Luca P.O.V
"Luca!" Ich hörte irgendwen meinen Namen donnern und schreckte hoch. "Wo bist du nur ständig mit deinen Gedanken?" fragte unser Trainer. Meine Gedanken? Wenn ich ihm darauf eine ehrliche Antwort geben würde, bringt er mich wahrscheinlich um. "Pardon." murmelte ich also bloß.
Meine Gedanken hingen an nur einem und der stand nur ein paar Meter von mir entfernt. Schon seit Wochen kann ich mich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Das auch bloß seit diesem einen blöden Vorfall.
Vor drei Wochen
"Luca, wenn du es noch nicht verstehst, dann schau erstmal den anderen zu." Ich hasse es, immer der Letzte zu sein! Was kann ich denn dafür, dass ich einfach ein langsamer Lerner bin? Vom Zuschauen lerne ich doch genauso wenig.
Genervt ging ich zurück zu dem Umkleiden, rammte da meinen Kopf gegen einen der Spinde. Vielleicht kann ich mir das fehlende Wissen ja einprügeln. Auf dem Spind stand noch ein alter Eimer, der durch den Aufprall nach vorn kullerte.
Ich sah das Stahl schon auf meinen Kopf knallen, aber kurz bevor der Eimer komplett auf mich fallen konnte wurde es richtig kalt und irgendwas tropfte auf mich runter.
"Du hast echt ein Talent dafür, dir selbst weh zu tun." Elliot stand direkt, also wirklich direkt, vor mir, den Arm über uns beide gehoben. Er hatte seinen Arm über mich gehalten und eine kleine Eisschicht geformt, die mich vor dem Eimer gerettet hat.
Elliot war größer als ich, weswegen ich ein Stück hoch schauen musste, um ihm ins Gesicht zu schauen. Sein Haar war komplett schwarz, was seine blasse Haut noch krasser wirken ließ. Er sah gerade aus wie so ein Vampir aus diesen ganzen Kitsch-Filmen.
"Ähm, danke." murmelte ich. "Du riechst gut." meinte er dann aus dem Nichts. "Was?" Verwirrt sah ich Elliot an, der sich wirklich ein Stück nach vorne beugte und an meiner Kleidung roch. "Was machst du?" fragte ich, drückte mich instinktiv mit dem Rücken näher gegen den Spind.
Mit kaltem Gesichtsausdruck sah er mich an. "Konzentriere dich auf deine Handhaltung. Feuer ist ein bissiges Element. Du musst ihm zeigen, dass du die Flammen beherrschen kannst, egal wie schlecht gelaunt es wird."
Damit verließ Elliot auch schon wieder die Umkleide. Hat er mir gerade wirklich Tipps gegeben, wie ich besser mit Feuer umgehe?
Ich griff nach meinem Shirt, hielt es mir kurz vor die Nase. Was war das für ein Kommentar, dass ich gut rieche?
Seit dem kann ich kaum an was anderes denken, sobald Elliot in meiner Nähe ist.
Warum macht der auch aus dem Nichts solche Kommentare?
Schon wieder verbrannte ich mir die Hände. Ich kann machen, was ich will, das Feuer gehorcht mir einfach nicht!
"Komm her." Der Trainer rief mich zu sich. "Das sieht schlimmer aus als sonst, geh und hol dir was zum Kühlen. Bleib bei der Sache, Kerle!" mahnte er.
"Luca." Elliot kam auf uns beide zu und hielt mir seine Hände hin. "Direkt kalt auf eine Verbrennung sorgt für nur noch mehr Schmerzen. Gib mir deine Hände." verlangte er.
Kurz zögerte ich, hielt ihm dann aber doch beide Handflächen hin, die wirklich rot waren.
Seine Hände waren etwas kalt, aber deutlich wärmer als ich eigentlich erwartet hatte.
"Du wirst gleich spüren, dass es kälter wird." meinte Elliot, den Blick völlig auf meine Hände konzentriert.
Um uns herum hatten ein paar andere aufgehört zu trainieren, aber die meisten kannten es inzwischen von mir, dass ich mich selber aus Unfähigkeit fast umbringe.
Von Anfang an hatte ich keine Schmerzen gehabt. Klar, wenn man sich oft genug verbrennt ist man den Schmerz irgendwann gewohnt.
Eigentlich hätte ich sogar weiter mit dem Training gemacht.
"Du bist ein Meister darin, dich selbst zu verletzen." murmelte Elliot, sah meine Arme entlang.
"Ich könnte ja irgendwann anfangen, dafür Geld zu verlangen." schlug ich in sarkastischer Tonlage vor.
"Viel verdienen würdest du nicht. Statistisch gesehen leben die meisten Sadisten ihre Fantasien lieber im Privaten aus." antwortete er völlig ernst.
Entweder, er hat keine Ahnung, was Sarkasmus ist, oder er will mich verarschen.
"Hast du sonst noch irgendwo Verletzung?" fragte er dann. "Alles gut, danke." Der Trainer, der sich wahrscheinlich schon seit fünf Minuten überlegt, ob er einfach gehen soll, klopfte uns beiden auf die Schulter, bevor er zu den anderen überging.
"Wir haben erfolgreich den Trainer wegeekelt. Ist das ein Erfolg?" scherzte ich. "Wenn man bedenkt, was er für eine Toleranz gegenüber ungenießbaren Fernsehprogrammen und Essen hat würde ich es schon als Erfolg bezeichnen." antwortete Elliot und lächelte kurz.
Lächeln kann er also auch. Also, klar kann er es, ich sehe sein Lächeln nur nicht oft.
Er sieht gut aus, wenn er lächelt.
"Hast du immer noch Schmerzen? Du siehst so rot aus." fragte Elliot plötzlich. Schnell sah ich zur Seite. "Nein, mir geht's gut."
Ha, mir geht's wahrscheinlich schon lange nicht mehr gut.
Ich bin krank. Krank vor Gefühlen. Gefühle, die ich mir selbst nicht erklären kann. Und wahrscheinlich auch keinem anderen.
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Feuer, Eis und die Liebe
Fantasy"Du hast ein Talent dafür, dich selbst zu verletzen, das ist mir schon seit längerem bewusst, aber dass du auch so gut darin bist. andere zu verletzen, das war mir neu." Kräfte zu haben ist schon etwas cooles. Zumindest, wenn man sie beherrscht. Lu...