Ich hatte noch nie so schnell einen Sitzplatz in der vollen Schwebebahn bekommen, wie mit diesem Koffer in der Hand. Um mich herum hielten alle eineinhalb Meter Sicherheitsabstand. Und von den ganzen hustenden Passagieren ausgehend, nicht unbedingt, weil ich so hochansteckend krank aussah...
Ich verdrehte die Augen und kraulte Kevin hinter den Ohren. Der Beagle kuschelte sich zitternd an meine mit Haaren übersäte Jeans und fiepte ab und zu. Er war wirklich kein Fan von öffentlichen Verkehrsmitteln. „Nicht mehr lange, hm? Nur noch zwei Stationen."
Der Zug ruckelte durch die Kurve, wodurch mein neu eroberter Koffer leicht über den Boden rutschte.
Karen neben mir keuchte dramatisch auf und presste sich nur noch stärker gegen die Fensterscheibe hinter ihr. Wenn sie könnte, würde sie wohl aus der fahrenden Schwebebahn in den Fluss springen, doch dafür war der Sicherheitshammer zu weit von ihr entfernt.„Entschuldigung", nuschelte ich und zog die Bombenattrappe zwischen meine Beine, wo ich sie für den Rest der Fahrt mit meinen Knien festhielt.
An unserem Stopp angekommen schnalzte ich mit der Zunge und verließ mit Kevin UND DEM KOFFER den Zug. Karen hatte wohl den gleichen Gedanken. Doch statt mich aussteigen zu lassen, zog sie mich an der Schulter zurück, rammte mir ihre Ellenbogen in die Seite und sprintete aus der Station.
„Sag mal, gehts noch?!", rief ich ihr hinterher. Karen drehte sich empört zu mir um, lief dabei jedoch weiter, sodass sie die ersten paar Stufen der Treppe vor ihr hinunter stolperte. Ich zog die Augenbrauen hoch, als sie sich stumm am Geländer hochzog und den Rest der Stufen hinunter hechtete.
Ein Wunder, dass das nicht weiter ausgeartet war.
Kopfschüttelnd zog ich Kevin den Maulkorb ab und belohnte ihn für seine Tapferkeit mit einem Leberwurstkeks. „Das hast du super gemacht."
Zuhause angekommen warf ich den warmen Kackbeutel von Kevins Entscheidung an der letzten Fußgängerampel in die Restmülltonne. Unsere Eltern sollten jeden Moment kommen. So sehr, wie Mum sich gestern am Telefon schon darauf gefreut hatte heute Abend zu siebt einen Spaziergang mit Kevin zu machen, hätte man echt denken können, sie käme uns nur für den Beagle besuchen.
Obwohl ich ihr das bei unserer WG noch nicht mal allzu übel nehmen könnte.
„Nein, du putzt das Bad!" Tobys Stimme begrüßte mich schon durch die geschlossene Wohnungstür.
Seufzend verdrehte ich die Augen und schloss auf.
„Was ist denn jetzt schon wieder los?"Unser Beagle quetschte sich zwischen meinen Beinen hindurch- Als wäre es zu einfach gewesen an mir VORBEI zu wuseln. „KEVIN!" Quietschend kam Jerry vor dem glücklich mit dem Schwanz wedelnden Hund zum Stehen und knuddelte seinen Mitvierbeiner zur Begrüßung.
„Jerry soll das Bad putzen und endlich mal seine Müslischüssel vom Spülkasten wegräumen." Toby verschränkte seine Arme. Durch den Türrahmen hinter ihm hatte ich die perfekte Sicht auf die Kakaopulverreste und die eingetrockneten Haferflocken, die in der Glasschüssel klebten.
„Mach ich doch gleich! Ich wollte nur schonmal das Nudelwasser aufsetzten!" Jerry verdrehte genervt die Augen, bevor er wieder grinsend mit Kevin schmuste. Unser Beagle kommentierte das nur genüsslich brummend.
„Überlass das Kochen lieber mir." Glucksend hing ich meine Jacke auf und kickte meine Vans in die Ecke.
„Das hat Briley schon übernommen." Toby zog die Augenbrauen hoch und musterte mich, „Wo warst du überhaupt?"
„Äh, mit Kevin unterwegs?"
„Und was ist das dann für ein komischer Koffer?" Toby verschränkte die Arme, und blockierte so weiterhin das Bad, das Jerry doch eigentlich putzen wollte.
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Paranormal"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...