Was zur Hölle ging hier ab?!
Ich ließ mir zwei Sekunden den Schock zu verarbeiten, dann stürmte ich in den Ballsaal. Mariella war sicher. Klar war sie das. Sie war die einzige Tochter der Agosti-Familie, die hier die Sicherheit organisierte. Egal, welchen Vertrag Signore Agosti unterschrieben hatte, egal, welchen Ruf er zu verlieren hatte, egal, wen er eigentlich beschützen sollte. Seine Tochter war seine erste Priorität.
Das Gleiche galt nicht unbedingt für meine Brüder, geschweige denn meine Eltern. Schließlich waren sie keine Reinblüter. Als ich den Saal betrat sah ich fast noch weniger, als vorher. Wind fegte durch den Saal und schleuderte Staub und Dreck vom Boden auf. Blinzelnd hielt ich mir die Hand vors Gesicht und quetschte mich durch die Masse.
Ich fluchte. Was würde ich gerade nur alles dafür geben mich in eine Fledermaus verwandeln zu können. Wobei, bei einem Blick nach oben nahm ich das gleich wieder zurück. Flatterviecher rasten quer durch den Saal und schlugen sich gegenseitig die Schädel ein. Ich konnte die zwei sich kloppenden Seiten nur schwer ausmachen, so durcheinander war es. Doch die Vampire schienen einander selbst als Fledermaus zu erkennen.
Zischend sackte ich zusammen, als ich einen Ellenbogen in die Seite bekam, und hielt mich an der ehemals prachtvollen Buffettafel fest. Mittlerweile war von dem Weiß der Tischdecke nur noch wenig zu sehen und Braun und Rot breiteten sich aus. Die Hälfte des Essens lag auf dem Boden, während die andere kreuz und quer über den Tisch verteilt den Rest er Tischdecke verfärbte.
Was zu Hölle war hier nur los?!
Mit rasselndem Atem zog ich mich am Tisch hoch, wobei ich versehentlich die Tischdecke erwischte und eine weitere Ladung des Buffets polternd zu Boden katapultierte. Irgendwo hinter mir hörte ich Wilhelm meinen vollen Namen schreien, doch die Details gingen im allgemeinen Gekreische unter. Dafür, dass der Adel sonst so zivilisiert sein wollte, glich der Ballsaal an ein von Egoismus geprägtes Blutbad.
Der Sicherheitsmann auf der Veranda war nicht der einzige Leblose. Kurz zögernd stieg ich über ein Mädchen mit aufwendig geflochtener Haarpracht hinweg, aus deren Brustkorb ein Messer ragte. Mir kam die Galle hoch. Das durchtränkte Kleid, die dunkel eingefärbten, blonden Strähnen Ich stockte. Ich war m, und diese leeren Augen. Fuck, dieser einfach nur tote Blick ins Nichts. Und dann dieses edel verzierte Messer. Einfach ekelhaft.
Kurzerhand zog ich das Messer auf dem Brustkorb des Mädchens und rümpfte die Nase beim Anblick des fließenden Blutes. Ich war mir unsicher, wie gut die Idee war, aber ich hatte keine Zeit lange nachzudenken. Ich war nicht nur ringlos, ich hatte keine Fähigkeiten. Flink wischte ich die Klinge an ihrem Kleid ab und steckte das Messer in meinen Gürtel.
Ich verlor keine weitere Sekunde und bahnte mir mit ausgebreiteten Ellenbogen einen Weg durch den Ballsaal. Irgendwoher flog ein Messer und krachte mit Wucht in die Wand; nur Zentimeter an meinem Kopf vorbei. Schwankend versuchte ich mein Gleichgewicht wieder zu finden und fokussierte panisch die vor Wurfkraft noch vibrierende Klinge.
Das gab mir den Rest. Ich liebte meine Familie, aber ich freute mich eher wenig darauf potenziell den Boden mit meinem Blut zu segnen. Mit kräftigen Seitenhieben schob ich mich vorwärts bis ich endlich das andere Ende des Saals erreicht hatte. Wohin jetzt? Parkplatz? Privater Flügel? Bad?
Die zwei Fledermäuse über mir nahmen mir die Entscheidung. Maus eins zog Ratte zwei mit der Flügelspitze kräftig ins Auge, sodass die Flugratte fiepend der Fledermaus ins Bein biss und sie mit einer kräftigen Drehung gegen die mit Fabelwesen bemalte Wand schleuderte. Toby verwandelte sich zurück und knallte zu Boden. Die andere Flugratte verschwand zurück ins Getümmel.
„Toby!" Mit einem Satz war ich bei meinem Bruder und setzte ihn aufrecht hin. Seine Augen waren geschlossen und er sackte in sich zusammen. Nicht mit mir. Bevor ich es registrieren konnte, hatte ich ihm schon eine gescheuert. Tobys Kopf flog zur Seite und er öffnete benommen die Augen. „What the fuck, Mickey..." Er stöhnte und hielt sich schwach den Kopf.
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Fantastique"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...