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Elliot P.O.V

Breit grinsend stand er zwischen all den Leuten, die ihm mit Furcht und Erschrecken entgegen blickten. "Wenn keiner etwas dagegen hat, würde ich Luca zu den weiteren Verhandlungsgesprächen als direkten Beteiligten einladen." meinte ich. 

Sie schienen es nicht zu wagen, sich meinen Worten entgegen zu setzen. Einige schienen sogar für einen Moment erleichtert, dass Luca nur reden und nicht kämpfen wollte. 

"Es wurde Zeit für mich, mein Geständnis abzulegen." erklärte Luca und stellte sich hinter mich, bevor beide Hände auf der Stuhllehne abstützte. "Ich weiß ganz genau, wie viele Menschen ich getötet habe und wie viele, die ihr nicht als Menschen anerkennen wolltet. Deswegen erkenne ich die, die ich getötet habe, ebenfalls ab." fing er an. 

Ich wollte ihn davon abhalten, sich in Rage zu reden, doch als ich meine Hand auf seine legte spürte ich, die sanfte Wärme, die er ausstrahlte. Er war vollkommen ruhig. 

"In meiner Auffassung habe ich nichts weiter getan, als eine große Ansammlung von Tieren getötet." Als der ganze Raum immer noch nichts sagte, seufzte Luca. "Ich bin bereit, mich zu entschuldigen. Ich bin bereit, mich vor einem Gesetz zu verantworten, aber nur, wenn die Menschen, die diesen Krieg zugelassen haben, es ebenfalls sind." 

Langsam und vorsichtig führte er jede Gestik aus. "Jetzt gucken Sie doch nicht so überrascht, wir wissen doch alle, dass es genug Möglichkeiten gab, mich aufzuhalten. Ein Schuss ins Herz, wie mit meiner Schwester und all das wäre nicht passiert." meinte er, bevor Luca seinen Blick auf mich richtete. 

Er wartete wohl darauf, dass ich etwas sage, ihm entweder zustimme oder widerspreche, damit er sieht, ob ich auf seiner Seite bin. "Wir sind nicht mehr unter Feindschaft, deswegen möchte ich offen sprechen." erklärte ich dann und räusperte mich erstmals.

"Einen Schuldigen zu suchen wird nichts ungeschehen oder vergessen machen. Deswegen bin ich für einen anderen Ansatz. Ein Exempel, ein Symbol." Person für Person richteten sich die Augen langsam auf mich. "Wir werden beiden Seiten zeigen, dass die Differenzen aberkannt werden und wir als gleichgesetzte Individuen leben."

Jetzt mussten sie nur noch zustimmen, aber ich wusste schon, wie ich die Versammelten überzeugen konnte. 

"Was hältst du davon?" fragte ich, drehte meinen Stuhl in Lucas Richtung und ließ zu, dass seine Hand auf meine Schulter fiel. Er strich von meiner Schulter aus zu meinem Nacken.

"Wenn du es für die richtige Entscheidung hältst." antwortete er. Amüsiert schmunzelte ich kurz. Ich hätte ihm blind mein Leben in die Hände gelegt und ihm schien es nicht anders zu gehen. 

'Also wirst du nicht weglaufen?', war, was ich ihn eigentlich fragen wollte. Jetzt war dafür aber definitiv nicht die richtige Gelegenheit dafür. Ich würde ihn so oder so nicht gehen lassen. 

"Sollte niemand von Ihnen einen weiteren Punkt zur Ansprache bringen wollen, bin ich dafür, dass wir die Verhandlungen fürs Erste vertagen." meinte ich abschließend und verdeutlichte meine Worte, in dem ich auf stand.

"Er geht ohne Schuld?" fragte schließlich doch einer der Menschen.

Wir saßen alle am selben Tisch, ohne Sicherheitsscheibe, die uns voneinander trennte. Wir waren Gleichgesinnte.

"Niemand geht schuldfrei aus diesen Erlebnissen. Sieht man das nicht an seinem Gesicht?" fragte ich, sah, wie sie zögerlich auf die Brandnarbe auf Lucas Wange sahen.

Als keine weiteren Widerworte mehr kamen, nahm ich Lucas Hand und zog ihn mit mir nach draußen.

"Entschuldige, es sollte nicht wirken, als wolle ich dich zur Schau stellen." murmelte ich.

Luca schmunzelte und strich mir durch sie Haare. "Da drinnen bist du der böse Tiger und jetzt bist du wieder ein Kätzchen." bemerkte er amüsiert.

"Geh nicht." Ich drängte ihn gegen die Wand, blickte eindringlich auf ihn herab.

"Elliot." "Geh nicht." Ich wollte ihn nicht einmal zu Wort kommen lassen. Wollte nicht hören, was er zu sagen hatte.

Nicht, solange es Worte waren, die zu Distanz zwischen uns beiden führen sollten.

"Wenn ich bei dir bleibe, bringe ich dich in Gefahr. Nur weil die, in dem Raum, zu viel Angst hatten, auf mich zu zukommen, heißt es nicht, dass es keinen gibt, der sich an mir rächen will." meinte Luca.

Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog seinen Kopf auf meine Schulter.

"Es kann kommen, wer immer es will, ich werde dich beschützen. Heute, morgen und jeden Tag danach. Ich werde uns beide beschützen." versicherte ich ihm.

Endlich hatte Luca aufgehört zu widersprechen. Er ließ zu, dass ich mit meiner Hand durch seine Haare fuhr, versuchte, jede Locke einzeln zu durchfahren.

"Aber es wird nicht schaden, wenn du fürs erste bedeckt lebst. Man wird früh genug von deinem Überleben erfahren und dann werden sie dich jagen. Ob wegen deines Todes oder um dich auszufragen ist dabei zweitrangig." merkte ich an.

Luca lachte leise und hob seinen Kopf.

"Mein Tod ist also zweitrangig?" scherzte er. Ich verdrehte die Augen und küsste diesen Idioten, der sich mein Freund nannte.

"Lass uns gehen." meinte ich und verschränkte unsere Hände miteinander.

Ich erwartete Frieden, doch wusste, dass er nicht lange anhalten würde. Tief in meinem Inneren wusste ich, es wird noch einen Sturm geben.

Die Schmerzen in meiner Brust verdeutlichen mir, dass mein Gefühl nicht nur Paranoia war.

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt