'14'

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Elliot P.O.V

"Wenn wir uns die Gebietsbegrenzungen der letzten fünf Jahre anschauen und sie mit heute vergleichen sehen wir, dass sich die Grenzen um unsere Trainingsschulen immer weiter zugezogen haben." Ein Sprecher erklärte vor einer großen Tafel diverse Statistiken und Anzeigen. 

Diese Treffen konnte man sich fast genau wie reguläre Gipfeltreffen vorstellen. Nur dass die Stimmung deutlich angespannter war und die Menschen ohne Fähigkeiten hinter einer geschützten Glaswand saßen. 

Aus Angst. 

Angst vor uns, die ja jeden Moment die Kontrolle verlieren und sie angreifen könnten. In den Augen der Normalos, die von uns wussten waren wir auch nicht mehr als wilde Tiere. 

"Wir werden immer weiter zurück gedrängt, wie erklären Sie sich das?" fragte der Sprecher und sah zu dem höchstrangigen Normalo hinter dem Glas. 

Luca saß vier Plätze von mir entfernt, wirkte sehr gelangweilt von dem, was vorne gesprochen wurde. Es überraschte mich, dass er tatsächlich gekommen war. Neben ihm saß dann wohl seine Schwester. 

Sie sah fast genau aus wie Luca, nur eben älter. Stark und hübsch zugleich, aber auch etwas wild. 

"Sie werden mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass es eine gewisse Priorität, die Sicherheit der Bürger zu garantieren, die im Falle eines 'Ausbruchs' einen gewissen Schutz brauchen." antwortete dieser hochrangige Politiker. 

Bei dem Wort 'Ausbruch' schnappten einige aus unseren Reihen empört auf. Mein Vater erhob sich von seinem Stuhl. "Würden Sie erläutern, was Sie mit 'Ausbruch' meinen?" bat er. 

Der Politiker kam ins Schwitzen, rückte sich seine Krawatte zurecht. "Es ist doch nicht verwerflich, gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen zu wollen." versuchte er sich zu rechtfertigen. 

Dieser erheuchelte Frieden zwischen uns und denen, die von uns wussten, existierte nur, weil beide Seiten ein sehr hohes Risiko eingingen. 

Normalos von uns wissen zu lassen erhöht für uns die Chance, gejagt und vertrieben zu werden. Und die Normalos? Sie riskierten ihr Leben, schließlich waren wir unbestreitbar stärker als sie. 

Lucas und mein Blick trafen sich. Er ließ das Gesicht ein Stück fallen, wollte mir so wohl sagen, wie langweilig ihm doch tatsächlich war. 

Dafür bekam er von seiner Schwester einen Schlag gegen den Hinterkopf. Schmunzelnd verdrehte ich die Augen. 

Ich stand jetzt ebenfalls auf. "Sie drücken eine gewisse Besorgnis darüber aus, dass wir aus Unzufriedenheit gegen die Ihrigen rebellieren werden. Nach dieser Logik wäre es dann jedoch klüger, uns gewisse Gebietsvergößerungen vornehmen zu lassen. Uns einzusperren wird unsere Unzufriedenheit nicht verringern." 

Stolz klopfte mein Vater mir auf die Schulter, aber ich war nicht gar nicht fertig. "Vor zwei Jahren haben wir Einschränkungen bezüglich der Ausmaße unseres Trainings zugestimmt. Vor drei Jahren haben wir uns bereit erklärt, höhere Strafen als im Gesetzbuch vorgesehen zu akzeptieren. Wie viel Einschränkung braucht es noch, bis Sie sich sicher fühlen?" 

Zustimmendes Gemurmel kam aus den Reihen neben mir, aber ich fixierte meinen Blick auf den Mann mir gegenüber. Er sagte gar nichts mehr, sah hilfesuchend zu den Leuten in seinen eigenen Reihen. 

"Wir legen eine viertelstündige Pause ein." bestimmte schließlich der Sprecher ganz vorne. Er war so etwas wie die Brücke zwischen uns. Das heißt, keinem wurde gesagt, ob er ein Elementarist war oder nicht. 

Seufzend setzte ich mich wieder hin. Eine Antwort habe ich jetzt trotzdem nicht bekommen. Dafür legten sich zwei Arme von hinten um meinen Hals. "Du bist ja cool!" Breit grinsend blickte Luca mich an. 

"Wie du diesen Kerl mit deinen Worten nieder gemetzelt hast, richtig krass." meinte er. "Du scheinst dich jedoch sehr zu langweilen." meinte ich. Ertappt ließ Luca wieder von mir ab, wodurch ich meinen Stuhl zu ihm umdrehen konnte. "Ist nicht wirklich was für mich, verstehe kaum die Hälfte von dem, was ihr alle redet." gab er zu. 

Mein Vater mischte sich jetzt ebenfalls ins Gespräch mit ein. "Luca, für dich ist es das erste Mal hier, oder?" fragte er. "Ja, ich bin mit meiner Schwester hier." Luca zeigte nach hinten zu dem Platz, an dem er zuvor gesessen hatte, doch seine Schwester war nirgendwo zu erkennen. "Oh, vielleicht ist sie aufs Klo oder so." 

"Wieso lässt du dir von Elliot nicht das Gebäude zeigen? Hier zu sitzen lässt die Zeit auch nicht schneller vergehen." schlug Vater vor. "Gern." Ohne groß auf eine Antwort meinerseits zu warten griff Luca nach meinem Arm und zog mich vom Stuhl hoch. 

"Ehrlich, du musst mir mal erklären, wie du da überhaupt mitkommst. Ich bin froh, wenn ich grob das Thema verstanden habe." Luca plapperte vor sich hin. Seit ich ihn vor seinem Haus mit den beiden Normalos allein gelassen hatte, hatten wir uns nicht noch einmal gesehen. 

Ich hielt Luca davon ab, weiterzugehen und drehte seinen Körper zu mir. "Wie geht es dir?" fragte ich. Schmunzelnd legte er seine Hände an meine Hüften. Etwas überrumpelt wollte ich zurück treten, aber Luca krallte seine Hände förmlich in meine Kleidung.

"Tut mir leid, dass Jean dich so angefahren hat." meinte er. "Was für einen Sinn hat es, wenn du dich für einen anderen entschuldigst?" Amüsiert schnaubend legte er seinen Kopf auf meine Schulter. "Ich hatte Angst, dass du sauer sein könntest."

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt