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Elliot P.O.V

Ich hörte nur den Schuss und sah, wie riesige Flammen in den Himmel empor stiegen. Die Flammen umschlossen Luca und Mathéo, genauso wie Zoe, die nicht mehr genug Abstand zwischen sich und die beiden bringen konnte, um dem Inferno zu entkommen.

Mich erreichte das Feuer nicht. Die Flammen stoppten kurz vor mir, nahe genug, dass ich die glühende Hitze auf meiner Haut spürte. Sie waren nicht orange leuchtend, wie man es sonst kannte, sondern blutrot.

"Luca!" Noch immer stand ich, gefesselt am Boden, konnte mich keinen Meter bewegen. Ich brüllte seinen Namen, wartete verzweifelt auf eine Reaktion seinerseits. Der Schmerz in meinem Körper war mir völlig egal, weil der Schmerz in meinem Herz so groß wurde, dass ich fast das Bewusstsein verlor.

Keine Antwort, nichts. Das ganze Schlachtfeld war auf einmal so unendlich still. Die Armeen hatten aufgehört zu schießen, die Elementaristen standen steif da und sahen auf das Feuer.

"Elliot!" Ich hörte die Stimme meiner kleinen Schwester. Sie sprang auf mich zu, zerstörte Zoes Pfeiler und meine Knie sanken zu Boden. Schon die ganze Zeit hatte ich keine Kraft mehr in den Beinen gehabt und jetzt hatte ich auch keine Stützen mehr, die mich aufrecht hielten.

Ich suchte nach der Kraft, aufzuspringen und auf die Flammen zu zu rennen, doch sobald ich stand legte Suzanne beide Arme um mich und hielt mich zurück. 

"Nicht! Du bringst dich nur selbst um!" rief sie und riss mich mit all ihrer Kraft zurück. "Ich muss ihm helfen!" "Siehst du das Feuer nicht? Du verbrennst, bevor du auch nur in der Nähe von Luca bist!" Wir schrien uns gegenseitig an, was mich nur noch mehr Kraft kostete.

Und ich sah, wie Schweißtropfen über Suzannes Stirn tropften. Die Flammen machten ihr allein aus dieser Entfernung schon zu schaffen. Ich stützte mich auf ihrer Schulter ab, gab ihr so das stumme Signal, dass ich mich nicht weiter weg bewegen würde. 

Gemeinsam blickten wir auf die Flammen, die langsam kleiner wurden. Viel zu langsam. Meine Ungeduld stieg mit jeder Sekunde und ich versuchte über sie hinwegzusehen, um zu versuchen, irgendwas zu erkennen. 

"Kannst du etwas sehen?" Leute versammelten sich um uns herum, tuschelten untereinander, die Köpfe zusammen gesteckt und ihre Blicke in Richtung des großen Schlachtfeldes gerichtet. 

Es war wirklich ironisch, wie unglaublich still es überall war. Kaum zehn Minuten zuvor hätte man hier kaum seine eigenen Worte verstanden und jetzt traute sich keiner der Anwesenden, einen zu lauten Mucks zu machen. 

"Siehst du etwas?" fragte mich Suzanne. "Zoe." antwortete ich, als der Rauch weitgenug verflogen war, um wenigstens einen Teil freizugeben. "Sieh nicht hin." bat ich, wollte meiner kleinen Schwester den Anblick ersparen. 

Zoe lag auf dem Boden, alle Glieder von sich gestreckt. Ich erkannte sie tatsächlich nur noch wegen der außergewöhnlichen Kleidung. Ihr Gesicht war bis auf das Fleisch ein so grausamer Anblick, dass ich froh war, als jemand sich traute, näher ran zu treten, und ein Tuch über ihren Körper zu legen. 

"Was ist mit Luca?" rief ich, als sich kein anderer von ihnen bewegte. "Er ist doch euer Anführer! Wieso sieht keiner nach, ob es ihm gut geht?" Auf meine Beschwerde bewegten sich ein paar wenige von Lucas Anhängern mit langsamen Schritten nach vorne. 

Keiner von ihnen sprach ein Wort, auch nicht, als sie direkt hinter den Flammen standen. "Ich seh ihn!" rief dann jemand. Jetzt sprangen doch mehrere nach vorne. 

Ich bekam kaum Luft vor Aufregung und meine Hände zitterten wie noch nie zuvor. Jemand soll mir sagen, was los ist! Jemand soll mir endlich sagen, dass es Luca gut geht! 

Dann kamen die Worte, die ich nicht hören wollte. Die Worte, vor denen ich die ganze Zeit schon Angst hatte. 

"Er atmet nicht mehr!" 

Mein Herz wurde mit einem mal unerträglich schwer und nicht einmal mehr Suzanne konnte mich halten. Ich fiel mit den Knien voraus auf den Schotter.

Der Schuss, Luca würde niemals eine Waffe benutzen, er kann also nur von Pierres Vater gekommen sein. 

Unsere Körper sind standhaft, aber sie können keine Kugeln abwehren. Selbst nicht, wenn man so eine große Kraft in sich beherbergt wie Luca. Wir sind keine Götter, auch wenn manche von uns, das glauben mögen.  

"Elliot." murmelte Suzanne und kniete sich neben mich. "Ich weiß, dass du das jetzt gerade vielleicht nicht hören möchtest, aber es muss sein. Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren."

Warum...

Warum muss ich mich immer zusammen reißen?

Warum darf ich nicht auch ausrasten, wenn mein bester Freund, den Mann, denn ich liebe, gestorben ist?

Warum liegt es immer an mir, die Nerven zu behalten?

"Du musst das hier jetzt beenden. Wenn du einen Sieg für die Menschen erreichen willst, dann geht das nur jetzt." flüsterte Suzanne.

"Stehst du nicht auf seiner Seite?" Es war erstaunlich, dass ich noch ganze, zur Konversation passende Sätze rausbrachte.

"Ich bin wohl ein bisschen wie Maman. Ich stelle mich auf die Seite, die am meisten Gewinnchancen hat.  Die Elementaristen haben ihren Anführer und den stärksten unserer Art verloren. Was denkst du, wie lange sie ihren Widerstand, ohne jegliche Leitung, noch aufrecht erhalten können?"

Ohne Leitung.

Ohne Luca.

"Es geht nicht darum, wer die größten Chancen auf einen Sieg hat, Suzanne." meinte ich und richtete mich langsam auf. "Es geht darum, was richtig ist."

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt