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Luca P.O.V

Ich wollte sofort auf Elliot zu rennen. So etwas lasse ich mir doch nicht einfach gefallen! Mitten in meinem Hechtsprung riss die Tür zum Trainingsraum auf, gefolgt von einem "Ich hab dir gesagt, er ist nicht alleine." 

Elliot und ich erschreckten uns beide so sehr, dass wir gegeneinander knallten. 

Ein Typ, mit Sicherheit knapp zwei Meter groß und so breit, dass seine Schultern von Türrahmen zu Türrahmen reichten, kam rein. 

"Salut Papa." Das soll Elliots Vater sein? Der Mann sieht aus, als könnte er mir mit einem Griff den Nacken brechen! "Salut, Monsieur." murmelte ich und senkte den Kopf. 

"Elliot, du hast einen Gast?" fragte er. "Das ist Luca, er ist in derselben Einheit wie ich." erklärte Elliot und half mir aufzustehen. Dieser Riese fing plötzlich breit an zu grinsen. "Freut mich, dich kennenzulernen, Luca." Er breitete seine Arme aus und ich sah mein Leben an mir vorbei ziehen.

Aber er zog mich einfach in eine Umarmung, hob mich hoch und drückte mich an sich. 

"Lass ihn wieder runter. Er kriegt kaum Luft." verlangte Elliot ruhig. Schön, dass du so ruhig bleiben kannst, während ich hier Angst um mein Leben haben muss! Hinter Elliots Vater kam eine weitere Person hervor. 

Sie sah aus wie Elliot, nur in weiblich. Dasselbe schwarze Haar, dasselbe ausdruckslose Gesicht. Elliots Vater ließ mich wieder runter. "Du hast Freunde?" fragte Elliots weiblicher Klon trocken. "Lucas, das sind mein Vater Antoine und meine Schwester Suzanne." Ich schüttelte kurz die Hand von Elliots Schwester, bevor ich mich wieder neben ihn stellte. 

Ja, war doch eine ziemlich unangenehme Situation. 

"Bleibst du zum Essen, Lucas?" fragte Antoine. "Er will nicht einmal hier im Raum bleiben und du denkst, er kommt hoch zum Essen?" warf Suzanne ein. Okay, Elliot und sie waren definitiv Geschwister. Sie und ihr Vater fingen eine ganze Diskussion an. 

"Komm." Elliot griff nach meiner Hand und zog mich an beiden vorbei nach draußen. "Entschuldige, meine Familie ist etwas viel." meinte er, während wir die Treppen rauf gingen. 

"Dein Vater ist so anders als du." war das einzige, was mir gerade einfiel. "Er ist der einzige in meiner Familie, der so gefühlvoll ist. Meine Mutter ist mehr wie meine Schwester und ich." erklärte Elliot. 

Ich hab zuvor nie stark darauf geachtet, aber Elliot lebte in ziemlichen Luxus. Ein großes Haus mit Trainingsraum im Keller. Breite Gänge mit Kunstwerken und Familienfotos an den Wänden.

"Jetzt, da mein Vater weiß, dass wir gemeinsam trainieren, wird er wohl öfter auftauchen." Eliot war wohl so in seinen eigenen Gedanken verfangen, dass er gar nicht merkte, wie wir längst an der Eingangstür vorbei gelaufen waren.

"Hey, Elliot." Ich zog ihn an seinem Arm zurück. "Mir macht es nichts aus, deine Familie kennen zu lernen. Solange ich dir nicht peinlich bin oder so." meinte ich. Er zog eine Augenbraue hoch. Das war so das Universal-Gesicht, was entweder Genervtheit, Verwirrung oder beides gleichzeitig bedeuten könnte.

Ich muss mir echt mal ein Bilderbuch für seine Emotionen zulegen. Das würde es uns beiden mit Sicherheit erleichtern.

"Wieso solltest du mir peinlich sein?" Auf seine Frage hin zuckte ich mit den Schultern. "Dann ist ja alles cool. Kannst dich revanchieren, indem du mal mit meiner Schwester und mir Schlittschuhlaufen gehst." schlug ich vor.

Ich blieb wirklich noch zum Essen. Elliots Familie war jetzt nicht so das, was man erwartet, wenn man ihn kennt, aber sie waren alle wirklich nett. Sogar Suzanne, obwohl sie noch weniger Feingefühl hat als ihr großer Bruder.

Es störte Elliots Mutter nicht, dass ich mitaß. Zumindest sagte sie nichts dagegen. 

Mittendrin rief mich schon wieder Jean an. "Tut mir wirklich leid." murmelte ich und ging in den Flur, um abzuheben. "Ich hab doch gesagt, ich ruf dich später zurück." zischte ich, versuchte so leise wie möglich zu bleiben.

"Das ist jetzt bald zwei Stunden her. Sei ehrlich, gibt es da jemand anderen?" fragte Jean. Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand. "Mir sind meine Hobbys halt wichtig. Können wir heute Abend telefonieren?" bat ich. 

Jean seufzte. "Weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, deine Hobbys sind dir wichtiger als ich. Pierre macht mich schon ganz irre damit, mir ständig einzureden, dass diese Hobbys nichts mit sportlicher Aktivität zu tun haben, nicht primär." erklärte er.

Pierre, dieser Vollidiot! Dass er sich seine bescheuerten Kommentare nicht einfach sparen kann. Jeans Kumpel war mir schon immer ein Dorn im Augen gewesen, jetzt noch mehr als zuvor. Ich brauch diesen Stress gerade wirklich nicht.

"Es gibt niemand anderen, Jean. Hör nicht auf den Müll, den Pierre von sich gibt. Du bist mein Freund, okay? Ich mache nur viel Sport, das ist alles." versicherte ich ihm. "Ich liebe dich. Bis heute Abend." fügte ich noch hinzu, bevor ich auflegte, wartete nicht einmal auf eine Antwort.

Jean denkt, ich trainiere für irgendeinen bescheuerten Sport und das auch noch alleine.

Er hat keine Ahnung, dass es Elliot gibt. Oder, wie Elliot meinen ganzen Kopf verdreht. 

Feuer, Eis und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt