Gut gelaunt, wie eh und je, saß ich mit Josh und Jihe bei uns im Wohnzimmer. Es war Samstagnachmittag und wir hatten nichts Besseres zu tun, als nebeneinander auf der Couch zu hocken und an Online-Umfragen teilzunehmen. Währenddessen lief meine chaotische Spotify Playlist, in der von Klassik über Punk bis zu Pop alles zu finden war, und wir spielten Blackstories.
„Sind die Knöpfe vom Aufzug kaputt?" Jihe sah kurz von ihrem Tablet auf und schaute Josh an, der etwas an seinem Laptop tippte. „Nein." Ohne aufzuschauen antwortet er und rollte mit den Augen.
„Diese Versuchspersonenstunden sind so unnötig. Ich beantworte diesen Persönlichkeitsfragebogen hier gerade bestimmt schon das fünfte Mal heute! Das fünfte Mal! Da ist Farbe beim Trocknen zuschauen spannender." Gelangweilt drückte er auf Enter und stöhnte theatralisch auf.
„Noch ein Fragebogen?" Amüsiert grinste ich, mit Josh das gleiche Schicksal teilend, und gab bei einem Item ‚Zustimmung leicht' an. Mittlerweile hatte ich diesen Fragebogen schon so oft durch, dass ich mir sicher war, dass sich manche meiner Antworten zu hundertprozentig widersprechen mussten. „Ist der Mörder zu klein, um an die oberen Tasten zu kommen, oder wieso fährt der nur bis in den dritten Stock und läuft die restlichen acht?"
„Jupp. Jetzt fehlt nur noch, wieso er wieder hochgefahren ist." Josh drehte die Spielkarte in der Schachtel so um, dass er die Rückseite nochmal überfliegen konnte. Dann legte er das Schächtelchen beiseite und ging um die Kücheninsel herum. „Habt ihr Mineralwasser?" Fragend schaute er mich an, und stütze sich dabei leicht am Tresen ab.
„Ja, in der Kühlschranktür." Ich richtete meinen Blick wieder auf mein Tablet und zuckte zusammen, als mir plötzlich jemand ins Bein kniff. Verwirrt schaute ich wieder auf und direkt in Jihes große und mich bestimmt anblickende Augen. Nicht ganz verstehend, was sie jetzt von mir wollte, legte ich den Kopf schief. Ihre Augen noch weiter aufreißend, nickte sie mir ihre Beißerchen zeigend gen Kühlschrank und zwickte mir ein zweites Mal in die Wade.
Dann machte es Klick. „Warte, ich helf' dir." Ich legte mein Gerät zur Seite und löste meine Beine aus dem Schneidersitz. Scheiße, taten meine Knie weh! So lange mit verschränkten Beinen auf dem Sofa zu sitzen, konnte auch nicht förderlich für die Gelenke sein.
„Ach, das finde ich schon." Josh öffnete den Kühlschrank und nahm eine Glasflasche feinperliges Sprudelwassers heraus. „Lol, ist das selbstgemachter Ketchup?" mit hochgezogenen Augenbrauen und schiefem Grinsen tippte er ein paar Mal gegen Tobys gestern frisch gekaufte Blutportion und schloss den Kühlschrank wieder.
„Äh, ja, den haben unsere Eltern am Montag mitgebracht. Meine Mum züchtet in unserem Garten zu Hause Tomaten und macht daraus ganz gerne mal Ketchup oder Tomatensoße, wenn sie die nicht rechtzeitig isst." Das war sogar nur halb gelogen. Mum hatte wirklich Tomaten im Garten. Aber Ketchup machte sie daraus eher selten. So lange hielten die Tomaten meist gar nicht. Blut war nicht das einzige rote Zeug, dass sich regelmäßig in ihrem Speiseplan wiederfand. „Welcher Student hat bitte das Geld, geschweige denn die Zeit, Dinge wie Ketchup selber zu machen?", scherzte ich, nahm Josh die nun leere Glasflasche ab, und stellte sie in den Pfandkasten unter der Theke.
„Haha, true." Josh krallte sich sein Glas und wir gingen wieder zum Sofa.
„War der Typ so blöd und hat seine Tatwaffe liegen lassen?" lenkte Jihe das Thema wieder auf das Spiel zurück.
„Bingo!" Josh nickte und klappte seinen Laptop zu. „Ich hab keinen Bock mehr. Wie lange sitzen wir hier jetzt schon an diesen blöden Umfragen?" Die Dramaqueen lehnte sich zurück und ließ ihren Kopf auf die Schulter fallen.
„Diese Umfragen sind nicht blöd", murmelte Jihe, tippte auf eine Schaltfläche auf ihrem Display und klappte die Hülle ihres iPads zu, „Nur langweilig." Sie setzte gerade an, noch etwas hinzuzufügen, als die Wohnungstür aufflog und gegen die Wand knallte.
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Paranormal"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...