9. Katharina

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Mein Herz pochte laut gegen meine Rippen, als ich das ‚Grün und Weiß' am nächsten Tag betrat. Die Sonne stand hoch am Himmel, der sanfte Wind kühlte die Luft auf eine angenehme Temperatur herunter, doch das gute Wetter konnte mich nicht davon abhalten, den Nachmittag im Inneren des Cafés zu verbringen. Herold liebte mein Buch und ich konnte es kaum erwarten, weiter daran zu arbeiten.

Voller Vorfreude suchte ich den Raum nach einem interessanten Gesprächspartner ab und noch bevor ich meinen Erdbeermilchshake bezahlt hatte, war mein Blick auf einer schlanken braunhaarigen Frau gelandet, die lächelnd an einem der Rundtische saß, den Blick auf die Straße gerichtet. Sie strahlte förmlich vor Freude, ihre grünen Augen funkelten voller Leben. Je länger ich sie aus einigen Metern Entfernung musterte, desto neugieriger wurde ich, was sie mir zu erzählen hatte.

Unsere Blicke kreuzten sich und ich schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln, bevor ich an ihren Platz trat.

„Darf ich mich zu dir setzen?"

Sie legte ihren geflochtenen Zopf über ihre rechte Schulter und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber.

„Mein Name ist Lizzy Thelen. Ich bin Bestsellerautorin, du hast also sicher schon von mir gehört."

Die junge Frau schüttelte den Kopf. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Sie war bereits die fünfte Interviewpartnerin, die mir diese Antwort gab, auch wenn Van mich angelogen hatte. Beschämt beschloss ich, mich in Zukunft anders auszudrücken und mir selbst peinliche Sekunden zu ersparen.

„Ich bin Katie, schön, dich kennenzulernen."

Noch immer hatte sie das gleiche fröhliche Funkeln in den Augen, ihr Lächeln war ansteckend. Neugierig lehnte ich mich ein wenig in ihre Richtung.

„Mir ist aufgefallen, wie glücklich du aussiehst. Darf ich dich fragen, weshalb?"

Zwei Grübchen erschienen auf Katies Wangen, sie stützte ihr Kinn auf ihren Händen ab.

„Ist das so offensichtlich?"

Sie lachte, ohne eine Antwort abzuwarten. Genießerisch hatte sie die Augen geschlossen und schien einen Moment lang so vertieft in ihre Gedanken zu sein, dass ich sie nur zufrieden musterte. Ihre gute Laune erhellte meinen Tag noch mehr, als es die Sonne am wolkenlosen Himmel bereits tat. Sie war so positiv gestimmt, dass ihr bloßer Anblick zum Frohsein einlud.

„Ich begreife nur immer wieder, dass ich wahrscheinlich das glücklichste Mädchen auf der Welt bin."

Gespannt hob ich eine Augenbraue, Katie kicherte noch immer ausgelassen. Mit Herolds Worten im Hinterkopf, den Namen meiner Interviewpartner zu verändern, lauschte ich ihrer Geschichte.

Laute Musik drang aus Katharinas Kopfhörern direkt in ihre Ohren. Sie hasste es, zur Schule zu laufen, vor allem, wenn es kalt war und regnete. Ausgerechnet heute hatte sie ihren Regenschirm zuhause an der Garderobe vergessen und war bis auf die Knochen durchnässt, als sie das Einkaufszentrum erreichte.

Sie lief geradewegs zum Kaffeeautomaten, um sich einen Kakao zu kaufen, wie sie es jeden Morgen tat. Es war Teil ihrer Routine, das Getränk stimmte sie glücklich, wenn sie es am meisten brauchte. Der Geruch der heißen Schokolade brachte sie zum Lächeln.

Während sie einen Deckel auf ihren Becher drückte, drehte sie sich herum und starrte direkt in zwei grüne Augen.

Ein Junge mit einem süßen Gesicht, das jedem Hundewelpen Konkurrenz machte, stand genau hinter ihr. Er grinste und kaufte sich einen Kaffee, aber Katharina konnte ihn nicht länger beobachten und trat hinaus in den Regen.

Ihr bester Freund wartete bereits am Schultor auf sie.

„Guten Morgen!", begrüßte er sie.

Grün Weiß - Unreife & LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt