Entgegen Allessandros Rat fand ich mich am Wochenende in der Honey Bee wieder. Juliette hatte mir eine Whatsapp geschickt, dass ich mich in der Studibar melden sollte. Nun stand ich mit einem verwirrt dreinblickenden Matt vor der Bartheke und blickte einem nur noch verwirrter zurückblinzelnden Daban entgegen.
Juliette hatte wohl nicht erwähnt, dass neben mir noch vier weitere Achtzehnjährige durch die Stadt geisterten, die fast genauso aussahen wie ich. „Was- Wieso bringst du den mit?" Verwirrt musterte Daban Matt und mich, machte sich dann aber wieder daran die Cocktailgläser zu polieren.
Die Zähne zusammenpressend lächelte ich gezwungen und zuckte mit den Schultern. „Der ließ sich nicht abwimmeln", murmelte ich und ließ mich auf den freien Barhocker neben mir plumpsen.
„Du hast gesagt, du gehst in die Stadt." Matt schaute die Stirn runzelnd zwischen Daban in seiner mit gelben Sechsecken bemusterten schwarzen Schürze und mir in meinem von stylischen Löchern gezierten schwarzen Pulli hin und her. „Was heckst du jetzt schon wieder aus?" Forschend lehnte Matt sich zu mir vor und steckte die Hände in die Hosentaschen seiner dunklen Stoffhose.
„Gar nichts."
„Wenn ich deine Gedanken in Frieden lassen soll, dann musst du schon mit mir reden."
„Tu ich doch. Und das ist Bestechung."
„Tust du nicht. Und das ist es nicht. Es ist lediglich ein Kommunikationsaufruf."
„Briley würde das anders sehen!"
„Briley ist aber nicht hier!", murrte Matt und verdrehte die Augen. „Mickey, ich mach mir Sorgen um dich. Das machen wir alle. Du kommst spät abends nach Hause, nachdem du nicht in deiner Vorlesung, sondern weiß Gott wo warst, lässt das Auto über Nacht an der Uni stehen, und erzählst uns nichts."
Ich seufzte: „Ich hab euch doch erzähl, dass wir Josh in alles eingeweiht haben." Ich fühlte mich von Daban beobachtet und begann mich auf dem Barhocker zu drehen.
„Wow!" Matt warf die Hände in die Luft. Kurz musterte er mich, dann verschränkte er die Arme. „Mickey, nimmst du Drogen?"
„WAS? Nein! Wie kommst du denn jetzt auf die Idee?" Dass er nur so halb daneben lag, hätte ich nie zugegeben. Doch Matt hob nur die Augenbrauen und lehnte sich enttäuscht nach hinten. Faltenschließer in der Familie zu haben, konnte echt anstrengend sein.
„Mickey, ich brauch deine Gedanken nicht zu lesen, um zu wissen, dass du lügst."
Genervt verdrehte ich die Augen. „Klar, Matt. Dann glaub mir halt nicht." Energisch sprang ich vom Barhocker auf. „Das gibt dir aber noch immer nicht das Recht, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken. Halt dich einfach raus, okay?" So, wie wir uns gegenseitig ankeiften, war ich echt froh, dass wir mit Daban alleine in der Honey Bee waren.
Als die Klingel über der Eingangstür schellte, hielten wir inne. „Paket für Frau Vitali?" Der Paketbote schob sich die triefende Kaputze seiner Regenjacke vom Kopf und schaute sich suchend um. Daban ging nur zu ihm herüber, unterschrieb und schon war der Bote auch schon wieder weg. „Mir egal, wie ihr das klärt, aber dein Bruder darf nicht mit nach hinten." Der Kellner umklammerte das Paket und sah mich abwartend an.
Innerlich seufzte ich. Schluckend drehte ich mich zu Matt um und zog bittend die Augenbrauen zusammen. „Komm schon, Matt. Vertrau mir. Du kennst mich doch. Was soll ich schon aushecken?"
Matt senkte nur den Kopf. „Genau das ist das Problem, Mickey. Ich weiß, was für Scheiße du abziehen kannst."
„Matt, glaub mir, das hat nichts mit euch zu tun." Schluckend schaute ich meinem Bruder in seine tiefbraunen Augen, die nur so vor einer Mischung aus Sorge und Skepsis trieften. Was würde es nur über mich und unsere Beziehung aussagen, wenn ich das Vertrauen meiner Brüder verloren hatte. „Matt, bitte halt dich da raus. Ich erklär euch das alles noch. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür."
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Paranormal"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...