„Der Seelenfänger?" Ich stockte. Dann brach die Panik in mir aus: „Ich?! Ihr denkt wirklich, dass ich für die ganzen verschwundenen Schattenwesen verantwortlich bin?" Perplex stolperte ich ein paar Schritte zurück und knallte gegen Josh. Dieser hielt mich an den Armen fest und bewahrte mich so davor vollends mein Gleichgewicht zu verlieren. Panisch wirbelte ich herum. „Ich war das nicht! Das würde ich nie tun! Wozu auch?!" Flehend schaute ich Josh an. Leicht vorgebeugt zeigte ich auf mich. „Josh, du kennst mich! Du weißt, dass ich das nicht sein kann!"
„Relax, Bro." Beschwichtigend legte Josh mir die Hände auf die Schultern. „Niemand hat gesagt, dass du das warst. Setz dich erstmal hin." Der Ältere führte mich auf einen der Stühle zu und deutete mir mit einem sanften aber bestimmenden Drücken mich zu setzen. Ich schluckte. „Niemand hier unterstellt dir unschuldige Seelen gestohlen zu haben-"
„Aber genau das ist doch der Punkt!", keifte Juliette. Schneller als ich blinzeln konnte schubste sie Josh dezent zur Seite und lehnte sich so weit zu mir vor, dass die wenigen losen Strähnen ihrer kupfernen Haare mir in die Augen piksten. Angepisst droschte sie einmal auf die harmlose Tischplatte ein.
Meine Cousine hatte heute aber auch Stimmungsschwankungen. So lange sie ihre Aggressionsprobleme nicht an mir ausließ war mir das zwar relativ egal, die Chancen heute ihren Boxsack ersetzen zu dürfen waren jedoch höher als ich es persönlich bevorzugen würde. Ich war einfach nur froh, dass Juliette uns fünf unterscheiden konnte. Hätte sie mich für Jerred gehalten, hätte sie mir schon längst eins übergezogen. Und anders als mir gegenüber hätte sie sich nicht zurückgehalten. Dem Werwolf hätte sie unter Vierbeinern skrupellos ihre volle Kraft gezeigt.
Doch so, wie Juliette mich gerade ins Visir nahm, war ich mir unsicher, ob sie das alles heute überhaupt interessieren würde. „Jo, Julie, personal space, bitte", murmelte ich und lehnte mich so weit zurück, wie es mir mit der hölzernen Stuhllehne im Rücken möglich war. So lange ich heute ohne gebrochene Knochen davon kam, war das ein Gewinn für mich.
„Du bist vielleicht nicht der Seelenfänger, aber du bist einer! Und ihr endet alle irgendwann skrupellos..." Ihr letzter Satz hing leise im Raum. Ich schluckte. Es war, als würde die Luft um mich herum dicker werden. „Sonst würde Daban nicht reglos am Boden liegen." Ruckartig stieß sie mit ihren Händen an meinem Schultern vorbei einmal gegen den Stuhl. Wenig überrascht rutschte ich mit dem Stuhl ein paar Zentimeter zurück. Dabei blieb der Stuhl kippelnd stehen und krachte laut mit seinen Füßen wieder auf die dunklen Fliesen.
Stumm schaute ich an Juliette vorbei auf Daban. Der Junge lag reglos auf dem Rücken; Augen geschlossen und alle Viere von sich gestreckt. Das musste echt ein zehn von zehn theatralischer Fall gewesen sein. Zu schade, dass ich den nicht sehen durfte. Neben ihm saß eine Fee und umklammerte wehmütig summend sein Handgelenk. Ihre gefalteten Flügel glühten dabei golden und kaum sichtbarer Feenstaub überzog glänzend Dabans gesamten Körper.
Ich blinzelte und fand mich plötzlich in der Seelenwelt wieder. Vor mir schwebte wieder die farbenfrohe Wolke von vorhin. Hinter ihr lagen die Überreste einer weißen am Boden, begleitet von einer golden schimmernden. Verwirrt blinzelte ich erneut und starrte Juliette entgegen. Sie runzelte nur die Stirn.
„Geht es ihm gut?", fragte ich. Ein klaffendes Loch der Reue machte sich in meiner Brust breit und drohte mich von innen heraus aufzufressen. Ich war im Eifer des Gefechts auf die Idee gekommen, dass ich mit ein wenig des bunten Nebels vielleicht etwas hätte anfangen können. Was genau ich wirklich damit vorgehabt hatte, wusste ich zugegeben auch nicht so recht. Aber so mitgenommen wollte ich niemanden zu Boden werfen...
Die mir immer noch unbekannte Fee schoss mir einen stummen Vernichtungsblick zu. „Er atmet noch. Flach, aber er lebt. Seine magische Aura allerdings..." Sie schluckte und musterte Daban erneut. „Der Schaden ist irreparabel." Sie schnaubte.
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Das Geheimnis des Seelenfängers
Paranormal"Nein, ich will nicht!" Jerreds Gequengel drang aus dem Wohnzimmer an meine Ohren. Murrend drehte ich mich auf den Bauch und vergrub mein Gesicht in meinem wunderschönen Kissen. "Komm schon, weck jetzt bitte Mickey, sonst kommen wir noch zu spät." M...