Zitternd hauchte ich weiße Wolken in die eisige Dezemberluft. Es war kalt. Arschkalt. Und Jihe war so schlau gewesen ihren Schal im Auto liegen zu lassen. Und dann hatte sie sich in der Hektik der morgendlichen Parkplatzsuche noch nicht mal gemerkt, auf welcher Ebene sie geparkt hatte.
Also liefen wir zu dritt in Spiralen durchs Parkhaus, Ebene für Ebene auf der Suche nach einem quietschneuen Audi A1, der in seiner wunderschön schwarzen Lackierung fast perfekt in der Dunkelheit und der Masse an dunklen Kleinwägen verschwand. Ich konnte mir schönere Wege die freie Stunde vor der Biovorlesung zu verbringen vorstellen.
„Jihe, bist du dir sicher, dass du in Parkhaus B geparkt hast? Wir rennen jetzt schon durch die sechste Ebene. Das Parkhaus hat nur acht." Josh rieb seine Hände an seinem elektrischen Taschenwärmer und tauschte einen undefinierbaren Blick mit mir.
Jihe verdrehte nur die Augen und blickte weiterhin suchend zwischen den Autos hin und her. „Ich parke immer hier. A ist zu eng und Parkhaus C besteht gefühlt nur aus Baustelle." Kurz blieb sie stehen und versuchte in der Dunkelheit der dreizehnten Parkebene ein Nummernschild zu entziffern.
So sehr Parkhaus C renoviert wurde, so heruntergekommen war Parkhaus B. Dass hier jetzt schon seit zwei Wochen die Licher kaputt waren, schien die Uni entweder nicht zu wissen, oder eher gekonnt zu ignorieren. Ganz zu schweigen von der tollen Idee bei der Nummerierung der Parkebenen mit elf zu beginnen.
„Jihe, ich glaub der ist grau", gab ich meinen Senf dazu und musterte im Licht meiner Handytaschenlampe die verzweifelte Vampirin.
„Und das ist meiner."
Überrascht wirbelten wir drei synchron herum. Emmy spazierte vom Treppenhaus aus durch die Parkebene und schlenkerte dabei ihren klimpernden Autoschlüssel. Dem daran hängenden Stoffwaschbären musste mittlerweile schlechter sein als jedem Seekranken bei Sturm. Jetzt wurde unser Aufenthalt im Parkhaus doch gleich wieder interessanter.
„Oh, hey, Mariella. Sorry, ich suche mein Auto." Jihe hievte sich schwermütig wieder auf und seufzte.
„Dein Auto? Das steht eine Ebene tiefer. Bin da vorhin dran vorbeigefahren als ich auf Parkplatzsuche war."
„Seriously? Mariella weiß wo dein Wagen steht, nur du nicht?" Josh grinste, „Manchmal merkt man wirklich, dass du erst seit drei Monaten Auto fährst."
„Kann halt nicht jeder so alt sein, wie du." Jihe boxte ihm gegen die Schulter, zog ihn jedoch mit sich zur nächsten Rampe, „Komm, lassen wir die zwei mal alleine." Schmunzelnd verschränkte ich die Arme und blickte den beiden hinterher. Selbst als sie die Abfahrt zur nächsten Ebene erreichten, zankten sie sich noch immer:
„Ich bin nicht alt!"
„Du bist einfach ein Senior."
„Hallo, ich bin einundzwanzig!"
„Sag ich doch, antik!"
„Bitte halten Sie mindestens drei Meter Abstand."
„Komm her jetzt und gib mir den Taschenwärmer."
„Hah, das hättest du wohl gerne."
Peinlich grinsend drehte ich mich zu Emmy um. Kichernd legte sie ihren Kopf schief. „Sorry, die beiden haben dezent die Schraube locker." Mich räuspernd legte ich mir eine Hand in den Nacken und blickte auf die Kleinere hinab.
Lachend öffnete sie ihren Kofferraum und holte eine fein säuberlich gefaltete Decke heraus. „So, wie die beiden uns alleine gelassen haben, scheinen sie zu denken, dass du nen Crush auf mich hast." Sie lachte wie ein Engel. Mit strahlenden Augen und dem süßesten Grübchenlächeln der Welt schaute sie mich an.
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Paranormal"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...