02| Glitzernde Verkleidungen

18 6 0
                                    

Matt hatte uns ganz hinten zwischen zwei abgelegenen und nur halb befüllten Regalen abgesetzt. Ich runzelte kurz die Stirn. War das nicht trotzdem riskant gewesen?

„Sonst bist du doch immer so vorsichtig?" Ich warf ihm im Gehen einen fragenden Seitenblick zu.

„Die letzten Male, wo wir hier waren, ist mir aufgefallen, wie leer die Ecke hier hinten im Gegensatz zum Rest ist. Und das Karma war es doch wert, oder nicht?" Er zwinkerte.

Schmunzelnd lief ich schnurstracks auf einen Korb voller Haralds zu und angelte mir eine der Lampen. „Ich taufe dich feierlich Harald, den Sechsten!" Triumphierend hielt ich die billige Schreibtischlampe in die Höhe und drehte mich zu meinen Brüdern um. „Gut. Jetzt, wo das geklärt ist, lasst uns einen Wagen für die Platte holen."

Eine dreiviertel Stunde später schaute ich Jerry hinterher, wie er fluchend durch den Flur zu den Toiletten rannte. Zu Ikea-Essen konnte man sagen, was man wollte, aber die Soßen vertrug von uns Fünfen niemand gut. Ein erschrockener Aufschrei war zu vernehmen, kurz nachdem Jerry hinter der Tür der Herrentoiletten verschwand.

Fürsorglich hielt ich Harald, den Sechsten, in meinen Armen und ließ mich von Briley Richtung Aufzug schieben. „Wir gehen schonmal vor." Grinsend winkte ich Matt, der kopfschüttelnd auf Jerry und Toby wartete, und lehnte mich im Schneidersitz gegen eine der Stangen des Einkaufswagens, an denen die Griffe zum Schieben befestigt waren.

Wie dumm die Leute uns anstarrten, war mir dabei egal.

Als einer von Fünfen, war ich das mittlerweile gewohnt. Jedes Mal, wenn wir zusammen unterwegs waren, erhielten wir die Aufmerksamkeit der Passanten.

Gut, das mochte einerseits daran liegen, dass wir identische Fünflinge waren, es könnte aber auch einfach daran liegen, dass Jerry und Toby immer besonders laut waren.

„Du, Briley, wo fahren wir jetzt eigentlich hin?" Nachdenklich legte ich den Kopf schief und schaute der Rolltreppe neben dem Fahrstuhl zu, wie sie uns immer näherkam, oder eher wir eine Etage nach unten fuhren.

„Den Wagen wegbringen. Matt und die beiden Truthähne müssten auch gleich nachkommen."

„Was für Truthahn? Ist das nicht noch viel zu hoch, das Niveau?" Grinsend legte ich meinen Kopf in den Nacken und schaute meinen Bruder an.

Lachend schüttelte dieser den Kopf. „Ja, du hast recht. Hund und Maus passt doch besser, zu unserer Version von Tom und Jerry, was?"

............

„Ach scheiße, ey!" Fluchend atmete Jerry tief durch und schien eine Träne zurückzuhalten.

„Genau deswegen, solltet ihr die Scherben beseitigen." Kopfschüttelnd pikste Briley den Mittleren erneut mit einer Nadel in die Fingerkuppe und versuchte den kleinen Glassplitter zu entfernen.

„Mensch Bri, kannst du nicht einfach deine Telekinese benutzen?", jammerte der Vierbeiner und zuckte zusammen, als Briley erneut mit der Nadel ansetzte.

„Nein, weil noch immer deine Haut dazwischen ist", antwortete der Ältere trocken und pikste den japsenden Jerred erneut.

Amüsiert verschränkte ich die Arme und lehnte mich an die Kücheninsel.
„Tchja, Pech gehabt, würd ich mal sagen." Finster schaute Jerred mich an, woraufhin ich ihm nur die Zunge rausstreckte.

„So jetzt ist er raus." Briley präsentiere den spitzen Glassplitter triumphierend auf seiner ausgestreckten Handfläche.

„Aua", entfuhr es Toby, als sein Blick auf Jerrys leicht blutende Fingerkuppe fiel. Nachdenklich betrachtete ich den Vampir neben mir, der sich von dem Blut abwand und zum Kühlschrank ging um sich an seinem Konservenvorrat zu bedienen.

Das Geheimnis des SeelenfängersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt