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Luca P.O.V

Irgendwie hatte Elliot mich eingelullt. Ich hatte mich wirklich für dieses bescheuerte Treffen angemeldet. Sein ganzes Gerede über Zukunft und alles macht mir selber schon Zukunftsängste. 

Ich musste nur Jean erklären, warum ich für ein paar Tage verschwinde. Der hängt mir auch schon wieder seit Tagen im Nacken. Wann immer ich nicht mit Elliot trainierte war ich bei Jean, damit er sich nicht schon wieder aufregte. 

Elliot bestand darauf, mich nach Hause zu begleiten. Sein Vater hatte das Auto, weswegen wir gemeinsam liefen. "Du hättest nicht mitkommen müssen." meinte ich. "Hast doch bestimmt noch viel vorzubereiten für deine anstehende Weltherrschaft." 

Schmunzelnd schüttelte Elliot den Kopf. "Nein, ich hab nichts dagegen, für einen kurzen Moment das Haus verlassen zu können." Auch wenn er kaum Mimik zeigte, trotzdem wirkten seine Worte irgendwie traurig. 

"Hast du viel Stress mit deinen Eltern, wegen deiner Zukunft?" fragte ich vorsichtig. Elliot schien erstmal über die Frage nachdenken zu müssen. Scheint so, als wäre seine Lebenssituation auch nicht viel besser als meine, trotz der Anwesenheit seiner beiden Eltern. 

"Ich weiß es nicht." war schließlich Elliots Antwort. "Ich stehe unter Druck, Erfolg zu leisten, aber ich bin trotzdem noch eine Person für meine Eltern. Ich habe alle Freiheiten, die ich mir wünschen könnte, solange meine Leistung sich nicht verschlechtert." erklärte er. 

"Klingt ja nicht wirklich harmonisch." murmelte ich. "Nein, aber ohne das wäre ich nie so gut geworden, wie ich es heute bin. Nicht einmal die Ältesten aus unserer Einheit können es mit mir aufnehmen." Elliot sah richtig nachdenklich aus.

Was bei ihm wie ein fettes Ego klang war eigentlich nur seine trockene und ehrliche Art. Elliot wusste ganz genau, wie stark und talentiert er im Vergleich zu anderen war. Er machte kein Geheimnis daraus. 

Irgendwie war das nobel. Und auch ein bisschen attraktiv.

"Warum hast du mich eigentlich damals gerettet?" Das wollte ich schon seit längerem wissen, hab aber nie den passenden Moment gefunden, um zu fragen.

"Was meinst du?" fragte Elliot. "Na, das mit dem Eimer. Als ich meinen Kopf gegen den Schrank gehämmert habe und dieser Eimer fast auf mich drauf gefallen wäre." meinte ich und blieb stehen. "Du hast so deinen Arm über mich gehalten." 

Demonstrativ hob ich meinen Arm über uns beide und zog ihn an seinem Oberteil näher, wie Elliot es damals getan hatte.

Wir standen uns jetzt direkt gegenüber. Mir war gar nicht aufgefallen, wie nah ich Elliot wirklich ran gezogen hatte. Langsam ließ ich meinen Arm wieder sinken. 

"Du hättest dich ernsthaft verletzen können, das wollte ich verhindern." antwortete Elliot, seine Stimme so leise, das ich ihn kaum verstand. "Das hatte nichts mit dir zu tun." meinte ich. 

Schon seit ich ihn kannte hatte sich Elliot immer als jemand präsentiert, der niemand anderen brauchte. Ein Einzelgänger, der immer weiter aufstieg. So einer kommt nicht einfach spontan auf die Idee, jemand anderem zu helfen.

"Ich glaube, ich hatte damals die gleiche Intention, wie mit dem gemeinsamen Training." Elliots Wangen waren ganz rot. "Ich wollte dir näher kommen." gab er zu. 

"Man, du redest schon wieder so komisches Zeug." meinte ich und wollte einen Schritt nach hinten machen, aber Elliot griff nach dem Kragen meiner Jacke und zog mich noch näher. 

"Du hast mir eine Frage gestellt und ich habe sie beantwortet." Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf jetzt antworten soll. Stumm stand ich direkt vor Elliot, wartete darauf, was er macht. 

Nachdem kurz gar nichts passierte legte er seufzend seinen Kopf auf meine Schulter. "Alles okay?" fragte ich, doch ein bisschen besorgt. "Du machst es mir schwer, mich zu konzentrieren." 

Bitte hör doch auf, meine Hoffnungen immer weiter zu steigern. Ich hab einen Freund und du, du bist überhaupt nicht der Typ, den man sich in einer Beziehung vorstellt. 

"Es wird langsam dunkel, wir sollten uns ein bisschen beeilen." murmelte ich und tätschelte ihm den Kopf. "Können wir noch einen kurzen Moment so bleiben?" bat Elliot. "Vorhin hast du mich noch komisch gefunden und jetzt willst du selbst kuscheln." scherzte ich.

Eigentlich genoss ich es sogar. Elliot war normalerweise wirklich nicht so auf Berührung aus. Vielleicht ist es, weil wir über seine Familie gesprochen haben. Ist schließlich nicht jeder Fan davon. 

Es war eine angenehme Abwechslung, zu sehen, dass auch jemand wie er manchmal ein bisschen Zuneigung braucht.

"Wenn du willst kannst du bei mir pennen. Jetzt nochmal zurück zu laufen wäre doch voll anstrengend." schlug ich vor. "Meine Schwester ist noch eine Weile weg, wegen ihrer Arbeit, ich hab das Haus sowieso für mich." 

Elliot sah aus wie eine Katze, mit den schwarzen Haaren und dem strengen Blick, aber sanften, großen Augen.

"Wäre das denn in Ordnung?" fragte er. "Klar, ich lade dich ein. Dann musst du auch nicht so schnell zurück zu dir."

Das hätte eigentlich ein richtig cooler Abend werden können, würde nicht direkt vor meiner Haustür Jean sitzen.

Mit Pierre natürlich direkt neben ihm.

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt