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Elliot P.O.V

"Es macht keinen Sinn." murmelte Lucas. Wir hatten uns gemeinsam die abgebrannten Häuser angesehen. Jedes einzelne Haus hatte er im Detail betrachtet.

"Was macht keinen Sinn?" wollte ich wissen. "Wo sagst du, wurde das erste Feuer gelegt?" erwiderte Lucas. Er kannte die Antwort selbst, fragte nur, um einen gemeinsamen Gedanken aufarbeiten zu könne.

Mit den Augen scannte ich noch einmal den Raum ab, bis ich auf das Sofa sah, von dem nur noch schwarze, verkokelte Überreste zu erkennen waren. "Das Polster wurde angezündet." antwortete ich.

"Ja, aber wie hat sich das Feuer dann ausgebreitet? Die Schränke stehen zu weit weg, als dass ein einfaches Feuer hätte darauf springen können und der Teppich ist zu dünn, um Flammen lange aufrecht zu halten." stellte Luca fest.

Deswegen wollte ich ihn hier haben. Er kam in einer halben Stunde auf das, wofür die Polizisten einen halben Tag gebraucht hatten.

"Was ist deine Theorie?" wollte ich wissen. "Ein Feuerbändiger wäre durchaus in der Lage gewesen, Feuer im Haus zu legen und er könnte auch mit dem Sofa angefangen haben, aber den Brandspuren nach hätte er sich selbst eingekesselt und auch wir sind nicht immun gegen den giftigen Qualm."

Luca strich mit seiner Hand über den Tisch, der mit einer Schicht von Ruß bedeckt war.

"Ich glaube viel eher, jemand hat eine Spur gelegt, aus brennbarer Flüssigkeit und dann das Sofa angezündet." erklärte Luca.

"Würden wir dann nicht Alkohol riechen?" warf ich ein. "Nicht, wenn die Spur nur dazu da war, um von einen Möbelstück aufs nächste zu kommen. Ein dünner Faden, der das eine mit dem anderen verbindet."

Sein Blick schwang zurück zu mir. "Wer auch immer diese Feuer gelegt hat, war kein Bändiger. Diese Brände sind zu kompliziert, zu aufwendig. Das ist das Werk eines Menschen, der mit jedem Brand mehr über Feuer lernt." schlussfolgerte er. 

Ich hatte schon daran gedacht. An das, was ich tun müsste, wenn es sich hier um die Tat eines Menschen handelt. So sehr es mich beschämte, ich hatte innerlich darauf gehofft, es sei ein Elementarist gewesen. Das hätte es leichter gemacht. Ein weiterer Rassenkampf war momentan einfach nicht möglich. Keine von beiden Seiten hätte auch nur ansatzweise genug Ressourcen, um sich länger als fünf Tage zu halten. 

Mal ganz davon abgesehen, dass wir immer noch mit der Meinung der Öffentlichkeit zu Luca kämpfen mussten. Sie waren alle drauf und dran, ihn als den Feuerteufel vor Gericht zu ziehen, damit er endlich die Strafe bekommt, vor der ich ihn noch bewahrt hatte. 

"Über was denkst du nach?" fragte Luca, riss mich so aus meinen immer unruhiger werdenden Gedanken. "Was jetzt der richtige Schritt wäre. Ich könnte deinen Kopf aus der Schlinge ziehen und eine Pressemitteilung planen, in der ich bekannt gebe, dass es sich hierbei um einen Menschen handelt." meinte ich. 

Luca schlenderte ruhigen Schrittes durch den Raum. Er war so viel erwachsener geworden, war kaum mehr als der wilde Junge zu erkennen, den ich damals kennen gelernt hatte. "Damit provozierst du, dass sie dir nachsagen, du würdest mich nur beschützen wollen. Sie würden es dir nicht glauben und denen, die tatsächlich bereit sind, dir zu glauben, zwingst du ein Misstrauen ihrer Nächsten auf." meinte er, versuchte den Teppich mit dem Fuß gerade zu rücken.

Als ein abgebrannter Teil sich an seiner Sohle festsetzte, seufzte er und richtete den Körper wieder zu mir.

"Du kannst alles tun, ihnen den tatsächlichen Täter direkt vor die Haustür setzen, mit unterschriebenem Geständnis, die meisten werden trotzdem glauben, dass ich für all das verantwortlich bin. Ich schätze, das ist meine Strafe." erklärte Luca, hielt seine Stimme bedeckt, ruhig. 

Ich atmete aus, hatte selbst gar nicht gemerkt, dass ich die Luft für einen Moment angehalten hatte. All meine Anspannung sammelte sich in dem Raum, obwohl das Feuer genug Schaden angerichtet hatte, dass es durch einzelne Löcher hätte nach draußen entschlüpfen können.

Aber die Spannung blieb, nahm den ganzen Raum ein und hielt mich fest. "Ich möchte nicht still sitzen bleiben und abwarten, bis etwas passiert." meinte ich. Mit einem einfühlsamen Lächeln machte er ein paar Schritte auf mich zu. 

"Meine Schwester hat mir mal gesagt, ob du das Feuer legst oder zusiehst, wie sich die Flamme selbst entzündet, macht keinen Unterschied. Am Ende bist du für den Brand verantwortlich, weil du kein Wasser drüber gekippt hast." meinte Luca, strich mit seiner Hand meine Wange entlang, wohl, um mich zu beruhigen.

"Also soll ich etwas tun?" fragte ich. "Du solltest dafür sorgen, dass keine weiteren Feuer gelegt werden und ich werd dir dabei helfen." Verstehend nickte ich. 

Luca hat Recht, ich darf meinen Kopf jetzt nicht verlieren. Es gibt etwas, worauf wir uns konzentrieren müssen.

Den Feuerteufel schnappen und weitere Morde verhindern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 09 ⏰

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Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt