Kapitel 31

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Sicht Stacy:

In mir herrscht ein gewaltiges Gefühlschaos. Ein sehr verwirrendes Cocktail aus Trauer, Wut, Kummer, Angst, Unsicherheit und Liebe.

Bedingungsloser Liebe.

Liebe, die ich für Mike empfinde und der es nun weiß.

Doch habe ich immer noch eine so große und unbändige Angst, dass er nicht das Gleiche fühlt wie ich für ihn. Mich frisst es auf, nicht zu wissen, was er fühlt oder ob er eigentlich dasselbe fühlt.

Die Tür nun zu, wende ich mich von der ab und lehne mich dagegen. Mike steht seitlich direkt vor mir und wartet, dass ich was sage oder was tue. Doch was genau soll ich tun? Ich weiß einfach gar nichts. Meine Gefühle spielen durcheinander, ich weiß nicht, was ich zuerst fühlen soll und wie ich damit zurechtkommen soll. Angefangen mit Mike. Nun, da er weiß, dass ich ihn liebe und ihn immer lieben werde, weiß ich nicht, wie ich jetzt weitermachen soll. Also, so wie Früher wird es nicht mehr. Aber das hat schon lange damit aufgehört, seit wir beide uns geküsst haben. Und als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.

Mike ist ein wirklich toller Kerl, in den man sich leicht verlieben kann. Aber er hat diesen Image, ein wahrhafter Frauenmagnet zu sein, daher weiß ich nicht, ob das gut ausgehen würde.

"Nun ja", fängt er an und schiebt die Hände in seine Hosentaschen, "Das war doch ganz interessant."

"Inwiefern?", will ich wissen und schaue auf. Er sieht so umwerfend aus, seine Muskeln, sein Gesicht, einfach alles an ihm ist einfach umwerfend.

"Dein Vater, er mag mich." Er grinst ein wenig. "Was deine Mutter angeht ... nun ja, sie ist", er überlegt einige Sekunden lang, "sehr speziell."

"Du meinst ein Drache?"

"Genau", kichert er leise und bringt mich ebenfalls zum lachen. Das tut gut und befreit mich von meiner schlechten Stimmung und von den schlechten Gedanken, die mich noch gefangen genommen haben.

"Ich bin ehrlich gesagt froh, dass mein Vater sich dazu entschlossen hat, sich von ihr scheiden zu lassen." Dass ich das zugebe, scheint Mike ein wenig zu erstaunen. "Schon lange habe ich das Gefühl gehabt, dass die beiden nicht mehr miteinander gut klarkommen. Allein schon, weil meine Mutter immer alles zu bestimmen glaubt."

Mike nickt mir zustimmend. "Ich habe auch mitbekommen, wie sie mit euch beiden umgeht. Das ist keine Ehe mehr. Das ist keine Liebe mehr."

Ihm Recht gebend nicke ich. Meine Füße tragen mich ins Wohnzimmer, wo ich mich aufs Sofa hinsetze und nach meiner Tasse greife. Daraus trinke ich aber nicht, sondern beobachte nur, wie das schimmernde, dunkle Grün in der Tasse so vor sich hin tanzt und Wellen schlägt. Mir geht vieles durch den Kopf. Doch am lautesten schreit der Satz, den ich meine Mutter an den Kopf geworfen habe. Dass ich Mike liebe.

"Fehlt dir was, Stacy?", höre ich ihn fragen und das Sofa bewegt sich, als er sich zu mir hinsetzt. Abwartend sieht er mich an. "Irgendwas hast du. Das sehe ich dir an. Bitte sag mir, was los ist?"

Ich meide es, ihn in die Augen zu sehen, stattdessen schaue ich weiter auf meiner Tasse, dessen Wärme so langsam nachlässt, weil der Tee kalt wird. Schnell trinke ich ein Schluck und stelle sie wieder auf den Tisch hin.

"Bitte."

Nun schaue ich zu ihn auf. Der Bartschatten sieht so toll aus auf sein Gesicht, es passt zu seinem kantigen Gesichtszüge und in seinen schönen dunklen Augen sehe ich Sorge und Neugier.

Lange schweigen kann ich nicht mehr, ich atme tief durch die Nase ein, seufze leise aus und fange an. "Mike, du hast ja gesehen, wie es bei meiner Familie ausgesehen hat und was so alles gesagt wurde. Und was ich gesagt habe." Bei dem letzten Satz werde ich leise. 

Desire in the FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt