04| Rettungsaktion in den eigenen vier Wänden

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Kevin schloss sich Jerreds Gejammer an, sodass Frau Hubenschreiber von nebenan im Hausflur nächste Woche wohl besonders viel Schmutz hinterlassen würde.
Bei dem Gedanken an unser nächstes Mal Putzdienst schauderte es mir schon.

Völlig neben der Spur richtete ich mich auf und starrte meine Brüder fassungslos an. Niemand bewegte sich und beide wichen sie meinem Blick aus.

„Wo ist der Schlüssel zum Bad?!" Energisch rüttelte ich an dem rostigen Türgriff unserer Badezimmertür. Bedrohlich wackelte das Schloss und die erste kleine Schraube schaute mir entgegen.

„Mickey? MICKEY! Mickey, die haben mich hier eingesperrt!" Jerred hämmerte noch heftiger gegen die Tür, während seine Stimme leicht zitterte.

„Hätte ich jetzt nicht gedacht!" Augenrollend drehte ich mich wieder zu Matt und Briley und schaute sie erwartungsvoll an. Als sie sich nicht regten, stampfte ich schnellen Schrittes auf sie zu und war gerade dabei wild gestikulierend unserem Ältesten meinen Zeigefinger in die Brust zu bohren, als es laut *patsch* machte.

Innehaltend drehte ich meinen Kopf zum Fenster und betrachtete die Fledermaus, die alle Viere von sich gestreckt an unserer Fensterscheibe hing und langsam daran hinab rutschte. Dabei quietschte es laut.

Erfolglos ihr Kichern zurückhaltend öffnete Jihe das Wohnzimmerfenster und zog Toby von der Scheibe, wie einen Blutegel, der gerade schön angebissen hatte. „Du musst uns nicht direkt alles von dir präsentieren." Glucksend setzte sie die wütend fiepende Ratte auf dem Sofa ab, wo sie sich direkt zurückverwandelte.

„Sagt die Richtige! Als ob du dich mit Kleidung verwandelst!" Fluchend massierte Toby sich seine Stirn. Dann fiel sein Blick auf das Chaos im Zimmer. „Was ist denn hier los?"

„Ey, Leute, ehrlich! Lasst mich jetzt verdammt nochmal hier raus!" Aus dem Badezimmer war ein Knall zu vernehmen.

„JERRED?!" Langsam machte mir die ganze Situation Sorgen, die sich nur verstärkten, als der Mittlere nicht mehr antwortete. „JERRY?!" Kevin begann mit seinen kleinen Pfoten an der Badezimmertür zu kratzen und fiepte besorgt.

„Leute, was soll der Scheiß? Wo ist der Schlüssel?!" Bestimmend streckte ich meine Hand aus und zog die Augenbrauen hoch.

„Mickey-"

„Gib. Mir. Den. Schlüssel."

Briley seufzte und ließ den Schlüssel vom Küchentresen zu uns herüber schweben.
Über meiner Hand zitterte er plötzlich, bevor er direkt vor mir zu Boden fiel.

Verwirrt über das Verhalten meines Bruders blinzelte ich ein paar mal. „Willst du mich eigentlich komplett verarschen?", flüsterte ich und bückte mich langsam nach dem Schlüssel.

„Nein, Mickey-"

„Vergiss es...", murrte ich und schloss die Badezimmertür auf. Entgegen meiner Bedenken badete Jerred glücklicherweise nicht in seinem eigenen Blut. Vor mir hockte ein mittelgroßer, brauner Wolf, der sich mit seinen Pfoten die Augen zu hielt.

Bellend rannte Kevin zwischen meinen Beinen hindurch und kuschelte sich an den größeren Vierbeiner.

„Hey, Jerry... Was ist denn passiert, hm?" Seufzend setzte ich mich neben meinen haarigen Bruder und streichelte ihm ein paar Mal über den Kopf. Jerry schnaufte nur und legte seinen Kopf mit geschlossenen Augen auf meinen Schoß.

Der Vierbeiner unter uns Fünfen hatte schon immer viel körperliche Nähe gebraucht.
Als wir noch klein waren und uns noch ein Zimmer teilen mussten, hatte er sich nicht selten nachts zu mir geschlichen und an mich gekuschelt.

Nach ein paar Minuten verwandelte Jerry sich zurück und zog sich an der Dusche hoch. „Danke Mickey..."

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Das Geheimnis des SeelenfängersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt