Elliot P.O.V
"Hast du dich entschieden?" Ich lehnte an der Wand eines Krankenhauszimmer, sah vor mich auf die Betten, die nebeneinander gestellt waren.
Jedes einzelne war belegt mit einem Menschen, der von Elementaristen angegriffen wurde.
Neben mir stand die Frau, die mich aus der Zelle befreit hatte.
Zoe hieß sie, hatte ich inzwischen rausgefunden. Nicht, weil sie sich mir vorgestellt hatte, sondern weil eine der Ärztinnen sie mit Vornamen angesprochen hatte.
"Wegen was?" erwiderte ich, den Blick weiter nach vorne gerichtet.
"Wegen dem Vorschlag deiner Mutter." Vorschlag war ein interessante Bezeichnung für das, was sie mit mir besprochen hatte.
Ich ließ meine Augen über die Verletzten wandern. Einige hatten Verbrennungen, andere waren unterkühlt, ein paar hatten Prellungen oder ähnliche Verletzungen durch Erdkanten, die sich auf sie gerichtet hatten.
"Die Truppen unterliegen meinem Kommando, da gibt es nicht mehr viel zu entscheiden." antwortete ich schließlich.
"Befehle geben zu können mag ja nach viel klingen, aber der Satz hat noch keine Handlung." merkte Zoe an.
Mut ruhigen Schritten ging ich zu den Betten, strich über die Schilder an den Betten, auf denen ihre Namen standen.
Ich machte mir nicht die Mühe zu versuchen, mir einen der Namen einzuprägen. Sie waren unwichtig, nur Nebenfiguren in einem viel größeren Spiel.
Der Bauer, der geopfert wird, um den König auf dem Schachbrett zu verteidigen.
"Es wird auch keine Handlung folgen." stellte ich nach einigen Sekunden der Stille klar.
"Mir wurde gesagt, du bist keine besonders emotionale Person." Fast schon amüsiert klangen diese Worte von ihr.
"Das bin ich auch nicht. Meine Entscheidungen sind nicht durch Emotionen geprägt, sondern durch Logik. Inszeniere ich einen Angriff, brauche ich ein Ziel und das gibt es nicht." meinte ich.
Unser Gespräch wurde von einem Knall unterbrochen. Unbeeindruckt betrachtete Zoe ihre Fingernägel.
"Wie lange stehen wir schon kurz davor, angegriffen zu werden?" wollte ich wissen, verstehend, dass ihre Erdkräfte es ihr ermöglichten, kleinste Vibrationen im Boden wahrzunehmen.
"Kurz davor? Der Angriff hat längst begonnen." erwiderte sie nur.
Ich ersparte mir weitere Diskussionen und verließ das Zimmer, nachdem ich Zoe noch ein schnelles "Beschütz die Verletzen. Tot bringen sie uns auch nichts mehr." zurief.
Ein Teil der Außenwand der Eingangshalle war zerstört. Natürlich wurden wir auf die letztlichen Übergriffe auf Krankenhäuser informiert, deswegen waren wir auch vorbereitet.
In allen Krankenhäusern im Inneren Bereich der Stadt. Die Krankenhäuser, die nahe der Gebiete der Reichen standen.
In einem Krankenhaus wie diesem gab es keinen ausreichenden Schutz, geschweigedenn eine Einheit, die wenigstens die Sicherheit der Patienten und Ärzte gewährleisten könnte.
Jetzt gerade waren Zoe und ich die einzigen Schutzkräfte, neben ein paar Beamten, die sowieso nichts gegen Elementarkräfte ausrichten konnten.
"Versammelt die Ärzte und Patienten, bringt sie weg von hier!" rief ich den Polizisten zu, die ihre Waffen auf die eingestürzte Wand gerichtet hatten.
Als würde ein solcher Ansatz auch nur zu irgendetwas führen.
Sie folgten meinen Worten, doch der nächste Knall folgte schnell. "Beeilt euch!"
Ich stabilisierte die üppigen der Reste mit Eis. Zoe hätte hier sicher deutlich mehr leisten können, aber es ist besser, sie bleibt bei den Patienten.
Flammen schossen durch die einzelnen Risse. Spuren aus rotem Feuer.
Es war das schönste und gleichzeitig erschreckenste, was ich je sah.
Die Flammen tanzten um meinen Körper, strichen über meine Arme, doch sie verbrannten mich nicht. Als würde mich jeder einzelne Funke kurz berühren, um sich dann wieder von mir abzuwenden.
Es war der Moment, in dem ich realisierte, von wem diese Flammen kamen.
"Deine Flammen, sie verbrennen mich nicht." meinte ich, trat näher an die Wand heran.
Seine Stimme war so präsent und doch so anders, als ich sie in Erinnerung hatte.
Dabei war es keine lange Zeit, die wir voneinander getrennt gewesen waren. Und doch war es eine Ewigkeit.
"Natürlich nicht. Das Feuer gehorcht mir. Es kann nicht angreifen, was ich retten will."
Meine Hände legten sich an die Wand, suchten nach mehr Nähe zu ihm, zu Luca.
"Mich retten? Vor was?" fragte ich. "Vor mir." Seine Antwort war kurz, aber vielsagend. "Sag mir, ist Alice hier?" fragte er jetzt.
Vielleicht war das der Moment, in dem ich endlich verstand, dass ich Luca verloren hatte.
Er hatte sich selbst verloren.
"Alice ist längst in einem Krematorium zu Asche verbrannt worden, Luca. Alles, was du suchst, worauf du deinen Hass stützt gibt es nicht mehr. Deine Schwester ist weg und sie kommt nicht wieder." meinte ich, hielt meine Stimme ruhig, in der Hoffnung es könnte auch auf ihn ruhig wirken.
Doch diese Hoffnung war vergebens.
Mit einem lauten Aufschreien stemmten sich mehr seiner Flammen gegen die Wand, bis sie völlig zerbröckelte.
Ich baute einen Schild aus Eis um mich, der mich wenigstens vor größten Brocken schützte.
Vor Luca jedoch war mein Schild nutzlos.
Er durchbrach mit einem Schlag die Barriere, riss mich zu Boden, zwei flammernde Raben auf seinen Schultern.
"Animalis transformatio. Dein Feuer hat so viel Kraft, dass es die Gestalt von Tieren annehmen kann. Der Feuerhund, diese Raben." flüsterte ich.
Luca war schon immer stärker gewesen als ich. Sein Element hat nur seine eigene Kraft vor ihm versteckt.
Einer der Raben setzte sich auf meine Brust, erlischte als wäre Wasser über ihn gekippt worden.
"Egal, was ich ihnen befehle, sie wollen immer wieder zu dir." Lucas Stimme klang so traurig, während seine Augen mich voller Hass ansahen.
"Sie suchen nach dem Rest von ihnen." meinte ich und zog meine Rüstung zur Seite, entblößte so meine Brust.
Entblößte die Brandwunde, die Luca mir zugefügt hatte.
In seinen Augen änderte sich etwas. Er wurde ruhiger, aber ängstlicher.
"Ich hatte es fast vergessen." flüsterte Luca, die Hand auf meine Brust gelegt. "Du hättest die Wunde heilen lassen können."
"Ich wollte sie nicht heilen. Die Wunde hat mich an dich erinnert." flüsterte ich und griff nach seinem Shirt, bevor ich ihn zu mir runter zog.
Vielleicht gibt es doch Entscheidungen, die ich emotional treffe.
Vielleicht gibt es einfach Momente, in denen nicht einmal ich gegen mein Herz gewinnen kann.
Habe ich das überhaupt versucht, wenn es um Luca ging? Mir kommt es vor, als hätte ich mir von anfang an nur vorgespielt, ich würde ihn für meine eigenen Zwecke nutzen.
DU LIEST GERADE
Feuer, Eis und die Liebe
Fantasy"Du hast ein Talent dafür, dich selbst zu verletzen, das ist mir schon seit längerem bewusst, aber dass du auch so gut darin bist. andere zu verletzen, das war mir neu." Kräfte zu haben ist schon etwas cooles. Zumindest, wenn man sie beherrscht. Lu...