17. Theater

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Mit einer Tüte Chips neben mir machte ich es mir am Abend auf dem Sofa bequem. Mein Laptop stand aufgeklappt auf meinem Schoß, im Hintergrund lief eine Realityshow im Fernsehen, von der ich noch nie etwas gehört hatte.

Ich wischte meine fettigen Finger an meiner Jogginghose ab, um Idas Geschichte abzutippen. Die Worte flossen beinahe aus meinen Fingern, mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich eine lockere Erzählung in meinem Buch vermisst hatte.

Mein vibrierendes Handy unterbrach mich inmitten des Satzes, der Bildschirm leuchtete im Dunkel des Wohnzimmers auf.

Ich hatte die Vorhänge zugezogen, um den Lärm des abendlichen Verkehrs auszublenden, seitdem waren zwei Stunden vergangen, ohne dass ich es bemerkt hatte.

Eine Nachricht von Van erschien auf dem Display des Handys.

„Ich hole dich in zwanzig Minuten ab. Wir gehen ins Theater."

Mit gerunzelter Stirn überflog ich die Worte erneut, ich konnte nicht glauben, was ich las. Aber sie waren real, jeder der schwarzen Buchstaben hob sich unübersehbar vom weißen Untergrund ab. Trotz meiner Verwirrung konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz aufgeregt in meiner Brust hämmerte. Meine Mundwinkel schossen in die Höhe.

Dann traf mich die Realität mit der Faust ins Gesicht.

Van würde in weniger als zwanzig Minuten hier sein und ich war noch nicht einmal angezogen, sondern hatte Krümel im Gesicht und roch nach Fett.

Ich sprang so schnell auf, dass die Fernbedienung auf dem Boden landete und den Fernseher von allein ausschaltete. Ohne meinen Laptop zuzuklappen, stürmte ich in mein Zimmer und riss den Kleiderschrank auf.

Eine Wand weißer Blusen leuchtete mir entgegen, dazwischen hingen vereinzelt helle Sommerkleider. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über die dünnen Stoffe, ein Oberteil glich dem anderen. Zögerlich griff ich nach einem schienbeinlangen Kleid, das so weiß war, wie jede meiner Blusen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, es jemals getragen zu haben, aber es war zu spät, um sich länger Gedanken über ein Outfit zu machen.

In Rekordzeit frischte ich mein Makeup auf, kämmte meine Haare, bis sie glatt über meine Schultern fielen, schnappte mir eine Jeansjacke und meine Handtasche, gerade rechtzeitig, als Van vor dem Haus vorfuhr.

Im Gegensatz zu mir hatte Van sich für eine schwarze Anzughose, Pullover und Blazer entschieden und verschmolz darin beinahe mit seinem dunklen SUV.

Seit unserer letzten gemeinsamen Fahrt waren neue Kratzer zu den bestehenden im glänzenden Lack hinzugekommen.

„Du siehst gar nicht schlecht aus."

Ich wusste nicht, ob ich Vans Begrüßung als Kompliment auffassen sollte, also zuckte ich einfach die Schultern.

„Tja, das kann ich nur zurückgeben."

Mit der flachen Hand fuhr Van sich durch seine honigbraunen Haare. Ihm war die Situation offensichtlich genauso unangenehm wie mir. Es fühlte sich falsch an, mit ihm ins Theater zu gehen, aber ich hatte nichts dagegen einzuwenden, Zeit mit ihm zu verbringen.

Van öffnete die Beifahrertür, deren Quietschen verschwunden war.

Im Wageninneren dagegen hatte sich nichts verändert, noch immer lag würziger Tabakgeruch in der Luft, der Fußball baumelte fröhlich am Rückspiegel.

Als Van auf dem Fahrersitz Platz nahm, stieg mir der bittere Geruch von Tabak in die Nase. Scheinbar hatte bis vor wenigen Augenblicken eine Zigarette zwischen seinen Lippen gesteckt. Der Qualm brannte in meinen Augen und ich versuchte, flacher zu atmen, um meine Lunge nicht auch zu vergiften.

Grün Weiß - Unreife & LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt