelte mich an seine Brust.

„Ich habe überreagiert.", sagte ich nach einer Weile leise. „Du solltest jedes Blut trinken, dass du willst und wenn du mit Lev klar kommst... dann ist das für mich okay. Ich weiß nur nicht was ich schlimmer fände. Dass ihr durchgängig Streit habt oder euch vielleicht irgendwann besser versteht als wir.", erklärte ich und sah zu ihm auf. Ranga nickte verstehend und sagte dann: „Sanji, ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern. Nie. In der Bar habe ich doch auch versucht mit anderen etwas anzufangen und dennoch bin ich immer wieder zurück zu dir gekommen. Du weißt, dass ich ein offener Typ bin. Körperkontakt ist für mich nicht immer was Besonderes und solange nur du dieses Gefühl in mir auslöst... Ich liebe dich, Ji.", hauchte er und schien sich jetzt doch zu entscheiden, dass die Magensäure ihm egal war. Denn er legte verlangend seine Lippen auf meine und griff bestimmt in meinen Nacken. Seufzend erwiderte ich und klammerte mich an seine Brust. Ließ meine Lippen den Bewegungen seiner folgen.

Er liebte mich und das wusste ich, schon so lange und dennoch zweifelte ich noch an ihm. Ohne Grund. Warum sollte er mich mit Lev betrügen?

Sanft löste er sich von mir und lehnte seine Stirn gegen meine. „Ich liebe dich auch.", hauchte ich leise und sah starr in seine grünen Augen. Sofort breitete sich sein Lächeln auch auf diese aus. Dann hob er ruckartig den Kopf. „Wir werden übrigens schon wieder Onkel.", rief er und ich konnte nicht anders als zu lachen. Es war bemerkenswert wie schnell er die Themen ändern konnte. „Risa?", vermutete ich. Wer auch sonst. Ran nickte. Er liebte seine Nichte und wahrscheinlich auch jedes andere Kind, das Jon in die Welt setzten würde. Schon bei Mayas Geburt hatte ich mich schlecht gefühlt, dass ich ihm das nicht geben konnte, weil ich sah wie sehr dieses kleine Wesen ihn in den Bann zog. Allerdings hatten Risa und Jon darauf bestanden, dass Maya mehr oder weniger ohne großen Familienbezüge groß wurde. Damals war die Gefahr ja auch noch groß, dass einer von uns abhandenkommen oder auch sterben könnte. So hatten sie versucht sie vor Schicksalsschlägen zu schützen.

Vamp Zone 《4》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt